Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
Anstrengung, die Selbstbeherrschung zu wahren. Niemand sprach. Spooky startete erneut den Motor, und das Boot nahm wieder Fahrt auf. Sie folgten den schnell schwindenden Lichtern des Helikopters durch die Nacht.
Über eine Stunde später schwebte der zweite Helikopter über dem Deck des riesigen Flug zeug trägers. Die vier zurückgebliebenen Mitglieder des SEAL-Teams sprangen schon aus dem Hubschrauber, noch bevor die Kufen aufgesetzt hatten. Greenberg hatte eine Hand fest an Barries Oberarm, so als wolle er sicherstellen, dass sie nicht vergessen wurde.
Jemand in Uniform trat auf Barrie zu. „Miss Lovejoy, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
Barrie sah den Mann nur flüchtig an und eilte zusammen mit Greenberg an ihm vorbei. Ein weiterer Uniformträger stand plötzlich vor ihr, doch er sah anders aus als der erste, so als gehöre er auf dieses riesige Schiff. Greenberg kam schliddernd vor dem Mann zum Stehen. „Captain …“
„Lieutenant-Commander Mackenzie wird schon operiert“, erklärte der Captain sofort. „Einen Transport zum Stützpunkt hätte er bei diesem Blutverlust nicht überstanden. Wenn es ihnen nicht gelingt, die Blutung zu stoppen, wird man ihm die Milz entfernen müssen.“
Der uniformierte Offizier, den Barrie zuerst gesehen hatte, trat an ihre Seite und fasste sie fest beim Arm. „Miss Lovejoy, ich bin Major Hodson. Ich habe Befehl, Sie nach Hause zu begleiten.“
Das Militär ging nach eigenem Tempo vor und verfolgte eigene Regeln. Barrie sollte sofort zurückgebracht werden, der Botschafter wollte seine Tochter bei sich haben.
Barrie protestierte. Sie schrie, sie tobte, sie fluchte. Nichts half. Man verfrachtete sie in eine Transportmaschine. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fielen auf die blauen Wasser des Mittelmeers, als Barrie einen letzten Blick aus der Luft auf die USS Montgomery warf. Tränen verschleierten ihr die Sicht.
7. KAPITEL
A ls die Maschine in Athen landete, waren Barries Augen rot und geschwollen, weil sie den ganzen Flug über geweint hatte. Major Hodson hatte versucht, sie zu beruhigen, und ihr erklärt, dass er nur Befehle befolgte. Er versicherte ihr, dass sie später herausfinden könne, wie es dem SEAL gehe. Es sei verständlich, dass sie aufgeregt sei, schließlich habe sie eine Menge durchgemacht. Ihr stehe sofort die beste medizinische Versorgung zur Verfügung …
Bei diesen Worten war Barrie aufgesprungen. „Ich bin nicht diejenige, die angeschossen wurde!“, schrie sie wütend. „Ich brauche keine medizinische Versorgung, ob die beste oder die schlechteste. Ich will zu Zane Mackenzie. Ihre Befehle interessieren mich nicht.“
Major Hodson fühlte sich augenscheinlich nicht wohl in seiner Haut. „Ich bedaure, Miss Lovejoy, ich kann es nicht ändern. Sobald wir gelandet sind und Ihr Vater sich überzeugen konnte, dass alles in Ordnung mit Ihnen ist, liegt es natürlich bei Ihnen, wohin Sie gehen.“
Seinetwegen auch zur Hölle. Das war es, was seine Miene ausdrückte. Barrie setzte sich wieder. Sie holte tief Luft und wischte sich die Tränen von den Wangen. So hatte sie sich in ihrem ganzen Leben noch nicht aufgeführt. Sie war immer die perfekte Dame gewesen. Doch im Moment glich sie eher einer wütenden Tigerin, die alles zerfetzen würde, was ihr in den Weg kam. Zane war schwer verletzt, würde vielleicht sogar sterben, und diese begriffsstutzigen Idioten wollten sie nicht zu ihm lassen. In Gedanken verfluchte sie das Militär und den Einfluss ihres Vaters.
Sosehr sie ihren Vater auch liebte, sie würde ihm nie verzeihen, sollte Zane sterben und sie wäre nicht bei ihm. Dass ihr Vater Zane nicht kannte, tat dabei nichts zur Sache. Oh, Gott im Himmel, bitte, er darf nicht sterben! Dann wäre sie lieber selbst in den Händen der Entführer umgekommen.
Der Flug dauerte weniger als eineinhalb Stunden. Das Fahrgestell setzte hart auf, dann rollte die Transportmaschine aus und stand schließlich still. Major Hodson erhob sich, erleichtert darüber, seine lästige Aufgabe nun erfüllt zu haben.
Eine Tür wurde geöffnet und die Gangway ausgefahren. Barrie raffte den schwarzen Schleier um sich und stieg aus, in das helle Sonnenlicht Athens. Es war mittlerweile spät am Morgen, die Hitze des Tages war bereits spürbar. Barrie blinzelte und hielt sich schützend die Hand über die Augen. Es schien ihr Ewigkeiten her zu sein, dass sie zuletzt das Sonnenlicht gesehen hatte.
Eine graue Limousine mit getönten Scheiben wartete am Rollfeld.
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