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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ihn trinken können, und trotzdem sind bei uns Nervenschäden, geistige Zurückgebliebenheit und Geburtsfehler allgegenwärtig. Selbst die Luft, die wir atmen, ist unser Feind: Unsere dritthäufigste Todesursache ist Lungenkrebs – Lungenkrebs , und das siebzehn Jahrhunderte, nachdem Lao Than den Impfstoff perfektionierte! Und trotz neunhundert Jahren – fast einem Jahrtausend ! – der Anpassung bedrohen uns diese Gesundheitsrisiken und Folgeschäden, Admiral. Können Sie sich wirklich vorstellen, wie es für die erste Generation gewesen ist? Oder für die zweite?«
    Yanakov schüttelte traurig den Kopf und senkte den Blick in das Brandyglas.
    »Unsere erste Generation brachte im Mittel unter drei Geburten ein lebendes Kind zur Welt. Von den lebendig geborenen Säuglingen war rund die Hälfte zu schwer geschädigt, um das Kindesalter zu überleben, und unser Überleben hing derart am seidenen Faden, daß es nicht möglich war, die Mittel zu erübrigen, um diese Kinder am Leben zu erhalten. So praktizierten wir statt dessen Euthanasie und ›sandten sie heim zu Gott‹.«
    Er sah auf, das Gesicht von Trauer verzerrt.
    »Das verfolgt uns noch immer. Es ist noch nicht so viele Generationen her, daß der Brauch, Geburtsgeschädigte zu euthanasieren, abgeschafft wurde – und damals wurden selbst jene mit leichten, korrigierbaren Makeln getötet. Ich kann Ihnen die Friedhöfe zeigen, eine Reihe mit Namen von Kindern nach der anderen, und auch die Plaketten, auf denen kein Name steht, sondern nur ein Datum, aber Gräber kann ich Ihnen nicht zeigen. Selbst heute gibt es noch keine Gräber. Die Traditionen unserer Gründerväter sterben nur langsam. Die ersten Generationen benötigten Boden, auf dem irdische Nutzpflanzen wuchsen, viel zu dringend.« Er lächelte, und ein kleiner Teil des Schmerzes verebbte. »Unsere Gebräuche unterscheiden sich selbstverständlich von den Ihren. Unsere Toten schenken uns heutzutage Gärten zum Gedenken, keine Kartoffeln, Bohnen und Getreide. Eines Tages werde ich Ihnen den Yanakov-Garten zeigen. Er ist ein sehr … friedvoller Ort.
    Doch das war nicht die Art unserer Gründer. Allein die emotionale Last für die Frauen, einen Säugling nach dem anderen zu verlieren, zuzusehen, wie ein Kind nach dem anderen erkrankte und starb, und doch keine Wahl zu haben, als zu gebären und zu gebären, selbst auf Kosten des eigenen Lebens, um das Überleben der Kolonie zu gewährleisten …« Erneut schüttelte er den Kopf.
    »Es hätte alles anders sein können, wären wir nicht von vorneherein eine derart patriarchalische Gesellschaft gewesen. Unsere Religion lehrte uns Männern, daß wir unsere Frauen umsorgen und beschützen müßten, daß Frauen schwächer und Strapazen weniger gewachsen seien, und wir – wir konnten sie nicht beschützen. Wir konnten uns selbst nicht schützen, doch der Preis, den unsere Frauen zahlten, war so viel schrecklicher, und wir waren es, die es über sie gebracht hatten.«
    Der Grayson lehnte sich zurück und winkte vage mit einer Hand. Es waren keine Lampen eingeschaltet worden, und durch die hereinbrechende Dunkelheit vernahm Courvosier die Trauer in seiner Stimme.
    »Wir waren religiöse Eiferer, Admiral Courvosier. Wäre es anders gewesen, wären wir gar nicht erst hierhergekommen. Einige von uns sind es immer noch, obwohl ich glaube, daß in den meisten von uns das Feuer schwächer – oder vielleicht reifer – geworden ist. Doch damals waren wir mit Sicherheit Eiferer, und einige der Gründerväter gaben ihren Frauen die Schuld an den Geschehnissen, weil es, wie ich glaube, einfacher war, als selbst dafür geradezustehen. Auch sie litten, wenn ihre Söhne und Töchter starben. Den Schmerz konnten sie nicht eingestehen, oder sie hätten sich aufgeben und selbst sterben müssen, also verschlossen sie ihn tief in ihrem Innersten, und dort verwandelte er sich in Wut – Wut, die sie nicht gegen Gott richten konnten, und so blieb nur ein einziges anderes Ziel.«
    »Ihre Frauen«, murmelte Courvosier.
    »Genau«, seufzte Yanakov. »Bitte verstehen Sie mich richtig, Admiral. Die Gründerväter waren keine Monstren, und ich versuche auch nicht, zu entschuldigen, was mein Volk ist. Wir sind nicht weniger Produkt unserer Vergangenheit als Ihr Volk. Unsere Kultur ist die einzige Kultur, die einzige Gesellschaftsform, die wir je kennengelernt haben, und nur selten stellen wir sie in Frage. Ich brüste mich mit meiner Kenntnis der Geschichte, doch um die Wahrheit zu sagen,

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