Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
das würde mir den Spaß verderben.“
Verständnisvoll
nickte Robin und zog genüsslich an seiner Pfeife. „Dòmhnall scheint dasselbe zu
denken. Er und Malcolm schwelgen in alten Zeiten, und sein Gesicht sieht völlig
entspannt aus.“
„Was
meinst du?“ Marion senkte die Stimme. „Sollten wir nicht allmählich auch Eden
einweihen? Immerhin gehört er zur Familie und wird zu gegebener Zeit unbequeme
Fragen stellen, falls Dòmhnall tatsächlich dem Prinzen eine Abfuhr erteilt.“
Robin
nickte stirnrunzelnd, schmauchte an seiner Pfeife und gab ebenso leise zurück:
„Darüber habe ich auch bereits nachgedacht, aber dein Mann muss letztendlich
entscheiden, was zu tun ist.“ Mit dem Kinn wies er auf die Tanzenden. „Sieh dir
deine Familie an. Sie lachen und feiern, aber wenn man sie genau betrachtet,
sieht man in ihren Augen eine tiefe Sorge. Mach dir keine Gedanken und hebe
deinen Weinkelch – es kommt, wie es kommt, daran können wir nichts ändern.“
Zögernd
griff sie nach ihrem Kelch, doch der köstliche Wein wollte ihr nicht richtig
schmecken.
*
Sie
feierten bis in die frühen Morgenstunden. Ewan und Joan sowie Eden mit seiner
Frau blieben am längsten von den MacLaughlins wach. Sie saßen an der langen
Tafel und plauderten – die Frauen über ihre Kinder und die Männer über die Sasannach ,
ihrem liebsten Thema. Natürlich kam die Sprache erneut auf einen weiteren
Jakobitenaufstand, von dem Eden nicht ahnen konnte, dass er bereits in Kürze
stattfinden würde. Zwar mussten die Männer zugeben, dass die königliche Armee
den Clan nun meistens in Ruhe ließ, doch es wurmte sie, dass sie gezwungen
waren, Untertanen eines anglikanischen Königs zu sein, den sie nicht wollten
und dem die kriegerischen Hochlandschotten seit Langem ein Dorn im Auge waren.
Während
Ewan gelassen blieb, redete sich Eden schnell in Rage. „Ich begreife deine
Zurückhaltung nicht, Vetter. Auch dein Vater war früher ganz anders – sowie
jemand unsere Parole rief, stimmte er ein. Was ist nur aus euch geworden?
Liebäugelt ihr etwa mit einer Versöhnung, um einen Adelstitel von George zu
ergattern?“
„Unsinn!“
Ewan wägte vorsichtig jedes Wort ab, bevor er es aussprach. Wie leicht konnte
man sich verplappern, wenn es um die traurige Zukunft Schottlands ging. „Das,
was der Familie durch die Rotröcke passiert ist, wird niemals vergessen werden
– weder die Schändung deiner Schwester noch die Überfälle auf Joan und andere
Frauen im Clan.“
Eden
verzog widerwillig das Gesicht. „Ich bereue noch heute, dass nicht ich es war,
der Milford damals getötet hat. Glenda hatte großes Glück, dass Alex Green sie
heiratete, bevor dieses ... Kind geboren wurde.“
Joan
und Lenya hoben gleichzeitig die Köpfe. Beide hatten hautnah miterleben müssen,
wie das weinende Mädchen mit zerrissener Kleidung in der Burg aufgetaucht war,
nachdem Hauptmann Milford sie vergewaltigt hatte. Alex hatte das Kind als sein
eigenes anerkannt, doch Glendas Scham war so groß gewesen, dass sie nicht mehr
im Clan bleiben wollte. Nun lebte die kleine Familie in Inverness, wo niemand
die näheren Umstände kannte. Alex und Glenda betrieben inzwischen einen
Gemischtwarenladen, und der Junge wies glücklicherweise keine Ähnlichkeit mit
seinem englischen Vater auf.
„So
etwas darf nie wieder vorkommen“, sagte Lenya leise. „Gütiger Himmel! Wenn ich
daran denke, wie groß meine Angst damals vor den Sasannach war!“
Eden
legte seinen Arm um sie. „Dazu wird es nicht mehr kommen, aye? Sollte sich
einer der Rotröcke nur noch einmal einer unserer Frauen nähern, sorge ich
dafür, dass er in die Kolonien deportiert wird.“ Er sprach voller Inbrunst und
machte dabei eine Miene, die seine Entschlossenheit unterstrich.
Schweigend
saßen sie eine Weile beieinander. Die Musiker hatten längst zu spielen
aufgehört; sie lagen auf dem Fußboden und schnarchten, einige benutzten ihren
Dudelsack als provisorisches Kopfkissen. Auch von den Gästen waren nur noch die
hartnäckigsten wach, die durch den Saal wankten, auf der Suche nach einem
letzten Schluck Whisky.
Unterdrückt
gähnte Joan. „Wir sollten auch schlafen gehen, der Tag war anstrengend und
aufregend.“
Die
Anderen erhoben sich fast gleichzeitig, obwohl Ewan überhaupt nicht müde
wirkte. Er zwinkerte Joan unauffällig zu, und sie wusste, dass er noch munter
genug war, um sie zu begehren.
3.
Kapitel
Am
nächsten Morgen wurde relativ spät gefrühstückt; die meisten machten
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