Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
„Drücken Sie weiter“, murmelte er rau. „Fest!“
Die Schüsse waren verstummt, das leise Summen des Motors war nun das einzige Geräusch im Boot. Gischt spritzte auf und benetzte die Gesichter, während das Boot mit voller Kraft über die Wellen flog. Die Männer hielten diszipliniert ihre Position.
„Wie schlimm steht es um ihn?“, wollte Greenberg wissen.
Santos arbeitete fieberhaft. „Ich brauche Licht!“
Sofort flammte eine Taschenlampe auf. Barrie biss sich auf die Lippe, als sie sah, wie groß die Blutlache geworden war. Zanes Atem ging rasselnd.
„Er verliert zu viel Blut“, rief Santos. „Die Kugel muss seine Niere getroffen haben, oder die Milz. Fordert den Helikopter an, uns bleibt keine Zeit, ihn in internationale Gewässer zu bringen.“ Mit den Zähnen riss er die Kappe von einer Spritze, streckte Zanes Arm und setzte die Injektionsnadel resolut in eine Vene. „Durchhalten, Boss. Wir fliegen dich raus.“
Zane erwiderte nichts. Es kostete ihn genug Mühe zu atmen. Als Barrie ihn ansah, sah sie den Schimmer in seinen Augen. Er hob die Hand, berührte ihren Arm, ließ die Finger kraftlos niedersinken.
„Wage es nicht, Zane Mackenzie“, stieß sie voller Verzweiflung aus. „Du wirst nicht …“ Sie brach ab. Sie konnte es nicht aussprechen, konnte nicht einmal den Gedanken ertragen, dass er sterben könnte.
Santos prüfte Zanes Puls. Sein Blick begegnete dem Barries, und sie wusste, der Puls ging zu flach, zu schnell. Zane befand sich im Schockzustand, trotz der Injektion, die Santos ihm verabreicht hatte.
„Mir ist völlig egal, wie nah wir noch sind!“, schrie Greenberg in das Funkgerät. „Wir brauchen einen Hubschrauber, und zwar schnell! Ihr müsst den Boss rausbringen! Wir anderen warten auf die nächste Mitfahrgelegenheit!“
Trotz des schlingernden Bootes gelang es Santos, alles für eine Bluttransfusion vorzubereiten und einen Beutel Blutplasma in Zanes Körper zu pumpen. „Nur nicht mit dem Drücken aufhören“, mahnte er Barrie gepresst.
„Ganz bestimmt nicht.“ Sie nahm den Blick keine Sekunde von Zanes Gesicht. Noch war er bei Bewusstsein und sah sie an. Solange diese Verbindung bestand, würde auch alles gut gehen, das wusste Barrie. Es musste einfach so sein.
Der Albtraum hielt an. Das Boot jagte über die Wellen, Santos tauschte den leeren Plasmabeutel gegen einen neuen aus und fluchte dabei ununterbrochen. Zane lag da, ohne einen Ton von sich zu geben, auch wenn er schreckliche Schmerzen haben musste. Seine Augen waren trübe und blickten gebrochen, doch Barrie fühlte, dass er sich mit aller Kraft darum bemühte, bei Bewusstsein zu bleiben. Vielleicht schaffte er es nur, weil er sich auf ihr Gesicht konzentrierte. Doch wenn der Helikopter nicht bald kam … Selbst der stärkste Wille konnte nichts ausrichten gegen den starken Blutverlust. Barrie hätte am liebsten ebenfalls geflucht, sie wünschte, sie könnte den Helikopter mit ihren Gedanken herbeizwingen. Sie wagte es nicht, den Blick von Zane zu wenden. Solange sie Blickkontakt hatten, würde er durchhalten.
Und dann vernahm sie das entfernte Dröhnen von Rotoren. Plötzlich strahlte ein gleißender Scheinwerfer auf das Boot herab. Spooky drosselte die Fahrt, das Boot schaukelte jetzt sanft auf dem Wasser. Der Hubschrauber kreiste dicht über ihren Köpfen und wirbelte das Wasser auf. Eine Krankentrage fiel herab, in die Mitte der Bootsinsassen. Santos und Greenberg legten Zane in Windeseile auf die Trage und schnallten ihn mit breiten Gurten fest, Barrie drückte immer noch den Stoff auf die Wunde. Santos bedeutete ihr, loszulassen und zurückzutreten.
Für den Bruchteil einer Sekunde hob er den Druckverband, fluchte, und presste ihn sofort wieder nieder. Nach kurzem Zögern setzte er sich rittlings auf die Trage und lehnte sich mit Kraft auf die Wunde. „Zieht uns hoch!“, winkte er nach oben.
Greenberg trat zurück und zeigte dem Mann an der Winde den aufwärtsgerichteten Daumen. Die Trage wurde nach oben zum Hubschrauber gezogen, mit Santos, der gefährlich schwankend auf Zanes Schenkeln saß. Kaum war die Trage auf gleicher Höhe mit dem Einstieg, streckten sich mehrere Hände aus, um sie he rein zuziehen. Dann drehte der Helikopter mit einer scharfen Wendung ab und flog in die Richtung, aus der er gekommen war, zurück zum Flugzeugträger.
Die Stille, die sich über das Boot senkte, war unheimlich. Barrie ließ sich gegen einen der Sitze fallen, ihr Gesicht hart und verzerrt von der
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