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Die ehrenwerten Diebe

Die ehrenwerten Diebe

Titel: Die ehrenwerten Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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kein Wort miteinander, aber schließlich hatten wir ja noch eine lange Reise vor uns.
    Endlich legte unser Begleiter seine Zeitung beiseite.
    Er wirkte unruhig.
    Sein Gesicht war blaß, wie von Sorgen imprägniert.
    »Sie fliegen nicht gerne?« fragte ihn Cora.
    »Ach wissen Sie«, erwiderte Dr. Meissenbach, »ich bin ein komischer Kauz. Richtig wohl fühle ich mich eigentlich nur an meinem Arbeitsplatz.«
    »Warum eigentlich?«
    »Wenn es keine solchen Narren wie mich gäbe«, versetzte er, »würde dieser Vogel zum Beispiel nicht fliegen.«
    Es wurde uns klar, daß wir uns über die etwa 20.000 Einzelteile des Jet-Riesen eher mit dem Chef-Ingenieur unterhalten konnten als über das geringste Detail in seinem Privatleben.
    Er steckte wie in einem Korsett oder besser: in einem Panzer.
    Auf halber Strecke überraschte uns der Chefkonstrukteur mit der Frage: »Sie haben doch sicher Lust auf einen Drink?«
    »Wenn Sie ihn mit uns nehmen«, erwiderte Cora.
    Wir gingen die Wendeltreppe nach oben an die Bar und tranken Orangensaft. Drei Stunden später hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen.
    Ein Vertreter unserer New Yorker Niederlassung nahm uns in Empfang.
    Wenn man vom Kennedy Airport auf die Riesenstadt zurollt, ist der erste Eindruck der Neuen Welt, in der Alten Welt zu sein. Baustelle an Baustelle wie in Düsseldorf, Hamburg, München oder Berlin. Der Wagen zwängte sich durch Queens, ein dicht besiedeltes Wohnviertel. Die Häuser lebten in Platznot und hatten doch noch winzige Vorgärten. Zwischen Trödlerläden und altmodischen Schildern schossen die Hochhäuser nach oben, blähten sich die Supermärkte.
    Nach einer dreiviertel Stunde hatten wir die Queens Bridge nach Manhattan erreicht, und irgendwie kamen wir schließlich im Waldorf Astoria an. Wir wären lieber in einem anderen Hotel abgestiegen statt in diesem berühmten Steinkasten mit der welken Pracht von gestern und den wuchernden Preisen von heute. Aber die Rücksicht auf die Weltfirma duldete kein billigeres – und bequemeres – Quartier. Und unseren Gesprächspartnern, Yankees vom Scheitel bis zur Sohle, ging es wohl genauso.
    Unsere Verhandlungen begannen am nächsten Morgen. Beinahe verblüfft stellte ich fest, daß Dr. Meissenbach auf einmal Temperament entwickelte. Er ließ sich die neuen Geräte und Pläne vorführen, wog sehr schnell ab und kam rasch zu einem Entschluß. Unser Mann in New York hatte eine unverbindliche Vorauswahl getroffen, so daß wir im amerikanischen Tempo vorankamen. Umgekehrt waren auch wir nicht mit leeren Händen gekommen. Eine gegenseitige Überlassung von Fertigungs-Lizenzen war für beide Teile ein gutes Geschäft: Deutsche Präzision und US-Know-how gingen eine Verbindung ein.
    Gegen 16 Uhr New Yorker Ortszeit waren wir uns einig geworden. Unsere amerikanischen Geschäftsfreunde feierten den Abschluß mit einer Flasche Champagner. Auch Dr. Meissenbach mußte ein Glas mittrinken.
    Wir buchten den Rückflug für den nächsten Morgen, und bis dahin war noch viel Zeit. Unser Chef-Ingenieur wollte sich in sein Apartment zurückziehen.
    »Herr Fabian und ich würden Ihnen gerne New York vorführen«, sagte Cora. »Wir haben hier einige Zeit gelebt und kennen uns aus. Hätten Sie Lust?«
    Er wollte nein sagen, aber er war zu höflich dafür. Vielleicht half auch ein wenig der Champagner. Oder Coras Charme. »Warum eigentlich nicht?« meinte er schließlich.
    Wir mischten uns in das Gedränge am Times Square, das niemals abnahm, weil es rund um die Uhr ging. Wir ließen uns vom Strom der Passanten den Broadway entlang treiben, liefen uns müde und hungrig, aßen in einem Hickory House Steaks, wie man sie nur in Amerika bekommt, und tranken dazu eine Flasche Burgunder.
    »Ich bin ein schlechter Gesellschafter«, entschuldigte sich Meissenbach. »Hoffentlich verderbe ich Ihnen nicht den Abend.« Ganz langsam kroch er aus seiner Einsamkeit, wie eine Schnecke aus dem Gehäuse.
    Er suchte Worte, die er nicht fand.
    Wir wollten nichts zerstören und waren deshalb mit Fragen ein wenig zimperlich.
    »Seit ich meine Frau verloren habe, habe ich mich richtig abgekapselt«, sagte er.
    »Sind Sie nicht etwas zu jung dafür?« fragte Cora.
    »Zweiundfünfzig«, antwortete Dr. Meissenbach. »Aber irgendwie war ich schon immer so.« Sein Gesicht wirkte weich, taute auf zu einem Lächeln in Moll. »Eigentlich war ich dabei immer recht glücklich«, murmelte er mit rauer Stimme.
    »Müde?« fragte ich Dr.

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