Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
gewinnen.
Noch
einmal versuchte Dòmhnall, die anderen zur Vorsicht aufzurufen. „Bedenkt aber,
dass der Prinz in erster Linie darauf erpicht ist, anstelle seines Vaters den
schottischen Thron zu besteigen.“
„Natürlich,
das ist sein gutes Recht!“, rief einer der anderen Lairds. „Er will den Thron
und somit die katholische Kirche an sich reißen.“
„Aber
er hat keinen richtigen Bezug zu Schottland, hat die Heimat seines Vaters noch
nie gesehen.“
„Dòmhnall,
was ist mit dir los?“ Cameron runzelte die Stirn. „Seit vielen Jahren versuchst
du, uns einen weiteren Aufstand auszureden, dabei warst du früher einer der
leidenschaftlichsten Anhänger. Man möchte meinen, dass du dich zu alt fühlst,
um Verantwortung für deinen Clan zu übernehmen.“
Dòmhnall
lächelte lahm. „Als ich von der Ankunft des Prinzen hörte, nahm ich mir bereits
vor, Ewan an meiner Stelle in den Kampf ziehen zu lassen – ebenso wird mein
Freund Crìsdean zugunsten seines Neffen verzichten. Die beiden jungen Männer haben
oft genug bewiesen, dass sie ihre Soldaten führen können. Wir Alten sollten
unserem Nachwuchs die Gelegenheit geben, sich im Krieg gegen die Sasannach zu bewähren.“
Dass
er diesen Entschluss bereits vor vielen Jahren gefällt hatte, nachdem er
erfahren hatte, was auf Schottland zukam, behielt er natürlich für sich.
„Also,
ich fühle mich noch nicht zu alt.“ Cameron lachte. „Nein, ich lasse mir nicht
nehmen, unseren Feind persönlich in den Hintern zu treten.“
*
Auf
Glenbharr Castle führten Marion und ihre Tochter unterdessen ernste Gespräche.
Marion versuchte Joan auszureden, Ewan in den Krieg zu begleiten, doch deren
Entscheidung stand längst fest.
„Ich
gehöre an die Seite meines Mannes“, beharrte sie fast trotzig. „Niemand wird
mich davon abhalten können, Mom. Ich werde nicht die einzige Frau sein, die mit
den Soldaten gen England zieht.“
Marion
warf einen hilflosen Blick zu Robin, der soeben den Salon betreten hatte.
„Gerade
erschien ein Bote mit einem Schreiben für den Laird“, sagte Robin mit
ungewohnter Ernsthaftigkeit. „Das Siegel trägt das Wappen der Stuarts ...“
„Gütiger
Himmel.“ Marion faltete die Hände wie zum Gebet. „Nun ist es also soweit.
Dòmhnall wird nicht begeistert sein, wenn er bei seiner Heimkehr einen Brief
des Prinzen vorfindet.“
„Wir
wussten, dass dieser Tag kommen wird.“ Robin setzte sich den beiden Frauen
gegenüber und musterte sie abwechselnd. „Soviel ich weiß, erwartet der Prinz,
dass ihm die ganze Familie vorgestellt wird.“
Joan
schnaubte. „Am liebsten würde ich diesem Möchtegern-Monarchen die Meinung
sagen.“
„Was
du dir aber unbedingt verkneifen wirst.“ Robin musste trotz der ernsten Lage
schmunzeln, als er sich vorstellte, wie Joan dem schottischen Thronfolger
unverblümt mitteilte, was sie von ihm hielt. „Bedenke, dass Bonnie Prince
Charlie fest davon überzeugt ist, die Engländer zu besiegen. Wüsste er um den
Ausgang des Aufstandes, wäre er in Italien oder Frankreich geblieben.“
„Wo
ist das Schreiben?“, wollte Marion wissen.
Robin
machte eine Handbewegung. „Oben in der Bibliothek. Was hast du vor?“
Langsam
erhob sie sich, dabei seufzte sie unterdrückt. „Ich möchte mich nur davon
überzeugen, dass das Schreiben tatsächlich vom Prinzen ist.“
Die
beiden anderen erhoben sich ebenfalls und folgten Marion hinauf zur Bibliothek.
Dort standen sie mit gemischten Gefühlen vor dem wuchtigen Schreibtisch, der
schon Dòmhnalls Vorfahren gedient hatte, und wünschten sich, die Zeit um einige
Jahre zurückdrehen zu können.
*
Der
Laird und sein Sohn trafen am nächsten Tag kurz vor dem Abendessen auf
Glenbharr Castle ein. Mit dem Verlauf des Jakobitentreffens waren sie alles
andere als zufrieden, aber sie hatten im Grunde genommen nichts anderes
erwartet als die große Begeisterung der anderen Clanführer.
Die
Nachricht, dass ein Brief von Bonnie Prince Charlie in der Bibliothek wartete,
hob nicht gerade die Stimmung der beiden Männer, und noch vor dem Essen wurde
das Schreiben geöffnet.
„Am
nächsten Freitag gibt sich Seine königliche Hoheit die Ehre“, sagte Dòmhnall
mit vor Hohn triefender Stimme, nachdem er die wenigen Zeilen überflogen hatte.
„Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als uns zu fügen.“
„Ich
lasse sofort Mìcheal benachrichtigen, damit er und Crìsdean herkommen. Màiri
wird sich nicht nehmen lassen, die Männer zu begleiten – Mìcheal
Weitere Kostenlose Bücher