Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
Prinz
hier auftauchen würde.“
„Die
Männer fast aller Clans sind außer sich vor Begeisterung“, warf der Laird mit
grimmiger Miene ein. „Endlich kommt jemand, der sie zu einem neuen Aufstand
aufruft – und die meisten Clanoberhäupter sind frohlocken ebenfalls.“
„Wir
täten es auch, wüssten wir nicht, was in der Zukunft geschieht.“ Mìcheal wirkte
ebenso ernst wie seine beiden Begleiter. Er war erst später eingeweiht worden
und hatte zunächst kaum glauben können, was seine Frau Màiri ihm da erzählte.
Auch Dòmhnall hatte anfangs geglaubt, man wolle ihn zum Narren halten, als er
erfuhr, dass nicht nur seine Schwiegertochter, sondern auch seine geliebte
Marion und Robin Lamont aus der Zukunft kamen.
Er
war nicht ganz glücklich darüber, dass er wusste, wie der Aufstand enden würde
– dennoch musste er zugeben, dass er mit diesem Wissen nicht nur seine eigene
Haut, sondern möglicherweise auch die seiner Soldaten retten konnte.
*
Es
wurde bereits dunkel, als sie die Höhle erreichten. Sie wurden schon ungeduldig
erwartet, denn die meisten Lairds hatten einen weniger langen Weg zum Ben Nevis
als Dòmhnall und die beiden jungen Männer.
„Mein
Onkel lässt sich entschuldigen“, sagte Mìcheal nach der Begrüßung. „Sein Bein
macht ihm noch immer Schwierigkeiten.“
„Das
hat er den verdammten Sasannach zu verdanken“, brummte Laird Frazer und
bot den Neuankömmlingen Plätze an, die aus nichts als über nackte
Felsvorsprünge gelegte Plaids bestanden. „Nehmt euch einen Becher Whisky und
etwas Fleisch vom Feuer. Wir sollten ohne Umschweife zum Thema kommen, denn die
Nacht ist kurz.“
Es
war Tradition, dass die Treffen so kurz wie möglich gehalten wurden, um bei
Außenstehenden keinen Argwohn entstehen zu lassen. Es war den Highlandern
streng verboten, sich als Jakobiten zu bezeichnen, da alle Lairds dem
englischen König den Treueeid hatten schwören müssen. Anhänger des früheren
schottischen Königs zu sein, galt als Hochverrat und wurde mit Kerker oder
Hinrichtung bestraft. Zwar ahnten die Endländer schon lange, dass es diese
Vereinigung gab, doch man konnte den Mitgliedern nichts nachweisen.
Nachdem
die Neuankömmlinge sich gestärkt hatten, ergriff Seamus Cameron das Wort. „Was
haltet ihr vom Aufruf des jungen Stuart?“
Die
meisten gaben ihre Begeisterung durch zustimmendes Murmeln kund. Natürlich gab
es auch einige Skeptiker, doch im Allgemeinen war man von der Aktion des
Prinzen angetan.
„Endlich
bekommen wir einen starken Anführer!“
„Wir
haben schon viel zu lange darauf gewartet, die Sasannach in den Hintern
zu treten!“
„Lang’
lebe Schottland!“
„Bonnie
Prince Charlie besuchte mich vorige Woche“, nahm Cameron wieder das Wort auf.
„Er kam mit seinem gesamten Hofstaat, wie mir scheint. Seine Ausführungen
klangen vernünftig; der französische König hat Unterstützung angeboten. Ein
Kriegsschiff, das in Southampton anlegen wird, soll bereits unterwegs sein.“
„Ob
man dem Prinzen Glauben schenken kann?“ Vorsichtig versuchte Dòmhnall, die
allgemeine Begeisterung etwas einzudämmen.
„Unbedingt!“,
rief Cameron. „Er ist der Sohn unseres Königs, hast du das vergessen? Jahrelang
sammelte er Geld bei europäischen Aristokraten, um den Feldzug finanzieren zu
können. Auf einen Stuart kann man sich immer verlassen.“
Mìcheal
und Ewan wechselten einen raschen Seitenblick, während Dòmhnall finster zu dem
Redner blickte. Es fiel ihm schwer, den Mund zu halten, und er überlegte sich
fieberhaft, wie er die anderen Lairds etwas skeptischer machen könnte.
Er
räusperte sich, bevor er das Wort erhob. „Woher sollen wir wissen, ob der Prinz
fähig ist, ein ganzes Heer zu führen? Bisher hatte er im Exil keine
Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen.“
Cameron
winkte lässig ab. „Er führt einen Stab von erfahrenen Offizieren mit sich. Sein
engster Berater ist General Lord George Murray, ein Mann, auf dessen Ratschläge
der Prinz hören wird, falls er selbst ratlos sein wird.“
„Bei
mir hat er sich für kommenden Montag angekündigt“, sagte Laird Frazer mit
feierlicher Miene. „Und ich werde ihn mit offenen Armen empfangen.“
Auch
die anderen Clan-Oberhäupter betonten, dass sie den Besuch von Bonnie Prince
Charlie kaum erwarten konnten. Für sie war es eine große Auszeichnung, dass
sich der Sohn des schottischen Königs die Ehre gab, alle bedeutenden Lairds
einzeln aufzusuchen, um sie für seinen Plan zu
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