Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
vertraute mir
kürzlich an, dass meine Schwester schon sehr neugierig auf den Prinzen ist.“
„Ich
bin nicht neugierig“, brummte Dòmhnall und hob den Blick zum Kamin, über dem
das Wappen der MacLaughlins hing. MAVIEPOURLALIBERTÉ
– mein Leben für die Freiheit. Dies war Leitspruch sowie Kriegsschrei der
MacLaughlins, seitdem der Clan gegründet worden war. „Mir wird speiübel, wenn
ich mir vorstelle, dass in wenigen Monaten unsere traditionellen Werte nichts mehr
gelten und dass wir wie wilde Tiere von den Sasannach gejagt werden
sollen.“
„Wir
müssen uns an den Gedanken gewöhnen, Vater“, erwiderte Ewan leise. „Es nützt
uns nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Wir können die baldigen
Geschehnisse nicht verhindern und müssen das Beste daraus machen.“
Nachdenklich
musterte Dòmhnall seinen Sohn. „Du wirst in diesem Nova Scotia vielleicht
heimisch werden, aber ich ganz gewiss nicht.“
„Du
wirst deine ganze Familie um dich haben“, widersprach Ewan. „Das ist mehr, als
die meisten Schotten nach dem Krieg von sich behaupten können.“
Der
Laird erhob sich schwer und klopfte seinem Sohn auf die Schulter. „Da magst du
wohl recht haben. Lass uns nun zu den anderen gehen, ich habe einen
Bärenhunger.“
Kapitel
12
Für
Dòmhnalls Geschmack machten die weiblichen Mitglieder seiner Familie viel zu
viel Aufhebens wegen des bevorstehenden Besuchs des Prinzen. Bei Darla und
Lenya konnte er es noch verstehen, denn die beiden Frauen hatten keine Ahnung,
dass Bonnie Prince Charlie nur Unglück über Schottland bringen würde. Aber auch
Joan und Màiri waren aufgeregt und plauderten nur noch über die Kleider, die
sie beim Empfang des Prinzen tragen wollten. Einzig Marion zeigte sich
besonnen; auch wenn der Besuch des jungen Stuarts in die Geschichte eingehen würde,
so würde sie ihn lieber von hinten als von vorne sehen.
Eden
und Peader redeten auch kaum von etwas anderem als dem hohen Besuch.
„Du
wirst sehen, Schwager“, sagte Eden einen Tag vor dem Ereignis zu Darlas Mann,
„Bonnie Prince Charlie wird uns für alles entschädigen, auf das wir so lange
warten mussten – die Demütigungen und Schikanen der Sasannach , die
Schändung meiner Schwester Glenda und die Auspeitschung von Ewan kurz vor Donnys
Geburt, obwohl er nichts weiter getan hat als sich gegen Hauptmann Milford zu
verteidigen.“
Bedächtig
nickte Peader. „So wahr uns Gott beistehe ... dafür müssen die Sasannach endlich büßen. Es wird ein großes Blutvergießen geben, doch unser eiserner
Glaube an einen neuerlichen Aufstand wird nun endlich belohnt.“
„Unsere
Waffenverstecke sind brechend voll, der Prinz wird einen schwer bewaffneten
MacLaughlin-Clan vorfinden. Was mich allerdings wundert ...“ Eden erblickte
seinen Vetter Ewan, der mit ernster Miene den Burghof überquerte, auf dem das
Gespräch der beiden Männer stattfand, „... mich wundert, dass Ewan und auch
mein Onkel keine Anzeichen von Kriegslust spüren lassen.“
Peader
nickte zustimmend. „Das geht nun schon viele Jahre so. Du bekommst das auf
deinem Hof nicht so deutlich mit, aber wenn man wie ich tagaus, tagsein mit der
Familie zu tun hat, fällt dieses Verhalten schon auf – zumal Dòmhnall als einer
der großen Helden von Sheriffmuir gilt. Und auch Ewan war früher ein
leidenschaftlicher Anhänger gewesen.“
Eine
Weile rätselten die beiden Männer noch über Ewans seltsamen Verhaltens, bevor
sie wieder an ihre Arbeit gingen.
*
Mìcheal
und Màiri waren bereits am frühen Morgen angereist, ihre Kinder hatten sie
daheim auf Barwick Castle gelassen. Denn gleich nach dem Besuch des Prinzen
wollte Mìcheal wieder nach Hause, um seine Truppe zusammenzustellen. Das taten
alle Oberhäupter, bei denen Bonnie Prince Charlie bereits gewesen war, keiner
der Lairds kam auf die Idee, dem Prinzen seine Unterstützung zu versagen. Dafür
hatten alle viel zu lange auf einen neuen Aufstand gewartet.
Joan
hatte herausgefunden, dass der Prinz die französische Mode bevorzugte, vor
allem bei den Damen. Màiri und sie besaßen ein paar Kleider, die nach
französischen Schnittmustern hergestellt worden waren, aber bisher kaum
getragen hatten. Dòmhnall wäre es am liebsten gewesen, wenn alle weiblichen
Burgbewohner ihre schottische Festtracht tragen würden, aber da hatte er nicht
mit dem Protest von Tochter und Schwiegertochter gerechnet, die behaupteten,
dass sie dem Prinzen gefallen wollten – in allen Ehren natürlich – und ihm mit
ihrer
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