Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
modernen Kleidung Respekt zollen wollten, denn immerhin handelte es sich
um den Sohn des Old Pretenders .
Beinahe
gleichmütig nahm Dòmhnall den Protest hin; Hauptsache, die Männer des
MacLaughlin-Clans trugen ihre festlichen Plaids in den leuchtenden Farben des
Clans.
*
Bonnie
Prince Charlie wurde erst gegen Abend erwartet, doch schon am frühen Morgen
glich Glenbharr Casle einem Irrenhaus. Überall schwirrten Dienstboten herum und
putzen – selbst in Ecken, in denen sich seit Jahren kein Mensch aufgehalten hatten.
Ogur, der behäbige langjährige Koch und seine Gehilfen arbeiteten bereits
morgens an einem Menü, das der Prinz niemals in seinem Leben vergessen sollte.
Damit zumindest prahlte der Koch und steckte seine Nase kontrollierend in jeden
Topf auf dem Herd.
*
Die
Frauen der Familie hatten sich in Joans und Ewans Schlafkammer versammelt, um
sich dort gemeinsam umzuziehen und sich gegenseitig zu frisieren.
„Hier!“
Màiri hob stolz ein Porzellandöschen in die Höhe. „Das habe ich von einem
fahrenden Händler erstanden, der im Frühjahr nach Barwick Castle kam.“
Joans
zog die Augenbrauen in die Höhe. „Was ist das?“
„Reispulver.
Wir werden es benötigen, um unsere Haare nach dem Frisieren zu pudern.“
Darla
und Lenya zeigten sich begeistert, doch Joan machte eine abweisende Miene. Noch
allzu gut erinnerte sie sich an ihre Hochzeit im Jahre 1732, als Màiri darauf
bestanden hatte, das Haar der Braut mit Reispulver zu bedecken; Joan hatte kaum
eine Bewegung machen können, ohne das etwas Pulver von ihrem Haupt rieselte,
zudem hatte ihr ganzer Kopf gejuckt und sie war heilfroh gewesen, als sie ihr
Haar nach den Feierlichkeiten ausbürsten konnte.
„Ich
hab so etwas noch nie benutzt.“ Fast andächtig öffnete Darla das Döschen, roch
am Inhalt und musste niesen.
Lenya
nahm eine Fingerspitze und betrachtete das weiße Pulver eingehend. „Mit so
etwas verschönen die Damen in Paris also ihre Frisuren.“
Joan
jedoch zeigte keinerlei Interesse; vielmehr bemängelte sie diesen Modetrend,
der sich nun schon so viele Jahre standhaft hielt.
„Vater
wäre es am liebsten, wenn wir unsere schottischen Trachten tragen würde“, sagte
Màiri, während sie das Döschen mit dem kostbaren Inhalt wieder an sich nahm.
Sie wählte ihre Worte mit Bedacht, denn Darla und Lenya durften nicht erfahren,
dass es einige Familienmitglieder gab, die mehr wussten als die meisten
anderen. „Aber ich denke, der Prinz wird hocherfreut sein, wenn wir Frauen uns
nach der Mode seiner Heimat kleiden.“
Darla
glättete sorgsam die mit langen weißen Spitzen besetzten Ärmel ihres hellblauen Festkleides. „Ich sah neulich
eine Zeichnung des Prinzen. Er sah so würdevoll aus, so erhaben.“ Sie seufzte.
„Es ist eine große Ehre für Glenbharr Castle, dass er unseren Clan um
Unterstützung bittet.“
Joan
und Màiri wechselten einen schnellen Blick, erwiderten jedoch nichts.
„Ich
finde es großartig, dass es endlich wieder ein Stuart wagt, den Sasannach die
Stirn zu bieten“, warf Lenya mit einem versonnenen Blick auf ihr Kleid, das sie
auf den Knien ausgebreitet hatte. „Und tief in meinem Herzen weiß ich, dass diesmal
Schottland gewinnen wird und die Feinde aus unserem Land gejagt werden. Meint
ihr nicht auch?“
„Äh
... ja.“ Joan gab sich lässig, doch ihr Inneres war in Aufruhr geraten. Wenn
sie doch Lenya und all den anderen die Illusionen nehmen könnte! Doch das war
unmöglich, und so wechselte sie das Thema, indem sie von den köstlichen
Gerüchen sprach, die auf der Küche wehten, wenn man sich in der Halle befand.
*
Unterdessen
saß Dòmhnall mit ernster Miene in der Bibliothek. Um sich herum hatte er seinen
Sohn, Mìcheal und Robin Lamont gescharrt, um letzte Anweisungen für den
bevorstehenden Abend zu geben.
„Gebt
euch interessiert und aufgeschlossen“, sagte er. „Lasst mich reden und gebt nur
eure Zustimmung, wenn der Prinz mich bittet, unsere Krieger zur Verfügung zu
stellen.“ Er ließ seinen Blick über die kleine Runde schweifen. „Lasst mit
keinem Wort erkennen, dass ihr wisst, was passieren wird.“
„Dürfen
wir nicht wenigstens Bedenken äußern?“, wunderte sich Ewan. „Immerhin geht es
um eine große Sache, und von Laird Frazer weiß ich, dass auch er vorsichtig
war, bevor er dem Prinzen seine Unterstützung anbot.“
„Aye,
aber die Gefahr, dass sich einer von euch verplappert, ist zu groß. Natürlich
werde ich den jungen Stuart nach der Stärke seiner
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