Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
Truppen und nach seinen
Strategien ausfragen. Immerhin ist kein Laird verpflichtet, seine Männer in
diesen Aufstand zu schicken. Er weiß jedoch ganz genau, welche Clanführer zu
den Jakobiten gehören und rechnet mit einer vollständigen Teilnahme, wo wir
doch alle über dreißig Jahre auf einen neuen Aufstand gewartet haben.“
„Wäre
es denn wirklich so schlimm, wenn sich einer von uns Wissenden verplappern
würde?“, wollte Mìcheal wissen. „Was sollte schon passieren?“
„Wahrscheinlich
nicht sehr viel“, schaltete sich Robin ein. „Aber derartige Äußerungen könnten
zur allgemeinen Unruhe führen und man würde uns in den Verdacht bringen, dass
wir in Wahrheit auf der Seite des englischen Königs stehen.“
Das
leuchtete Mìcheal ein, und wenig später löste der Laird die kleine Versammlung
auf. Er selbst wollte etwas ruhen, bevor der anstrengende Teil des Tages begann
– und wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass auch er allmählich von
einer angespannten Unruhe ergriffen wurde. Bald würde der leibhaftige Sohn des
schottischen Königs auftauchen und seine Aufwartung machen; eine Ehre, die
einem schottischen Laird ansonsten nie zuteil geworden wäre.
Mìcheal
und Ewan gesellten sich zu Eden und Peader, die etwas verschnupft wirkten, weil
der Laird offensichtlich vergessen hatte, sie ebenfalls zu dieser Besprechung
zu sich gerufen. Doch Ewan reagierte schnell, indem er behauptete, dass er und
sein Schwager Mìcheal als zukünftige Kommandanten einige Instruktionen erhalten
hatten, die für alle anderen Männer unwichtig gewesen wären.
„Hat
dein Weib dir schon die Festtracht bereit gelegt?“, erkundigte sich Eden bei
Mìcheal, während die kleine Gruppe unschlüssig in der Halle herumstand und
offensichtlich überall im Weg war. „Lenya hat die halbe Nacht damit verbracht,
mein Plaid zu plätten und meine Jacke auszubürsten.“
„Màiri
ebenfalls.“ Mìcheal seufzte übertrieben. „Seit Tagen höre ich nichts anderes
als ihr Geschwätz über den Prinzen.“
Eden
und Peader nickten zustimmend, nur Ewan hielt sich bedeckt. Natürlich war auch
Joan wegen des adeligen Besuches aufgekratzt, aber sie sah dem Ereignis
nüchterner entgegen als die anderen Frauen der Familie – wenn man Marion außer
Acht ließ, die mit ständig besorgter Miene herumlief, weil sie Dòmhnalls Qualen
spürte.
„Seonag
hat mich aus unserem Schlafgemach verbannt“, sagte Ewan schließlich. „Unsere
Frauen wollen sich in aller Ruhe hübsch machen für den hohen Besuch, sodass ich
mich in einem der Gästezimmer umziehen muss.“
„Wird
der Prinz über Nacht bleiben?“ Peader blickte fragend von einem zum anderen.
„Keiner scheint zu wissen, wie lange er sich auf Glenbharr Castle aufzuhalten
gedenkt.“
Ewan
schüttelte den Kopf. „Er wird sich nicht sehr lange hier aufhalten – nur so
lange, bis er Vater auf seine Seite gezogen hat. Ihr dürft nicht vergessen,
dass sich Bonnie Prince Charlie heimlich in Schottland aufhält. Sollten die Sasannach herausfinden, dass er hier ist, wird man ihn jagen und verhaften.“
Das
leuchtete Peader ein, und er schloss sich den anderen Männern an, die sich auf
den Weg machten, ihre festlichen Trachten anzuziehen.
*
Die
Sonne stand noch hoch am Himmel, als die Frauen herausgeputzt Joans
Schlafgemach verließen und mit stolz erhobenen Köpfen nacheinander die Treppe
zur Halle hinunterschritten. Sie spürten die bewundernden Blicke der
Dienstboten und ihrer Männer, denn es kam nicht sehr häufig vor, dass sie wie
die Damen am französischen Hof gekleidet waren.
„Donnerwetter!“,
entfuhr es Ewan, als er seine Frau entdeckte, die als einzige ihr Haar nicht mit
Reispuder verunziert hatte wie die anderen. Alle trugen kunstvolle Frisuren,
die Vorlagen dafür hatte Darla in einem französischen Modemagazin gefunden.
Andächtig
schwiegen die Männer und staarten ihre Frauen an, die ihnen fremdartig, jedoch
außerordentlich faszinierend erschienen. Joan mit ihrem feuerroten Haar und dem
smaragdgrünen Seidenkleid war eine imposante Erscheinung, die zweifellos die
Aufmerksamkeit des Prinzen erregen würde, und Ewan war sehr stolz auf sie. Nie
hatte er sie mehr geliebt als in diesem Augenblick, und plötzlich war er froh,
dass sie ihn auf den Feldzug durch England begleiten wollte.
*
Auch
Robin Lamont trug festliche Kleidung, die allerdings nur der französischen Mode
angeglichen war. Nie trug er eine Perücke, sondern band sein schütteres
Haupthaar wie
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