Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
erfolgreich sein. Wenn ich mich
nicht irre, schickt Bonnie Prince Charlie die Leute wieder gen Schottland, kurz
vor den Toren Londons. Ich weiß nur nicht, wieso er das tun wird.“
„Aber
das ist doch kein Problem!“, rief Joan aufgewühlt. „Wir werden sicherlich ein
Museum oder Archiv finden, in dem wir Genaueres erfahren können.“
Ewan
wollte es sich nicht eingestehen, aber er fürchtete sich vor dieser fremden
Welt, in der seine Frau einmal gelebt hatte. Doch eher würde er sich die Zunge
abbeißen, als Joan davon in Kenntnis zu setzen. Er hatte ihr einst geschworen,
sie zu beschützen und mit seinem Leben zu verteidigen – und nun konnte er die
Ehrlichkeit dieses Schwures endlich unter Beweis stellen.
Somit
war das Wichtigste besprochen. Dòmhnall, Marion und Màiri gingen hinaus; die
Frauen wollten Reisevorbereitungen treffen - doch als Joan und Ewan ebenfalls
Anstalten machten, aufzustehen, hielt Robin sie zurück.
„Als
ich Marion damals holte, habe ich bei der Gelegenheit in der Bankfiliale in
Inverness einiges geregelt. Ich legte den größten Teil meines Vermögens in Gold
an, in Edinburgh ist der Hauptsitz der Bank of Alba.“ Er kramte in
seiner Westentasche herum, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. „Hier, das
ist meine Bankkarte.“
Er
hielt Joan das Plastikkärtchen entgegen, und als er deren verduzten Blick sah,
sagte er augenzwinkernd: „Ihr werdet Geld brauchen. Oder wolltest du
Antibiotika gegen einige Ballen Rohwolle eintauschen?“
Endlich
begriff Joan, nahm die Bankkarte entgegen und reichte sie an Ewan weiter, der
sich mehr für deren Beschaffenheit als den Wert interessierte. Er hatte nie
etwas Ähnliches in den Händen gehalten und wunderte sich über die Biegsamkeit
des Materials.
„Ist
das auch ... chemisch?“, wollte er von Robin wissen.
„Das
ist Kunststoff, man nennt es Plastik.“ Robin wies auf das Kärtchen. „Und es ist
sehr wertvoll, weil man Geld bekommt, wenn man es in einer modernen Bank
vorzeigt.“
Mit
gemischten Gefühlen reichte Ewan die Bankkarte an Joan weiter. Unfassbar, das
man für dieses unscheinbare Plättchen richtiges Geld bekommen konnte!
„Ach
ja, etwas wollte ich euch noch sagen“, setzte Robin an. „Ich wollte damit
warten, bis der Laird gegangen ist. Wenn ihr die Gelegenheit habt, erkundigt
euch bitte nach der Provinz NovaScotia im späteren Kanada.“
Verwundert
nickte Joan. „Ich glaube, die Provinz wurde von Schotten gegründet.“
„Soviel
weiß ich auch ... aber leider nicht, wann sie gegründet wurde.“
„Wozu
ist das wichtig?“
„Sehr
wahrscheinlich müssen wir Schottland nach Culloden verlassen. Da wäre es von
Vorteil zu wissen, welches Land als neue Heimat in Frage käme.“
An
die Möglichkeit, die Highlands jemals verlassen zu müssen, dachte Ewan ebenso
wie Joan äußerst selten. Sie verdrängten die Gedanken daran, wie es nach dem
bevorstehenden Aufstand weitergehen sollte. Selbst, wenn sich der
MacLaughlin-Clan nicht daran beteiligte, würden die Highlands ‚gereinigt’ werden
– von Burgherren, Gefolgsleuten und deren Familien. Noch im Jahr 2005 würde das
mutwillig zerstörte Glenbharr Castle als Zeichen der Niederlage dort stehen, wo
nun noch reges Leben herrschte.
Mit
gemischten Gefühlen gingen Joan und Ewan zu Bett, während von Màiri und Marion
in Windeseile alles für die Reise vorbereitet wurde. Offiziell sollte es – in
Begleitung von Robin Lamont – nach Edinburgh gehen, um einen berühmten Arzt zu
bewegen, nach der kranken May zu sehen.
Schlafen
konnte in dieser schicksalsträchtigen Nacht niemand. Während Màiri betete und
Marion an Dòmhnalls Schulter weinte, liebten sich Joan und Ewan lange und
intensiv, als hätten sie dazu ein letztes Mal Gelegenheit. Später lagen sie
hellwach nebeneinander und hielten sich fest bei den Händen.
„Ist
dir eigentlich bewusst, dass wir vielleicht zum letzten Mal in unserem Leben in
diesem Bett liegen, mo Ghràidh?“, flüsterte Ewan in die Stille hinein.
„Möglicherweise kehren wir niemals nach Glenbharr Castle zurück.“
Sie
stützte den Kopf auf ihren Ellenbogen und versuchte in der Dunkelheit Ewans
Blick zu finden. „Ja, das ist mir bewusst, aber es gibt keine andere Rettung
für unsere Tochter. Und denk an die wertvollen Hinweise über die Schlacht bei
Culloden, die wir mitnehmen können.“
„Aber
erst einmal müssen wir die Zeitreise schaffen.“ Er zog sie zu sich herunter und
bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. „Ich habe Angst
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