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Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)

Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)

Titel: Die Ehre der MacLaughlins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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ungewohnt reizvollen Sex mit Joan unter der Dusche würde er
jedoch ein Lebtag nicht vergessen.
    *
    Aus
den verschiedenen Zeitungen erfuhren sie am nächsten Tag von dem ganzen Ausmaß
der Weltwirtschaftskrise – eine nie da gewesene Katastrophe, verschuldet von
nachlässigen Banken.
    Mit
gerunzelter Stirn las Joan ihrem Mann die wichtigsten Artikel vor, doch Ewan
konnte sich nicht recht vorstellen, dass Banken eine ganze Welt ins Unglück
stürzen konnten.
    Joan
warf die zuletzt gelesene Zeitung auf den Stapel zu den anderen. „Ich mache mir
Sorgen um Ted Lincoln.“
    „Deinem
früheren Arbeitgeber?“
    Sie
nickte. „Er war immer ein guter Freund und hat mir das letzte Mal geholfen, aus
dem Krankenhaus zu fliehen.“ Sie warf Ewan einen schrägen Blick zu. „Und du
warst ein wenig eifersüchtig auf ihn.“
    Er
tat überrascht. „Ich? Niemals!“
    Joan
beließ es dabei, denn nichts kränkte einen stolzen Highlander mehr, als ihn an
seine Schwächen zu erinnern. Stattdessen erhob sie sich und griff zum Telefon.
„Ich versuche ihn anzurufen, seine Privatnummer und die der Agentur hab ich
noch im Kopf.“
    Es
war ein eigenartiges fremdes Gefühl, nach so langer Zeit einen Telefonhörer in
den Händen zu halten. Die Nummer der Londoner Werbeagentur Fletcher &
Lincoln gab es nicht mehr, und mit einem Anflug von Wehmut erinnerte sich Joan
an ihre Arbeit dort; im Geiste sah sie noch immer ihr hübsches Büro vor sich.
    Ewan
war vom Telefon ebenso fasziniert wie vom Fernseher, hütete sich jedoch davor,
diese seltsamen Dinge zu berühren. Er schämte sich ein wenig für seinen
Argwohn, fühlte sich unsicher und linkisch in einer Welt, die nicht seine war.
Er horchte auf, als Joan plötzlich in den merkwürdigen Apparat sprach. Zwar war
er schon seit Jahren theoretisch dank Joans Schilderungen mit all diesen
technischen Zauberdingen vertraut; dennoch war es eine andere Sache, sie
leibhaftig vor sich zu sehen.
    „Oh
Ted! Wie gut, dass ich dich erreiche“, sagte Joan zur selben Zeit aufgeregt.
„Ich fürchtete schon, du wärst umgezogen.“
    „Joan?
Bist du das wirklich?“, kam es ungläubig zurück. Teds Stimme klang alt und
müde. „Dann bist du also wieder ... zurück?“
    In
Stichworten erklärte sie ihm den Sachverhalt. „Ted, ich bin entsetzt über das,
was hier passiert ist.“
    „Tja,
ich kann es auch noch nicht richtig glauben. Die Agentur ging im Jahr darauf
bankrott – es gab keine Auftraggeber mehr. Jetzt genieße ich mein
Rentnerdasein, so gut es eben geht. Wenn ich dir und deinem Mann einen guten
Tipp geben darf, dann rate ich euch, so schnell wie möglich diese Welt wieder
zu verlassen, es ist nicht mehr schön hier.“
    „Wenn
wir mehr Zeit hätten, würden wir uns gern mit dir treffen“, antwortete Joan
traurig. „Aber wir wollen nur unsere Mission erfüllen und dann wieder
verschwinden. Wie sieht es in London aus?“
    „Wie
in wohl jeder großen Stadt auf der Erde: Nur Zerfall, Arbeitslosigkeit,
Hoffnungslosigkeit. Du würdest dich erschrecken, wenn du London dieser Tage
sähest. Aber es macht mich froh, dass du die damalige Zeitreise gut überstanden
hast, Joan. Wochenlang machte ich mir Vorwürfe, weil ich dich einfach in der
Dunkelheit verschwinden ließ.“
    „Dank
deiner Hilfe bin ich wieder bei meiner Familie gelandet.“
    „Wie
geht es deiner Mutter? Hatte sie nicht auch geheiratet?“
    Joan
schmunzelte. „Ja, sie ist seit ihrer Hochzeit zugleich meine Schwiegermutter.
Wir sind alle sehr glücklich. Vielleicht würdest auch du dich im achtzehnten
Jahrhundert wohlfühlen ...“
    „Um
Gotteswillen! Ich wäre todunglücklich dort, glaube mir. Wie heißt es so schön:
Alte Bäume verpflanzt man nicht.“
    Sie
redeten eine Weile von den guten alten Zeiten, bevor sie auflegten.
Nachdenklich ließ Joan den Hörer sinken; diesmal hatten sie sich wohl zum
letzten Mal verabschiedet.
    Erwartungsvoll
sah Ewan sie an. „Wollen wir jetzt zum Stadtarchiv gehen?“
    Noch
ganz gefangen von dem Gespräch mit Ted Lincoln nickte Joan. „Ich will nur etwas
zum Schreiben besorgen. Es wird eine Menge sein, die wir uns notieren sollten.“
    Sie
verließen das Hotelzimmer, kauften in einem kleinen Schreibwarenladen einen
Schreibblock und Kugelschreiber und fragten sich zum Archiv durch, in dem sie
alle benötigten Informationen zu finden hofften.
    *
    Erst
am späten Nachmittag kehrten sie ins Hotel zurück – Joan erschöpft, Ewan fast
erschlagen von den vielen neuen Eindrücken, wie zum Beispiel den

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