Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
verlassen, nicht. Schottland ist zu meiner Heimat
geworden, und mein Herz blutet bei dem Gedanken, es bald verlassen zu müssen. Robin
erwähnte, dass direkt nach der Schlacht die Jagd auf abtrünnige Lairds und
deren Familien beginnen wird. Alle Jakobiten müssen fliehen ... aber ohne dich
gehe ich auch nicht, damit du es weißt.“
Dòmhnalls
buschige Augenbrauen fuhren erstaunt in die Höhe. „Was sind das denn für neue
Töne?“
Sie
schmunzelte. „Du hast richtig gehört, Liebster. Die Familie wird
zusammenbleiben, ob hier oder in diesem Nova Scotia.“
Das
gab ihm zu denken, und genau dies hatte Marion bezweckt. Dòmhnall war seine
Familie mehr wert als sein eigenes Leben, und sie Gefahren auszusetzen, kam für
ihn nicht in Frage. Wäre er allein, würde er hoch erhobenen Hauptes vor den
Galgen der Engländer treten, aber er hatte Verantwortung für eine große Familie
– und eigentlich auch für die Leute in seinem Clan. Nun, außer die Männer von
der Schlacht bei Culloden fernzuhalten, konnte er nichts tun, aber er hatte die
Möglichkeit, ein Schiff zu besteigen, das ihn in ein Land bringen würde, in dem
es Tausende von seinesgleichen gab. Ganz langsam begann er sich mit diesem
Gedanken anzufreunden. Crìsdean die Auswanderung schmackhaft zu machen, würde
allerdings nicht so einfach werden, denn auch der alte Freund und seine Familie
mussten gerettet werden, zumal seine älteste Tochter mit einem MacGannor
verheiratet war.
*
Noch
vor dem Jahreswechsel hatte Màiri ihrem Mann zaghaft vorgeschlagen, ihn auf dem
Feldzug zu begleiten. Natürlich wollte Mìcheal nichts davon wissen; auch das
Argument, dass sie in der Nähe ihrer beiden Söhne Andra und Klein-Ewan sein
wollte, die alt genug waren, die andren Krieger zu unterstützen, fruchtete
nichts. Als Mìcheal seinem Schwager Ewan davon erzählte, lachte dieser und
verriet, auf welchem Mist diese Idee gewachsen war.
Kapitel
11
Das
Jahr 1745 wurde von den Eingeweihten mit Spannung und Unruhe erwartet. So
manchem unwissenden Burgbewohner fiel die gelegentliche Zerstreutheit und
Nachdenklichkeit einiger Familienmitglieder auf, ohne zu ahnen, was auf
Schottland zukommen sollte.
Dòmhnall
konnte sich noch immer nicht entschließen, seine Männer in einen Kampf zu
schicken, der nicht zu gewinnen war – und auch mit dem Gedanken, dass er bald
seine Heimat verlassen musste, wenn ihm sein Leben lieb war, mochte er sich
nicht anfreunden.
Marion
war schlau genug, ihren Gatten nicht überreden zu wollen, aber mit Joan sprach
sie von ihren Bedenken.
„Er
wird mit uns gehen, wenn es an der Zeit ist“, sagte Joan stets. Robin hat ihm
oft genug geschildert, was nach Culloden geschieht, und nur ein Ignorant würde
sich keine Gedanken über seine Zukunft machen.“
Nachdenklich
trat Marion ans Fenster, das auf den belebten Burghof wies. „Dòmhnall macht
sich genug Gedanken ... viel zu viele, meiner Meinung nach. Nachts wälzt er
sich oft stundenlang im Bett herum, und ich spüre dann, was in ihm vorgeht. Die
Möglichkeit, seine Krieger zu retten, mag er akzeptiert haben, nicht jedoch die
Aussicht, Glenbharr Castle auf Nimmer Wiedersehen verlassen zu müssen. Er wurde
auf dieser Burg geboren und will hier nach Familientradition auch sterben ...“
„Das
wollte Ewan auch“, gab Joan leise zurück. „Jeder Mann der Highlands denkt nicht
im Traum daran, freiwillig seine Heimat zu verlassen; wohlweislich, sie nie
wieder sehen zu dürfen.“
„Ewan
ist noch jung, er kann die Tatsachen besser verkraften als sein Vater. Manchmal
wünsche ich mir, es wäre alles bereits überstanden und wir würden uns auf dem
Weg nach Novia Scotia befinden.“
Ein
müdes Lächeln erschien auf Joans Lippen. „Bei Ewan habe ich eher den Eindruck,
dass er jeden Augenblick des Tages auszukosten versucht. Manchmal ertappe ich
ihn dabei, wie er vom Fenster unserer Schlafkammer nachdenklich seinen Blick
schweifen lässt und sich dann traurig abwendet, nachdem er sehnsüchtig die
Berge betrachtet hat.“
Marion
trat zu ihrer Tochter und griff nach deren Händen. „Wir Frauen müssen alles
daran setzen, dass unsere Männer einsehen, nach der Schlacht nicht hier bleiben
zu können. Auch Robin wird sein Möglichstes tun, davon bin ich überzeugt.“
*
Obwohl
Robin Lamont in den Lowlands geboren worden war, fühlte er sich als Highlander
und sein Herz schlug für die Familie MacLaughlin. Ihm würde nach dem Sieg der
Engländer kaum etwas passieren, doch sich von der Familie
Weitere Kostenlose Bücher