Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
gesetzt haben, und das ist immerhin neunundzwanzig Jahre her.“
Er trug sie zum Bett hinüber und legte sie vorsichtig darauf ab. „Dann lass uns doch mal sehen, ob wir nicht da weitermachen können, wo wir aufgehört haben“, flüsterte er. Wir sollten doch Junior seinen Daddy vorstellen.“
Er zog den Reißverschluss ihres Kleides auf, streifte es ihr langsam über Schultern und Hüften und warf es achtlos beiseite. Barrie wurde plötzlich von einer Mischung aus Scham und Unsicherheit ergriffen. Seit der Entführung fühlte sie sich nicht mehr wohl, wenn sie nackt war. Außer den Stunden mit Zane in der Baracke in Benghazi hatte sie versucht, so gut wie nie unbekleidet zu sein. Sie beeilte sich, wenn sie duschte, und zog hastig Bademantel oder sofort Kleidung an. Früher einmal hatte sie es genossen, sich nach dem Bad einzucremen und zu pflegen, sie hatte sich über die kühle Luft auf der bloßen Haut gefreut. Doch dieser Luxus war dem Bedürfnis, bedeckt zu sein, zum Opfer gefallen.
Zane wollte sie nackt sehen.
Ihr Kleid war bereits ausgezogen, und die durchsichtige Spitze von Slip und BH bot keinen großen Schutz. Mit einem Griff löste Zane den Verschluss ihres BHs.
Barrie konnte nichts dagegen tun, unwillkürlich verschränkte sie die Arme vor dem Oberkörper, um die fallende Spitze festzuhalten.
„Immer noch dieselben Schwierigkeiten mit dem Hemd?“, spielte er sanft auf jenen Tag an, an dem sie sich so verzweifelt an sein Kleidungsstück geklammert hatte. Sein Blick lag forschend auf ihrem Gesicht, ihre Verlegenheit war nicht zu übersehen.
Er schaltete Licht ein. Barrie lag im Schein der einzelnen Nachttischlampe. Sanft strich Zane mit einem Finger über die sanfte Rundung ihres Bauchs. „Wir können bestimmte Dinge nicht ungeschehen machen, aber wir können sie hinter uns lassen und uns auf das konzentrieren, was vor uns liegt. Diese Dinge verändern uns, werden zu einem Teil von uns. Und dann passieren andere Dinge, und sie verändern uns auch. Ich kann das Gesicht des ersten Mannes nicht vergessen, den ich getötet habe. Ich bereue es nicht, denn er war der letzte Abschaum, jemand, der neun alte Leutchen auf einem Kreuzfahrtschiff, die nichts anderes als ihren Ruhestand genießen wollten, umgebracht hat. Er wollte auch mich umbringen … dennoch, sein Gesicht werde ich nie vergessen.“
Zane hielt inne und dachte nach. „Dieser Mann ist zu einem Teil von mir geworden, denn ihn zu töten hat mich verändert. Er hat mich stärker gemacht. Ich habe erfahren, dass ich tun kann, was nötig ist, und dass ich weitermachen muss. Ich habe andere Männer getötet, aber an ihre Gesichter erinnere ich mich nicht, nur an seines. Ich bin froh, dass ich derjenige war, der überlebt hat.“
Barrie betrachtete ihn. Die Schatten des Lampenscheins verstärkten die markanten Züge, ließen Tiefen und Flächen seines Gesichts deutlicher hervortreten. Zanes Augen schienen plötzlich so alt. Irgendwo ganz tief in ihrem Innern verstand Barrie, was er sagen wollte. Sie begriff es eher instinktiv als mit dem Verstand. Entführt zu werden hatte Barrie verändert. Sie war stärker geworden, resoluter, tatkräftiger. An dem Nachmittag, als Zane vor ihrer Haustür gestanden hatte, hatte sie bereits den Plan geschmiedet, allein die notwendigen Schritte zu unternehmen, um ihr Kind zu schützen. Sie hatte sich Zane schon einmal nackt gezeigt – und es genossen. Sie würde es wieder tun.
Langsam hob sie die Hand und strich mit einem Finger über die Narbe auf seiner Wange. Zane drehte den Kopf und schmiegte sich in ihre Handfläche.
„Zieh dich auch aus“, bat sie leise. Ausgewogenheit. Wenn ihre Nacktheit mit seiner im Gleichgewicht lag, würde sie sich wohler fühlen.
Nur eine Augenbraue zuckte in seinem Gesicht. „Einverstanden.“
Sie brauchte nichts zu erklären, aber das hatte sie vorher gewusst. Sie lag auf dem Bett und sah zu, wie er das Jackett abschüttelte, das Waffenhalfter abzog und die Waffe vorsichtig in Reichweite auf den Nachttisch legte. Sein Hemd fiel auf das Bündel auf dem Boden – zu ihrem Kleid und seiner Jacke.
Die neue Narbe war jetzt zu sehen, rot und runzlig, daneben verlief eine lange rote Linie, dort, wo der Chirurg das Skalpell angesetzt hatte, um Zane das Leben zu retten. Barrie hatte einen Blick auf diese Narbe erhascht, als Zane sich zum Duschen ausgezogen hatte. Da hatte er ihr noch befohlen, ihn nicht anzurühren, weil er sich sonst nicht würde beherrschen können. Doch damit
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