Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
geben
wird. Erst im September 1746 gelingt ihm die Flucht auf ein französisches
Schiff, mithilfe einer Anhängerin namens Flora MacDonald, von der behauptet
wird, sie hätte eine Affäre mit dem Prinzen während dieser Monate gehabt. Als
Floras Zofe verkleidet gelingt es ihm schließlich zu entkommen und Flora wird
verhaftet. Später wird man sie als Heldin feiern, sie und der Prinz hatten nie
wieder Kontakt ... werden nie wieder Kontakt haben“, verbesserte sie sich.
„Wie
aufregend“, seufzte Màiri und wickelte sich den Rest des roten Wollfadens um
die Finger. „Ob der Prinz wirklich so hübsch ist, wie sein Spitzname Bonnie
behauptet?“
„Ich
sah Gemälde und Stiche von ihm – er würde dir nicht gefallen, fürchte ich. Zwar
verfügt er in jungen Jahren über ein hübsches Gesicht, aber in meinen Augen
wirkt er wie ein Geck, wie Vater behaupten würde; er hat absolut nichts
Männliches an sich, aber den feinen Damen in Frankreich und Italien scheint er
zu gefallen.“
„Ist
er verheiratet?“
Joan
schmunzelte über die Wissbegierde ihrer Schwägerin. „Noch nicht, er ist ja noch
sehr jung. Später wird er eine Adelige ehelichen, sich aber mehr für seine
Mätressen interessieren.“
„Natürlich.“
Angewidert verzog Màiri ihr Gesicht. „Ich würde Mìcheal umbringen, hätte er
eine außereheliche Liebschaft.“
Joan
lachte, und Màiri fiel ein. Sie wussten, dass ihre Männer treu waren, aber für
Joan hatte es eine Zeit gegeben, da sie sich nicht ganz sicher war. Das hatte
nicht an Ewan gelegen, sondern an der schönen Anna, Tochter des damaligen
Burgverwalters Brian Ferguson. Anna hatte bereits lange vor Joans Erscheinen
auf Glenbharr Castle Ewan schöne Augen gemacht, aber er hatte seiner Frau
geschworen, dass es nie mehr als zu ein paar Küssen gekommen war – und nachdem
er Joan kennengelernt hatte, war er für den Reiz anderer Frauen ohnehin
unempfänglich geworden.
*
Die
Räume von Glenbharr Castle wirkten, leer, nachdem die MacGannors am Neujahrstag
zurück nach Barwick Castle gekehrt waren. Dòmhnall hatte es gut getan, nach
langer Zeit seinen alten Freund Crìsdean wiederzusehen. Früher hatten sich die
beiden Männer oft besucht, so wie es Ewan und Mìcheal derzeit taten, doch mit
dem Alter war die Unlust zum Reisen in den Vordergrund getreten; aus diesem
Grund hatten beide Lairds schon vor Jahren beschlossen, bei einem neuerlichen
Aufstand Ewan und Crìsdeans Neffen als Truppenführer einzusetzen.
„Wenn
er wüsste, was unseren Clans bevorsteht, würde er weniger leidenschaftlich über
einen Angriff gegen die Sasannach sprechen“, sagte Dòmhnall bedächtig zu
seiner Frau, als sie an diesem Abend zu Bett gingen. „Man müsste alle Lairds
warnen, dann stände der Prinz mit nichts als seinen wenigen Anhängern da, die
er vom Festland mitbringen wird.“
Langsam
nahm Marion ihre Haube ab und löste das Haar. „Aber niemand würde auf dich
hören, Liebster, weil alle davon überzeugt sein werden, unter dem Kommando des
Prinzen gegen die Engländer gewinnen zu können. Und würdest du nicht wissen,
was in der Zukunft geschieht, wäre es auch bei dir nicht anders.“
Wohlwollend
beobachtete Dòmhnall, wie seine Frau ihr Mieder löste. Sie war noch immer sehr
schön und begehrenswert, und er konnte Crìsdean nicht verstehen, sich ein
junges Weib genommen zu haben, dass fast seine Tochter hätte sein können. Eigentlich
hatte er nach dem Tod seiner geliebten, langjährigen Gemahlin Ealasaid
überhaupt nicht damit gerechnet, dass ihm jemals eine andere Frau gefallen
könnte, doch dann war Joans Mutter aus England aufgetaucht und hatte sein
einsames trauriges Herz zu neuem Leben erweckt.
„Da
magst du recht haben, Mòrag“, sagte er und tätschelte zärtlich ihren
Oberschenkel unter dem langen Leinenhemd. „Vermutlich wäre ich sogar einer
derjenigen, der andere Lairds ermuntern würde, in die Armee des Prinzen
einzutreten und an seiner Seite für schottische Gerechtigkeit zu kämpfen.“ Er
seufzte. „Mit den Ereignissen, die bald stattfinden werden, beginne ich mich
abzufinden – nicht jedoch mit Mr Lamonts Vorschlag, nach der Schlacht alles
stehen und liegen zu lassen und in ein fernes Land zu fliehen.“
Marion
zog das schwere Daunenbett bis zum Hals nach oben, denn trotz Kaminwärme war es
sommers wie winters stets eiskalt in den alten Burgmauern.
„Es
wird uns nichts anderes übrigbleiben“, sagte sie resigniert. „Auch mir schmeckt
der Gedanke, die Highlands zu
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