Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
Computern, die
so modern waren, dass sogar Joan sich kaum damit auskannte. Es wäre ein Leichtes
gewesen, Kopien von all den historischen Ereignissen anzufertigen, doch etwas
hielt Joan davon ab. Sie konnte nicht genau sagen, was es war, aber es hatte
fast den Anschein, dass sie die Vergangenheit nicht mit den modernen Kopien ...
beschmutzen wollte.
Auf
dem Rückweg zum Hotel hatten sie Ausschau nach den umliegenden Apotheken
gehalten, aber keine von ihnen schien für einen Einbruch geeignet zu sein. Die
meisten waren mit Alarmanlagen ausgestattet, und das war zu riskant. Nicht
auszudenken, man würde sie erwischen und ins Gefängnis stecken!
„Mir
müssen so schnell wie möglich Medikamente besorgen“, sagte Joan verzweifelt,
ließ sich auf das Bett fallen und sah Ewan mit hoffnungsloser Miene an. „Jede
Minute ist wichtig für May.“
Er
setzte sich neben sie und umschlang sie tröstend. „Wie ich dich kenne, findest
du einen Weg. Mach dir keine Sorgen, wir werden May retten.“
Mit
geschlossenen Augen lehnte sich Joan an seine breite Schulter; wie üblich
entspannte sie sich sofort, als sie seine beruhigende Nähe spürte. Eigentlich
hatte sie am folgenden Tag bereits zum Brunnen zurückkehren wollen, aber wie es
aussah, musste die Rückreise ins achtzehnte Jahrhundert verschoben werden. Nur
gut, dass lediglich ein paar Stunden verstrichen sein würden, wenn sie ihr Ziel
erreicht hatten – so war es jedenfalls bisher gewesen, und Joan betete im
Stillen, dass es auch diesmal so sein würde.
Um
Geld zu sparen, hatte Joan in einem Imbiss Hamburger und Fish & Chips
besorgt – eine Ewan völlig unbekannte Mahlzeit. Doch er war so hungrig, dass er
die ungewohnte Kost in sich hineinschlang, ohne nachzufragen, woraus sie
hergestellt worden war.
Dies
war bereits die zweite Nacht im Hotel, am nächsten Tag musste das Zimmer
nachbezahlt werden. Noch ging das Geld nicht zur Neige, aber trotzdem geriet
Joan allmählich in Panik. Sie hatte sich alles so einfach vorgestellt; aber die
Beschaffung der Medikamente stellte eine riesige Herausforderung dar.
Wahllos
blätterte sie in ihren Notizen und murmelte: „Hier steht alles fast minutiös,
doch ich frage mich, was Robin mit diesen Informationen anfangen will. Wir können die Geschichte nicht ändern; am 16. April 1746 stirbt die Hoffnung, dass
Schottland jemals frei sein wird.“
Ewan
nahm ihr sanft den Stapel Papier aus den Händen und zog sie näher an sich.
„Darüber können wir uns noch lange genug Gedanken machen, mo Ghràidh .
Zerbrich dir deinen hübschen Kopf lieber darüber, wie wir am schnellsten Mays
Medizin beschaffen können.“
Gerade
wollte Joan kleinlaut zugeben, dass sie keine Ahnung hatte, doch da kam ihr
eine Idee. „Wir müssen in ein Krankenhaus gehen!“ Gehetzt sprang sie auf.
Irritiert
starrte Ewan sie an. „Was hast du vor?“
„Ich
will zur nächsten Klinik.“
„Dort
wird man dir auch keine Medizin geben ...“
Joan
war schon bei der Tür. „Freiwillig natürlich nicht. Ich bin schon einmal in der
Tracht einer Krankenschwester in einem Krankenhaus herumgeschlichen; das war
damals, nachdem ich in der Klinik in Inverness behandelt wurde. Es war ganz
einfach.“
Noch
begriff Ewan nicht und bewegte sich daher nicht von der Stelle.
„Komm
schon!“, drängte Joan. „Gleich wirst du zum ersten Mal in deinem Leben mit
einem Auto fahren.“
Bisher
hatten sie alle Wege zu Fuß zurückgelegt, weil sie es gewohnt waren. Außerdem
waren Taxifahrten teuer, doch an diesem Abend war es Joan egal.
Nur
zögernd folgte Ewan seiner energischen Gattin, die an der Rezeption eine Taxe
bestellte. Dann zog sie Ewan mit sich nach draußen und sagte: „Wir lassen uns
zum nächsten Krankenhaus bringen, dort schleichen wir uns durch einen
Hintereingang ins Gebäude.“
Ewan
hatte da so seine Zweifel. „Glaubst du, dass es so einfach sein wird?“
„Bestimmt
nicht, Liebster. Am besten, du hältst dich versteckt, bis ich zurückkomme.“
„Willst
du mir nicht endlich sagen, was du vorhast?“
Aufgeregt
strich sich Joan das rote Haar nach hinten, während sie erwiderte: „Ich
versuche, die Medikamentenkammern zu finden und hoffe, sie sind nicht
verschlossen.“
„Aber
das ist zu gefährlich!“ Er hielt sie am Ärmel fest. „Wenn dich jemand erwischt,
kann ich dir wahrscheinlich nicht helfen.“
„Am
späten Abend ist es sicherlich nicht so arg, da ist nur wenig Personal im
Dienst.“ Natürlich wusste sie ebenso gut wie Ewan, dass die
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