Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
üblich im Nacken zusammen. Seine Kniehosen waren aus feinem Stoff
und seine Jacke ebenfalls aus teurem Tuch, jedoch unauffällig geschnitten.
Dòmhnall
war ebenfalls bereits für den Abend gekleidet; das Auffälligste an seiner Kleidung
waren der Sporran aus Hirschfell und das blaue Bonnet, geschmückt mit
der langen Fasanenfeder, das nur Lairds zu tragen erlaubt war.
Die
beiden Männer saßen schweigend in der Bibliothek, während sie auf Marion
warteten, die bereits kundgetan hatte, als einzige Frau der Familie ihre
schottische Festtracht tragen zu wollen.
„Mir
wäre wohler, wenn sich der Prinz schon auf dem Rückweg befände“, gestand
Dòmhnall seinem Freund ein. „Ich bin mir nicht sicher, wie sich der Abend
gestaltet, aber er wird mit meiner Zusage enden. Diese Entscheidung, mich jetzt
schon festzulegen, fällt mit schwer.“
„Noch
könnt Ihr einen Rückzieher machen, Sir“, entgegnete Robin. „Niemand kann Euch
verbieten, sich neutral zu verhalten, aber ...“
„...
aber niemand in meinem Clan würde mir das verzeihen“, vollendete der Laird den
Satz mit bitterem Unterton. „Ich bin Jakobit, und Glenbharr wird nach dem
Aufstand zerstört; also versuche ich erst gar nicht, die Geschichte zu
verändern.“
„Aber
Ihr wisst mehr als die anderen Oberhäupter, Sir. So seid Ihr im Vorteil.“
„Gewiss,
trotzdem werde ich eine Menge Soldaten verlieren – auch ohne Culloden.“
Robin
neigte sich leicht vor. „Bei jeder Schlacht sterben tapfere Krieger, das ist
der Wermutstropfen dabei. Habt Ihr bei der Schlacht in Sheriffmuir auch an Eure
Soldaten gedacht?“
„Himmel,
nein! Damals war ich noch ein junger Mann und wollte nichts als Rache für mein
Volk. An den Tod dachte ich niemals ... aber diesmal geht es auch um meinen
Sohn und Mìcheal, meinen geschätzten Schwiegersohn sowie meine Enkel Andra und
Klein-Ewan. Sie alle werden gegen die Sasannach kämpfen – und obwohl Ihr
wisst, was in der Zukunft geschieht, könnt Ihr mir nicht sagen, ob die Männer
meiner Familie überleben werden.“
„Niemand
kann das, Sir.“
„Natürlich
nicht, und das bereitet mir Kopfzerbrechen und lässt mich nachts kaum zur Ruhe
kommen. An die Tatsache, dass Schottland bald für immer verloren sein wird,
dass wir unsere Heimat danach fluchtartig verlassen müssen ... ich hatte genügend
Zeit, mich daran zu gewöhnen. Aber um Ewan und die anderen mache ich mir große
Sorgen.“
Bevor
Robin antworten konnte, wurde zart an die Tür geklopft. Marion, die bezaubernd
in der traditionellen schottischen Tracht wirkte, betrat die Bibliothek und
verkündete, dass soeben der Prinz mit seinen Offizieren das Burgtor von
Glenbharr Castle passiert hatte.
*
Wie
es einem Mann aus dem Hochadel geziemt, bildeten die Burgbewohner ein Spalier
zur Begrüßung. Den Anfang bildeten die einfachen Clansleute, zur Rechten die
Männer, zur Linken deren Ehefrauen; ganz zum Schluss die Familie MacLaughlin.
Die Männer verneigten sich und die Frauen versanken in einen tiefen Hofknicks,
als Charles Edward Stuart an ihnen entlang schlenderte, gefolgt von einem
Dutzend vornehm blickender Offiziere.
Joan
konnte sich nicht verkneifen, den Blick zu heben, als der Prinz mit feierlicher
Miene an ihr vorüber schwebte. Er war viel kleiner, als Joan es sich
vorgestellt hatte und hatte ein hübsches weiches Gesicht. Er trug eine
gepuderte Perücke und eine scharlachrote Uniformjacke zu seinen blütenweißen
Hosen. Locker über die rechte Schulter gelegt befand sich ein Plaid mit dem Tartan
der Stuarts.
Dòmhnall
und Marion als Gastgeber begrüßten den Prinzen am Ende des Spaliers. Während
der Laird nur eine Verbeugung andeutete, brachte es seine Frau zu einem
formvollendeten Knicks, obwohl sie den hohen Besuch am liebsten in den
zierlichen Hintern getreten hätte – als könnte dies den Ausgang des Aufstandes
beeinflussen.
„Ich
fühle mich geehrt, Euch auf Glenbharr Castle empfangen zu dürfen“, sagte
Dòmhnall mit rauer Stimme und staunte, weil der Prinz so klein und zierlich
war. Und so ein Hänfling sollte Schottland nun also in den Abgrund reißen, kaum
zu fassen!
Der
Prinz deutete eine leichte Verneigung an und erwiderte mit stark französischen
Akzent, obwohl er in Italien aufgewachsen war: „Ich danke Euch für Eure
Gastfreundschaft, Sir. Wie Ihr sicherlich wisst, geht es um eine große Sache,
deretwillen ich Euch aufsuche.“
Der
Laird machte eine einladende Handbewegung hinüber zum festlich geschmückten
Speisesaal.
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