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Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)

Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)

Titel: Die Ehre der MacLaughlins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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die schönsten
bunten Blumen der Highlands gab. Schon zu Zeiten, als Màiri noch auf Glenbharr
Castle lebte, hatte sie diese Stelle gefunden – und dort war ihr zum ersten Mal
Mìcheal begegnet, der sie aus den Fängen eines Wegelagerers befreit hatte.
    Joan
hingegen fühlte eine leichte Beklemmung, je näher sie dem alten Rundturm kamen.
Sie erinnerte sich daran, dass ihre Urahnin Ceana Matheson im Inneren all jene
toten Säuglinge begraben hatte, die missgebildet und lebensunfähig zur Welt gekommen
waren, bevor ihre Eltern sie ins Feuer werfen konnten, weil sie die armen
kleine Geschöpfe für Wechselbälger hielten. Dieser Rundturm, der inzwischen
völlig in sich zusammengefallen war, hatte Joan als Zeittunnel gedient, als
Robin und Ewan sie nach Mays Geburt dorthin gebracht hatten, damit ihr in der
Zukunft das Leben gerettet werden konnte.
    Seit
dem Einsturz des Broch war auch der Zeittunnel verschlossen, doch das
störte Joan nicht, denn sie wollte nie wieder durch die Zeit reisen.
    Darla
und Lenya liefen voraus und plapperten unbesorgt miteinander, während Joan und
ihre Schwägerin gemächlich folgten. Plötzlich blieb Màiri stehen und blickte
sich mit glänzenden Augen um.
    „Ungefähr
an dieser Stelle hat mich Mìcheal seinerzeit gefunden“, sagte sie mit ihrer
weichen, melodischen Stimme und legte fast andächtig ihre Hand auf die
Herzgegend. „Noch nie zuvor hatte ich solch eine schreckliche Angst, als dieser
zerlumpte und stinkende Geselle über mich herfiel. Glaub mir, Seonag, ich hatte
bereits mit dem Leben abgeschlossen, als Mìcheal mir plötzlich zu Hilfe kam.
Noch nicht einmal, als ich mich in Milfords Gewalt befand, war ich so ängstlich
wie an diesem Ort hier.“
    Liebevoll
nahm Joan ihre aufgelöste Schwägerin in den Arm. Màiri war allgemein bekannt
für ihren Mut und ihre Stärke, aber in Augenblicken wie diesem wurde sie von
ihren Gefühlen übermannt und versuchte gar nicht erst, sie zu verheimlichen.
    „Das
ist lange her“, sagte Joan sanft und wies zu dem unförmigen Steinhaufen, der
hinter einigen Bäumen auszumachen war. „Aber ich kann dich verstehen, denn auch
mich überkommt ein unangenehmes Gefühl, wenn ich mich in der Nähe des Broch befinde.“
    Màiri
nickte stumm. Sie wusste, dass sich ihr Bruder und Joan nach ihrer ersten
Rückkehr aus der Zukunft im Inneren des Rundturmes endlich näher gekommen
waren, aber sie wusste auch, dass sich viele winzige Gräber im Inneren des Broch befunden hatte. Nur der Gedanke daran ließ Màiri in der warmen Sommersonne
frösteln.
    „Komm.“
Joan winkte ihrer Schwägerin zu. „Die anderen werden sich sonst wundern, wo wir
so lange bleiben.“
    Gemeinsam
liefen die beiden Frauen zu Lenya und Darla, die bereits mitten auf der bunten
Wiese hockten und Ausschau nach jenen Wildblumen hielten, die Màiri so dringend
für das Färben der Wollstränge benötigte, aus denen sie die MacLaughlin-Plaids
webte. Màiri war eine richtige Künstlerin auf diesem Gebiet; niemand sonst
vermochte das Tuch so akkurat zu weben wie sie. Daher war sie noch immer für
die Plaids ihrer Familie zuständig, und das war sie gerne.
    Auch
Joan hatte sie anfangs versucht, das Weben beizubringen, doch ihre Schwägerin
verlor rasch die Lust an dieser eintönigen Arbeit. Auch das Spinnen überließ
sie den anderen Frauen lieber, und nur mit Mühe gelang es ihr, hin und wieder
Leinenhemdchen für ihre Kinder zu nähen.
    Darla
kniete neben ihrem Korb und zupfte vorsichtig blutrote Blüten von den Stängeln.
Plötzlich kicherte sie. „Peader glaubt allen Ernstes, er hat mir heute Nacht
ein weiteres Baby gemacht, aber das denke ich nicht. Er war so betrunken, dass
er eingeschlafen ist, bevor .. nun aye, ihr wisst schon, was ich meine. Heute
morgen konnte er sich an nichts erinnern.“
    Die
anderen fielen lachend ein; Ähnliches hatten sie zumeist schon selbst mit ihren
Männern erlebt. Die Highlander galten als trinkfest, ihr selbst hergestellter
Whisky hatte es in sich. Nichts für verweichlichte Lowlander und schon gar
nicht für die Sasannach , die sogar von Dünnbier betrunken wurden!
    Während
die anderen Frauen Blume um Blume und Farn um Farn pflückten, ließ Joan ihren
Blick schweifen. In den kalten Monaten wirkten die kargen Hügel unfreundlich
und abweisend; man musste in dieser Gegend geboren sein, um sie lieben zu
können – oder einen Mann lieben, dessen Heimat die Highlands waren.
    Gott,
wie hatte Joan die unendlichen Wälder, die mit Findlingen

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