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Die ehrenwerten Diebe

Die ehrenwerten Diebe

Titel: Die ehrenwerten Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Meissenbach.
    »Ziemlich.«
    »Manchmal sehen Sie aus, als hätten Sie Sorgen«, sagte ich vorsichtig.
    »Sorgen«, erwiderte er und sah mich voll an. »Wer hat die nicht?«
    Eine Stunde später, viel zu früh und ohne Ergebnis, endete unser Stadtbummel. Wir brachten Dr. Meissenbach ins Waldorf zurück.
    »Vielen Dank für den netten Abend«, sagte er und verbeugte sich ein wenig steif.
    Wir nahmen noch einen Gute-Nacht-Drink in der Hotelbar, und es wurde dann doch zwei. Gedämpftes Licht, stimmungsvolle Musik, ein kleines Parkett, auf dem sich einige Paare bewegten.
    »Vielleicht war ich zu zurückhaltend«, sagte Cora, »aber es ist mir einfach zuwider, ein so sanftes Vertrauen auszunützen.«
    Ich kam mir lächerlich vor, als ich meine Begleiterin zu einem Tanz aufforderte. Sie schmiegte sich leicht an mich, ging auf jede Bewegung ein. Sie war auch auf dem Parkett perfekt. Mich überfiel unangebracht der Gedanke, daß sie vermutlich auch kochen könnte.
    Ich verglich Cora mit der kessen Eva, meiner einstmaligen Leihfrau, mit der sanftroten Stewardess Miriam und mit der Texterin Evelyn, die gleich gut war beim Golfen wie im Beruf, Gott und die Welt kannte. Und auch mit Sandra Kelly, der rassigen Top-Journalistin. Alle hatten etwas Besonderes an sich; für meine Freiheit war jede von ihnen Gift, und die andere dann das passende Gegengift. Cora aber hatte von jeder etwas an sich und doch noch sehr viel eigene Persönlichkeit. Sie war die reine, reizvolle Gefahr ohne Gegengift.
    »Pfui!« sagte sie nach einer Rechtsdrehung. »Sie haben mich mit anderen Damen verglichen.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Aber Sie haben gesiegt, Cora.«
    »Fein, Sie Lügner.«
    »Im übrigen sind Sie überhaupt unvergleichlich«, beteuerte ich.
    »Weiter, Schmeichler.«
    »Sie gefallen mir, Cora.«
    »Danke schön. Aber was wird aus Dr. Meissenbach?« kam sie wieder zur Sache.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich. »Ehrlich gestanden mache ich mir im Augenblick mehr Sorgen um mich als um ihn.«
    »Warum denn das?« fragte sie perfide.
    Es war gar nicht so leicht, einer ungewöhnlichen Frau mit einer gewöhnlichen Eröffnung zu kommen. »Vielleicht hat mich Amors Pfeil voll erwischt.«
    »Streifschuss«, versetzte Cora lächelnd.
    Wir gingen an den Tisch zurück. Im ersten Moment merkten wir gar nicht, daß wir uns duzten. Wir hatten Englisch gesprochen, und da gab es eigentlich keinen Übergang, weshalb viele recht gut Deutsch sprechende Amerikaner sich im Umgang mit Deutschen schwer mit dem ›Sie‹ tun.
    Wir gingen nach oben.
    »Schlaf schön«, sagte ich.
    Cora nickte und lächelte.
    Als ich mich ohne Zögern von ihr trennte, hatte ich so etwas wie ein Vorexamen bestanden.
    Am nächsten Morgen war Dr. Meissenbach wieder ganz der alte: kühl, höflich und zugeknöpft bis oben hin. Wir saßen nebeneinander in der Maschine. Ein belangloses Gespräch versickerte immer wieder. Je mehr wir uns Düsseldorf näherten, desto angespannter wirkte mein Begleiter. Ich spürte fast, wie ihn Depressionen folterten, wie er vor einer Angst kapitulierte.
    Ich war der Lösung nicht näher gekommen, aber ich wußte, daß der Mann am Ende war. Am Ende seiner Kraft wie seines Lebenswillens. Wenn ihm geholfen werden sollte, war es jedenfalls höchste Zeit.
    Bei Cora machte ich vielleicht Fortschritte; bei dem Chefkonstrukteur kam ich keinen Schritt weiter. Die Erfahrung hatte mir ein ganz bestimmtes Schema beigebracht, und das hieß in dergleichen Reihenfolge: Geld. Familie. Passionen. Bei unsicheren Kantonisten gab es noch eine vierte Möglichkeit: Erpressung – aber das kam wohl bei einem Mann mit einem so blütenweißen Lebenslauf nicht in Betracht.
    Wir landeten in Frankfurt. Gleich danach kam es zu einem Zwischenfall: Peter Grasser erwartete uns. Er hatte einen riesigen Fliederstrauß, und sein Chef konnte sich denken, daß die Blumen nicht für ihn gedacht waren.
    »Ich wollte Ihnen das unpersönliche Taxi ersparen«, begrüßte er uns.
    »Verzichte«, erwiderte Dr. Meissenbach fast beleidigend grob. Er nickte uns zu und ging zu einem Taxi, ohne uns die Hand zu geben.
    »Komischer Kerl, was?« meinte Peter Grasser. »Bleibt hier stehen, ich hole meinen Wagen.«
    Ich sah ihm nach. Eine Saite klang bei mir an, ohne daß ein bestimmter Ton hörbar gewesen wäre. »Er wird dich einladen, Cora«, sagte ich rasch. »Du nimmst das an und drehst es um, bittest ihn zu dir. Aber erst in ein, zwei Stunden.«
    Zum ersten mal begriff sie etwas nicht auf

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