Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
zu trennen, kam für
ihn nicht in Betracht. Er schätzte das große und mächtige Oberhaupt des Clans
als Freund und Laird, und er würde ihn und seine Familie selbstverständlich
nach Nova Scotia begleiten.
In
langen Gesprächen hatte er Dòmhnall wieder und wieder zu verstehen gegeben, was
geschähe, wenn er sich weigerte zu fliehen. Noch blieb der Laird skeptisch,
doch Robin hoffte, ihn rechtzeitig umzustimmen. In wenigen Monaten wurde Bonnie
Prince Charles erwartet, kurz darauf würden Ewan und Mìcheal eine starke
Kompanie bilden, die den Prinzen bei seinem Kampf um Schottlands Thron
unterstützen sollte.
Wenn
sich Robin und Dòmhnall in der Bibliothek auf einen Plausch trafen – was sie
übrigens fast täglich taten – ging es seit Jahren eigentlich nur um ein
einziges Thema: Der Jakobitenaufstand 1746 und die vernichtende Niederlage der
Schotten. Nun, nachdem sich Robin den Kopf darüber zerbrochen hatte, die
Soldaten des Lairds von der Schlacht bei Culloden fernzuhalten, wurde auch
dieses Thema ausgiebig erörtert.
Mittlerweile
war es Frühsommer geworden und das Eintreffen des Prinzen stand unmittelbar bevor.
Noch immer spielte Dòmhnall mit dem Gedanken, den Sohn des im Exil lebenden
schottischen Königs abzuweisen, obwohl er wusste, dass diese Aktion in den
Augen der anderen Clanführer kein gutes Licht auf ihn werfen würde.
„Bedenkt,
dass man Euch als Feigling bezeichnen würde“, sagte Robin, als er mit dem Laird
wieder einmal zusammen saß. „Und nicht nur vor den anderen Oberhäuptern,
sondern auch vor Euren eigenen Leuten. Denn natürlich wird es sich in den
Highlands schnell herumsprechen, welche Mission Bonnie Prince Charlie erfüllen
will.“
„Der
Teufel soll ihn holen“, brummte Dòmhnall, während er sich zerstreut über den
wohlgenährten Bauch strich. „Wenn es nach mir ginge, würde ich diesen
Waschlappen eigenhändig zu seinem Schiff tragen, mit dem er an der schottischen
Küste landen wird. Wann, sagtet Ihr, wird das sein?“
„Wenn
Joans Aufzeichnungen stimmen, landet der Prinz am 19. August vor Glenfinann,
einem Dorf am Loch Nanhamh, und dort die königliche Standarte hissen.“ Robin
wusste die Daten auswendig; zu oft hatte er sie gelesen und sich dabei gefragt,
was ihm dieses Wissen wohl nutzen konnte. „Sir, Ihr wisst, dass wir die
Geschichte nicht ändern können ... Charles Edward Stuart wird demnächst in
Schottland auftauchen. Es wird kein Ungewitter geben, das sein Schiff
untergehen lässt, keine Krankheit und keine Schießereien, sodass das Leben des
Prinzen gefährdet wäre.“
Bedächtig
nickte Dòmhnall, denn er hatte gerade mit dem Gedanken gespielt, dem Schicksal
entgegenzutreten und den Prinzen an der Landung zu hindern, obwohl er wusste,
wie lächerlich er sich damit machen würde.
Er
hob seinen Whiskybecher und prostete seinem Gegenüber zu. „ Slàinte mhath ,
mein Freund. Genießt den edlen Tropfen. Mir schwant, dass der Whiskyvorrat im
Keller der letzte ist, den es auf Glenbharr Castle geben wird.“
„Ihr
könnt in Nova Scotia eine neue Destille anlegen.“ Robin hob seinen Bescher
ebenfalls. „Und dort müsst Ihr sie noch nicht einmal vor den Engländern
verstecken.“
Der
Laird warf ihm einen schrägen Blick zu. „Mir gefällt es nicht, wenn Ihr von
diesem fremden Land erzählt. Ich mag nicht darüber nachdenken, dort leben zu
müssen.“
„Ihr
habt keine andere Wahl, Sir. Die Highlands werden Euch auf immer verschlossen
bleiben, also denkt in aller Ruhe über meinen Vorschlag nach.“
Halbherzig
versprach es Dòmhnall, bevor er das Thema wieder auf den bevorstehenden Besuch
des schottischen Thronfolgers brachte, der die Welt der Highlander für immer
verändern sollte.
*
Auch
Ewan war dieser Tage besonders nachdenklich; seine Stirn war stets besorgt
gerunzelt, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Nachdem sie einmal eng
umschlungen beieinander lagen, nachdem sie miteinander geschlafen hatten, sagte
Ewan unvermittelt: „Mir geht da etwas im Kopf herum, schon seit Monaten.“
Joan
küsste liebevoll seine nackte Brust. „Ich weiß, woran du ständig denken musst.
Bald kommt Bonnie Prince Charlie und wiegelt die Lairds zu einem Aufstand auf.“
„Nein.
Nein, das ist es nicht, da mir bewusst ist, dass wir nichts dagegen tun können
... es geht um etwas anderes, das ich vor vielen Jahren erlebt habe.“
Alarmiert
hob Joan den Kopf. „Wovon redest du, mein Liebster?“
„Erinnerst
du dich an meine unfreiwillige Zeitreise ins Jahr 1746,
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