Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
Zeit gelernt, seine Gefühle von seinem Job zu trennen, um immer einen klaren Kopf zu behalten, und natürlich würde er die Mission nicht aufs Spiel setzen … Aber, verdammt noch mal, er wollte die Bastarde umbringen.
Barrie gefiel ihm, gefiel ihm wirklich. Sie war keine der umwerfenden Schönheiten, die einen Mann beim ersten Blick den Verstand verlieren ließen, nein. Doch sie hatte ebenmäßige Züge, und jetzt, im Schlaf, die Sorgen vorerst ausgeblendet, wirkte sie geradezu gelassen und heiter. Ein hübsches Ding auf jeden Fall, grazil und fein wie eine Porzellanfigur. Für eine Frau war sie wohl normal groß, eins fünfundsechzig schätzte Zane, aber er war über eins neunzig, also war sie klein im Vergleich zu ihm und wog zudem höchstens die Hälfte. So winzig wie seine Mutter und seine Schwester war Barrie nicht, die beiden waren außergewöhnlich zierlich, wie Elfen. Nein, Barrie Lovejoy mit ihrem aristokratischen Stammbaum verfügte über die Robustheit eines Pioniers. Die meisten Frauen – und das mit voller Berechtigung – wären längst zusammengebrochen.
Überrascht stellte Zane fest, dass sich Trägheit in ihm breitmachte. Trotz der widrigen Situation, in der sie sich befanden, lag etwas Beruhigendes darin, Barrie im Schlaf zu beobachten. Er war ein Einzelgänger, war es immer gewesen, und zog es vor, allein zu schlafen. Wenn sein sexueller Appetit gestillt war, ging er für gewöhnlich bald. Doch das hier … irgendwie fühlte es sich gut und richtig an, sie mit seinem Körper zu schützen, während sie zusammen ruhten. Hatten die Höhlenmenschen ähnlich empfunden? Die Männer, die sich zwischen Höhleneingang und die schlafenden Gestalten ihrer Frauen und Kinder legten, um Gefahr abzuwehren, wenn die Nacht hereinbrach und die Feuer ausbrannten? Falls es sich hier wirklich um einen uralten Instinkt handelte, so hatte Zane ihn bisher noch nie verspürt.
Er wollte sie berühren, wollte ihre warme weiche Haut unter seiner Hand fühlen. Er wollte Barrie an sich ziehen, sie schützend in den Armen halten und sich an sie schmiegen. Nur das Wissen, dass das jetzt das Letzte war, was sie gebrauchen konnte, hielt Zane davon ab, dem Impuls nachzugeben.
Er wollte Barrie nicht nur halten, er sehnte sich schmerzhaft danach, sie zu besitzen.
Sie verschwand schier in seinem Hemd, aber er erinnerte sich an den Körper, der jetzt vom Stoff verdeckt wurde. Er sah hervorragend im Dunkeln: Er hatte feste, runde Brüste wahrgenommen, nicht übermäßig groß, aber sehr appetitlich, mit kleinen, festen Brustwarzen. Er erinnerte sich an ihre kurvenreiche weibliche Figur, ihre schmale Taille, ihre runden Hüften, das hübsche kleine Dreieck zwischen ihren Beinen. Er hatte auch ihren Po gesehen. Allein die Erinnerung daran ließ Verlangen in ihm aufsteigen. Ihr Hintern war wirklich hübsch, oh ja. Den würde er jetzt gerne spüren, eng an seine Schenkel gepresst.
Nein, Zane würde nicht schlafen können. Er war erregt. Verlangen pochte in seinen Adern. Er drehte sich auf den Rücken, versuchte, eine bequemere Position einzunehmen, nur … bequem war relativ. Die einzige Erlösung würde er mit Miss Lovejoy zusammen finden, und das war alles andere als wahrscheinlich.
Es wurde heller und stickiger in dem kleinen Raum, je höher die Sonne stieg. Die Steinwände würden sie vor der Hitze des Tages schützen, trotzdem brauchten Barrie und Zane bald Wasser. Wasser, Nahrung und Kleider für Barrie. Am besten einen langen Schleier. Unter der muslimischen Frauenkleidung konnte sie ihr Haar verstecken, und in Benghazi gab es immer noch genügend Traditionalisten, die keinen Blick auf eine verschleierte Frau warfen.
Der Geräuschpegel auf den Straßen stieg an, das geschäftige Treiben im Hafen begann. Jetzt konnte Zane losziehen. Er wischte sich die Farbe vom Gesicht, so gut es ging, und verschmierte das, was er nicht abbekam. Unbewaffnet würde er nicht gehen, also zog er die Pistole aus dem Halfter und steckte sie sich in den Hosenbund am Rücken, das T-Shirt steckte er darüber. Jeder, der die Ausbuchtung sah, wüsste, worum es sich handelte, aber das war ihm gleich. In diesem Teil der Welt war es nicht ungewöhnlich, bewaffnet zu sein. Weil Zane indianisches Blut besaß, hatte seine Haut einen tiefen Bronzeton, noch verstärkt durch die vielen Stunden des Trainings auf See bei Sonne und Wind. An seinem Aussehen gab es nichts, das unnötig Aufsehen erregen sollte, selbst die hellen Au gen nicht. Viele Libyer hatten
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