Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
davon erfahren, erst recht nicht ihr Vater. Die Entführung und die Geschehnisse danach hatten einen Keil zwischen Vater und Tochter getrieben, den keiner von ihnen in der Lage war herauszuziehen. William Lovejoy bemühte sich verzweifelt, das alte Verhältnis wiederherzustellen. Nichts anderes hatte ihn dazu bewegt, von seinem Posten zurückzutreten. Allgemein wurde angenommen, er habe sich zurückgezogen, um sich ganz um seine Tochter kümmern zu können, die ein fürchterliches Trauma durchlebt hatte.
Barrie versuchte, nicht daran zu denken, in was für Machenschaften ihr Vater verwickelt sein könnte. Der Gedanke, er könne ein Verräter sein, schmerzte Barrie unerträglich. Ein Teil von ihr konnte es einfach nicht glauben. Er war ein Mann der alten Schule, Ehre war nicht nur ein Wort für ihn, es war sein Leben. Sie hatte keinerlei Beweise, nur ihre Überlegungen und Schlüsse … und den Ausdruck auf seinem Gesicht, als sie ihn direkt darauf angesprochen hatte.
Genauso schmerzlich war es, dass er sie immer noch von Zane fernhielt. Nachdem sie in Virginia angekommen war, hatte Barrie sich erkundigen wollen, aber sie war auf eine undurchdringliche Mauer des Schweigens gestoßen. Sie hatte sogar im SEAL-Hauptquartier angerufen, aber auch dort … nichts, man hatte sie abgewimmelt. Bei den SEALs konnte sie es sogar noch verstehen, Identität und Aufenthaltsort der Mitglieder unterstanden generell der Geheimhaltung.
Aber sie bekam sein Baby. Er sollte es erfahren. Sie erwartete nichts von ihm, wollte auch nichts von ihm, was er nicht freiwillig geben würde, aber er sollte es zumindest wissen. Sie sehnte sich danach, ihn wiederzusehen. Sie fühlte sich verloren und hatte Angst, ihre Gefühle befanden sich insgesamt in Aufruhr. Wenigstens ein bisschen Sicherheit wollte Barrie haben. Zane war nicht der Mann, der die Existenz seines Kindes einfach ignorieren und ihm und der Mutter den Rücken kehren würde. Dieses Baby wäre eine konstante Verbindung zwischen ihnen, etwas, auf das sie sich immer würde verlassen können.
Sie bezweifelte, dass ihr Vater hinsichtlich Zane nachgeben würde, selbst wenn er von dem Baby erfuhr. Sein übertriebener Beschützerinstinkt würde sich auf das Enkelkind ausweiten, selbst wenn es unehelich geboren wurde. Er würde dafür sorgen, dass die Schwangerschaft nicht an die Öffentlichkeit gelangte. Und wenn die Neuigkeit dann unweigerlich herauskäme, würde man automatisch davon ausgehen, dass dieses Kind das Resultat einer Vergewaltigung war. Man würde Barrie mitfühlend ansehen und sie für ihre Tapferkeit bewundern.
Ich werde hier langsam verrückt, ging es Barrie durch den Kopf. Sie war nach Virginia geflohen, und ihr Vater war ihr prompt gefolgt. Er brach jedes Mal in Panik aus, wenn sie allein irgendwohin gehen wollte. Barrie hatte einen eigenen Wagen, aber ihr Vater bestand darauf, dass sein Chauffeur sie fuhr. Sie hatte sich aus dem Haus schleichen müssen, um sich in der Apotheke einen Schwangerschaftstest zu besorgen. Eigentlich war Barrie ziemlich sicher gewesen, dass sie schwanger war. Der Test hatte nur bestätigt, was ihr Körper ihr bereits signalisiert hatte.
Sie hätte besorgt und deprimiert sein müssen, aber die ungewollte Schwangerschaft war das Einzige, das Freude in ihr Leben brachte. Barrie war unendlich einsam, die Entführung und die langen, wunderbaren Stunden allein mit Zane hatten sie von ihren Bekannten getrennt. Ihre Erinnerungen konnte sie mit niemandem teilen, sie hatte Gedanken und Wünsche, die niemand verstand. Zane war bei ihr gewesen, er würde ihr gelegentliches Grübeln verstehen, und ihren Unwillen, über die Geschehnisse zu sprechen. Das war keine Geheimniskrämerei, Barrie wollte einfach nur mit jemandem reden, der ihre Gefühle verstand. Was sie mit Zane durchlebt hatte, formte ein einzigartiges Band.
Lange würde sie die Schwangerschaft nicht mehr verbergen können. Sie musste sich um ärztliche Betreuung kümmern und brauchte einen Termin beim Gynäkologen. Alle Anrufe wurden jetzt aufgezeichnet. Sie konnte sich natürlich hinausschleichen und von einer öffentlichen Telefonzelle anrufen, aber sie würde den Teufel tun.
Irgendwann reichte es! Sie war eine erwachsene Frau und bald Mutter. Die Beziehung zu ihrem Vater hatte sich so rapide verschlechtert, dass sie kaum noch ein Wort miteinander wechselten. Barrie hasste diesen Zustand, doch sie fand keinen Weg, wie sie sich aussöhnen konnten. Die Vermutung, dass ihr Vater in
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