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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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am Boden. Wir hatten nur sehr einfache Mittel, auf denen wir aufbauen konnten, und als wir etwas aufgebaut hatten, sahen wir uns der größten Gefahr überhaupt gegenüber: dem Schisma.«
    »Die Wahren Gläubigen und die Gemäßigten«, warf Courvosier ruhig ein.
    »Ganz genau. Die Wahren Gläubigen, die sich an die ursprünglichen Kirchendoktrinen klammerten und Technik als von Gott verflucht betrachteten.« Yanakov stieß ein freudloses Lachen aus. »Es fällt selbst mir schwer zu verstehen, wie jemand dieser Meinung sein konnte – ich glaube kaum, daß es einem Fremdweltler überhaupt möglich wäre! Als ich aufwuchs, war mein Überleben von der Technik abhängig – so primitiv sie auch sein mag, verglichen mit der Ihren. Wie im Namen Gottes konnten Menschen, die noch viel näher an der Auslöschung standen, allen Ernstes glauben, Er erwarte von ihnen, ohne Technik auszukommen?
    Doch sie taten es – wenigstens zu Anfang. Die Gemäßigten andererseits waren der Meinung, unsere Lage sei die Sintflut unseres Glaubens, eine Katastrophe, die Gottes wahren Willen klarmachte: Er wollte, daß wir eine Lebensweise finden, in der die Technik benutzt wird, wie Er es geplant hatte – nicht als Herr des Menschen, sondern als sein Diener.
    Sogar die Wahren Gläubigen mußten diese Lehre am Ende annehmen, doch die Feindschaft existierte bereits, und die beiden Gruppen entfernten sich immer weiter voneinander. Nicht länger wegen der Technik, sondern über die Frage, was gottgefällig sei. Die Wahren Gläubigen gingen weit über alles hinaus, was die Bezeichnung Konservativismus verdient. Sie wurden zu radikalen Reaktionären und legten sich die Kirchendoktrin so lange zurecht, bis sie ihre Vorurteile bestätigte. Wenn Sie glauben, die Art, in der wir unsere Frauen behandeln, sei rückständig … Haben Sie jemals von der Doktrin des Zweiten Sündenfalls gehört?«
    Courvosier schüttelte den Kopf, und Yanakov seufzte.
    »Die Doktrin entstand aus der Suche der Wahren Gläubigen nach Gottes Willen, Admiral. Ist Ihnen bekannt, daß sie das Neue Testament komplett als häretisch betrachten, weil der Siegeszug der Technik auf Alterde beweise, daß Christus nicht der wahre Messias gewesen sein kann?«
    Diesmal nickte Courvosier, und Yanakov machte ein grimmiges Gesicht.
    »Nun, sie gingen noch weiter. Laut ihrer Theologie war der Erste Sündenfall, durch den die Menschen aus dem Garten Eden vertrieben und auf Alterde verbannt wurden, Evas Schuld, und also erzeugten wir eine Gesellschaft, in der die Frauen Besitz waren. Die Gemäßigten mochten alles, was uns widerfahren ist, als Sintflut interpretieren und geglaubt haben – wie wir auf Grayson noch heute glauben –, daß es Teil von Gottes Prüfung ist; doch die Wahren Gläubigen sind davon überzeugt, daß Gott nie beabsichtigte, daß wir uns Graysons Umwelt stellen mußten. Sie glauben, daß er den Planeten in einen neuen Garten Eden verwandelt hätte, wenn wir nicht nach unserer Ankunft gesündigt hätten. Und wie die erste Sünde von Eva begangen wurde, so waren für diesen Zweiten Sündenfall die Töchter Evas verantwortlich. Damit konnten sie die Weise, wie sie die eigenen Frauen und Töchter behandelten, rechtfertigen, und von uns verlangten sie, die Lehre zu akzeptieren, wie wir auch ihre Ernährungsgesetze und Steinigungen hinnehmen sollten.
    Die Gemäßigten weigerten sich, der Haß zwischen den Parteien wurde schlimmer und schlimmer, bis alles, wie Sie wissen, in einen Bürgerkrieg mündete.
    Es war ein schrecklicher Krieg, Admiral Courvosier. Die Wahren Gläubigen waren in der Minderzahl, und der harte Kern der Eiferer machte nur einen geringen Prozentsatz von ihnen aus. Doch diese Eiferer waren vollkommen rücksichtslos, denn sie ›wußten‹ ja, daß Gott auf ihrer Seite stand. Was auch immer sie taten, taten sie in Seinem Namen, und jeder, der sich ihnen widersetzte, war aus diesem Grund verderbt und böse, und daher besaß er kein Recht auf Leben. Wir waren noch immer weit davon entfernt, eine fortschrittliche Technologie entwickelt zu haben, aber wir konnten Schußwaffen, Panzer und Napalm herstellen – und die Wahren Gläubigen bauten als letzten Ausweg ihre Weltuntergangswaffe. Wir wußten überhaupt nichts von ihrer Existenz, bis Barbara Bancroft, die Frau des fanatischsten Anführers, entschied, daß die Gemäßigten davon erfahren müßten. Sie floh zu uns – wandte sich gegen alles, woran die Wahren Gläubigen glaubten – und warnte uns, doch die

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