Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
Moment schmeckte es köstlich. Barrie knabberte zufrieden an Brot und Käse, vollkommen in Anspruch genommen von der simplen Tätigkeit des Kauens. Wie sich herausstellte, hatte sie ihren Appetit überschätzt. Die kleine Portion, die Zane ihr zugeteilt hatte, reichte völlig aus, um den Hunger zu stillen.
Auch er aß, herzhafter, und gönnte sich zusätzlich eine Orange. Er bestand darauf, dass Barrie zwei Apfelsinenstücke zu sich nahm und mehr von dem Wasser trank. Ein drittes Stück jedoch lehnte sie ab.
„Nein, danke, ich bin satt.“
„Möchten Sie sich ein wenig frisch machen?“
Ihr Kopf ruckte herum, sodass das rote Haar flog.
„Ist für so etwas denn genug Wasser da?“
Der hoffnungsvolle Eifer in ihrem Blick ließ Zanes helle Augen amüsiert auffunkeln. „Es reicht, um ein Halstuch nass zu machen.“
Sie hatte kein Halstuch, er schon. Vorsichtig goss er Wasser aus dem Krug auf das Tuch, gerade genug, um es zu tränken. Danach drehte Zane sich taktvoll um und beschäftigte sich mit seiner Ausrüstung.
Barrie strich sich mit dem feuchten Tuch über das Gesicht. Ein wohliger Seufzer entfuhr ihr, es war wunderbar kühl. Bis jetzt war ihr nicht klar gewesen, wie verschwitzt und klebrig sie sich fühlte. Auch stellte sie erst jetzt fest, dass die Haut an einer Wange abgeschürft war. Das musste von dem Schlag stammen, den einer der Kerle ihr versetzt hatte. Sie inspizierte die blauen Flecke auf ihren Armen, die Stellen waren extrem empfindlich. Ein Blick auf Zanes breiten Rücken, dann knöpfte sie das Hemd auf und fuhr sich mit dem Tuch über Oberkörper und Bauch. Ihre Beine erhielten die gleiche Behandlung, nachdem sie das Hemd wieder geschlossen hatte. Die Feuchtigkeit kühlte sie angenehm, es war ein nahezu sinnliches Vergnügen.
„Ich bin fertig“, sagte sie und reichte ihm das jetzt recht mitgenommen aussehende Tuch, als er sich zu ihr umdrehte. „Es war herrlich. Vielen Dank.“
Ihre Augen leuchteten auf, denn er schien die gleiche Prozedur selbst durchlaufen zu wollen. Nur dass er nicht vorhatte, sein Hemd anzubehalten. Er zog das T-Shirt über den Kopf und ließ es auf die Decke fallen, dann ging er in die Hocke, tränkte erneut das Tuch und wischte sich damit übers Gesicht.
Ach du meine Güte! Hilflos starrte Barrie auf seinen bloßen Oberkörper. Bei seinen Bewegungen spannten und lockerten sich die Muskeln, die sich auf seiner Brust und seinem Bauch abzeichneten. Das dämmrige Licht verstärkte den bronzefarbenen Schimmer seiner Haut und strich sanft über seine kraftvolle Schulter. Barrie konnte ihren Blick nicht losreißen. Ihre Augen blieben gebannt an dem glänzenden schwarzen Haar hängen, das sich auf seiner Brust kräuselte. Er drehte sich leicht, um nach etwas zu greifen, und sein muskulöser Rücken war ebenso faszinierend.
Auf Zanes linker Wange verlief eine gut drei Zentimeter lange Narbe. Bisher war Barrie das noch nicht aufgefallen, einfach weil sein Gesicht so schmutzig gewesen war. Die Narbe war nicht entstellend, nur ein silbrig heller Strich, präzise und gerade wie der Schnitt eines Chirurgen. Die Narbe an seinen Rippen jedoch sah ganz anders aus, zwanzig, fünfundzwanzig Zentimeter lang, gezackt, Wundfleisch wölbte sich noch darum. Noch zwei runde Narben entdeckte Barrie, eine knapp über der Hüfte, die andere unterhalb des rechten Schulterblatts. Schusswunden. Barrie hatte noch nie Schusswunden gesehen, sie erkannte sie dennoch sofort. Auch über seinen rechten Oberarm zog sich ein gerader Strich, und der Himmel wusste, wo noch überall auf seinem Körper Zeichen des Kampfes hafteten. Der Krieger hatte wahrlich kein ruhiges, beschauliches Leben geführt.
Er hockte nicht weit entfernt vor ihr, mit nacktem Oberkörper, und rieb sich mit dem feuchten Tuch ab. Er war so ursprünglich, so unverfälscht männlich und so sehr ein Kämpfer, dass Barrie der Atem stockte. Die jähe Hitze, die durch ihren Körper fuhr, bewies ihr, dass sie mehr natürliche Weiblichkeit besaß, als sie je vermutet hätte.
Verwirrt lehnte sie sich gegen die Wand, wobei sie darauf achtete, dass das Hemd ihre Scham bedeckte. Gedanken stürzten auf Barrie ein, in blitzschneller Folge und gleichzeitig glasklar.
Sie waren noch nicht außer Gefahr.
Während der letzten schrecklichen vierundzwanzig Stunden hatte sie kaum über die Motive für ihre Entführung nachgedacht. Die Angst, der Schock, die Verwirrung und die Brutalität, mit der man sie behandelt hatte, damit hatte sie
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