Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
einen europäischen Elternteil.
Er sah noch einmal auf Barrie und vergewisserte sich, dass sie tief und fest schlief. Dass er eine Weile fort sein würde, hatte Zane bereits angekündigt. Barrie brauchte sich keine Sorgen zu machen, sollte sie aufwachen und ihn nicht vorfinden.
Still und leise verließ er die Zufluchtsstätte.
Zwei Stunden später war er wieder zurück. Genau zur richtigen Zeit, um sich bei seinen Männern zu melden. Er musste zugeben, er hatte mit Sicherheit ein Talent fürs Organisieren, obwohl „stehlen“ wohl der angebrachtere Ausdruck war. Bei sich trug Zane einen langen schwarzen Frauenschleier, darin eingewickelt waren Obst, Käse, Brot und ein Paar Pantinen, von denen er hoffte, dass sie Barrie passten. Wasser zu beschaffen war das schwierigste Problem gewesen, aber worin hätte er es transportieren sollen? Also hatte er einen großen Weinkrug mitgehen lassen. Der Koran verbot zwar Alkohol, trotzdem konnte man diese Korbflaschen überall bekommen. Den billigen, sauren Wein hatte er ausgeschüttet und den Krug mit Wasser aufgefüllt. Das Wasser würde nach Wein schmecken, aber besser ging es nicht, und es war alles, was sie brauchten.
Er schlüpfte in die Baracke und verdeckte den Eingang zu ihrem Schlupfwinkel mit Steinen und morschen Holzplanken, sodass niemand auf den Gedanken kommen konnte, dass dort Menschen hindurchgegangen waren. Von innen drückte er die Tür wieder fest in den schiefen Rahmen.
Zane drehte sich zu Barrie um. Sie schlief noch. Im Raum war es erheblich wärmer geworden, und sie hatte die Decke weggetreten. Sein Hemd, das sie trug, war ihr bis über die Hüften hochgerutscht.
Das Verlangen traf ihn mit Wucht, fast wäre er zurückgetaumelt. Sein Puls raste, der Atem stockte ihm in der Kehle. Schweißperlen traten auf seine Stirn, rannen langsam an seinen Schläfen hinunter. Grundgütiger!
Er sollte sich abwenden. Er sollte die Decke über ihr ausbreiten. Er sollte nicht einmal an Sex denken.
Es gab viele Dinge, die er tun sollte, aber stattdessen stand er da und starrte sie voller Begierde an. Verlangen pochte in ihm, unerträglich schmerzhaft. Sein Blick wanderte gierig über ihren Körper. Sein Geschlecht pochte. Er wollte diese Frau, mehr, als er je eine Frau gewollt hatte. Seine bis dato berüchtigte Selbstbeherrschung war soeben an ihre Grenzen gestoßen, die Lust brannte so stark in ihm, dass die Anstrengung, sie unter Kontrolle zu halten, ihn erzittern ließ.
Mit steifen, langsamen Bewegungen legte er seine Beute auf den Boden. Gepeinigt stieß er den Atem durch zusammengebissene Zähne aus. Etwas Ähnliches hatte er noch nie erfahren. Frauen hatte er haben können, wann immer er wollte. Diese Frau jedoch war tabu. Sie hatte genug durchgemacht, sie durfte sich nicht auch noch gegen ihren Retter verteidigen müssen.
So warm, wie es drinnen war, würde sie die Thermoplane doch nur wieder wegtreten, wenn er sie damit zudeckte. Zane ging neben Barrie auf ein Knie und zog ihr mit zitternden Fingern das Hemd herunter. Er konnte nicht fassen, dass seine Hände bebten. Er blieb sonst immer absolut gefasst, selbst in den riskantesten Situationen, eiskalt und abgebrüht im Einsatz. Aus einem brennenden Flugzeug war Zane abgesprungen, er war inmitten von Haien geschwommen und hatte sich die eigenen Wunden genäht. Er hatte wilde Pferde eingeritten und sogar ein paar Mal auf einem Stier gesessen.
Er hatte Menschen getötet. Und er hatte sich immer unter Kontrolle gehabt. Doch diese schlafende rothaarige Frau hier ließ ihn zittern wie Espenlaub.
Grimmig zwang er sich, sich abzuwenden, und nahm das Funkgerät auf. Er drückte einmal auf den Knopf und erhielt sofort Antwort. Bei den anderen war also alles in Ordnung.
Vielleicht würde ein Schluck Wasser helfen. Er musste dringend an etwas anderes denken als an Barrie. Zane ließ zwei Tabletten in den Wasserkrug fallen, für den Fall, dass der Wein die Bakterien in dem Gefäß nicht hatte abtöten können. Der Geschmack wurde dadurch nicht angenehmer, aber das war immer noch besser als eine Darminfektion.
Zane trank gerade genug, um den Durst zu löschen, dann setzte er sich und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Im Moment blieb nichts anderes zu tun, als abzuwarten. Barrie anzuschauen wagte er nicht.
Stimmen weckten sie, laute Stimmen, die ganz in der Nähe waren.
Barrie schoss mit einem Ruck auf, die Augen weit aufgerissen. Dann wurde sie von harten Armen gepackt, und eiserne Finger legten sich über
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