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Die ehrenwerten Diebe

Die ehrenwerten Diebe

Titel: Die ehrenwerten Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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als erste Regung ein wenig Schadenfreude. »Es würde mich freuen, wenn ich Ihnen diese Summe aushändigen könnte.«
    Für mich gab es in Mainbach nichts zu holen, am wenigsten den Sicherheitsbonus. Mitunter erschien es mir, als würde ich noch bei den FLS-Leuten in die Schule gehen. Ich war immer wieder verblüfft über das hauseigene Verbundsystem: Menschen überwachen Computer, Computer kontrollieren Menschen.
    In Mainbach herrschte ein unterkühltes Betriebsklima. Irgendwie wirkten alle Mitarbeiter des Hauses gleich, uniformiert vom Elite-Bewusstsein. Generaldirektor Fährmann bediente am Morgen genauso die Stechuhr wie der Garagenwart. Bei der Essensausgabe mittags reihte er sich geduldig in die Schlange der Wartenden ein. Nur das Wissen wurde sorgfältig abgestuft, alle anderen Standesunterschiede waren in diesem Hause verpönt.
    Mitunter gingen mir diese selbstsicheren Eierköpfe auf die Nerven, meistens aber bewunderte ich sie: Hut ab vor ihren Einfällen, zum Beispiel bei der Abwehr der Computer-Spionage!
    Konkurrenzfirmen konnten die gleiche Rechenanlage benutzen, ohne daß die eine das Programm der anderen erfuhr. Das war eine entscheidende Voraussetzung, denn nur Großkonzerne – und diese meistens auch nur leihweise – konnten sich eine komplette EDV-Anlage leisten.
    Es war aber auch dafür Sorge getragen, daß jeder berechtigte Geheimnisträger dem Computer nur soviel Wissen entnehmen konnte, wie er für sein Ressort benötigte. Der Personalchef zum Beispiel erhielt in einer Sekunde lückenlose Auskunft über das Vorleben seiner Angestellten, doch keinerlei Hinweis über den Verkauf, während umgekehrt sich dem Verkaufschef intime Details der Firmenangehörigen verschlossen.
    Die elektronische Anlage war oft nur für Stunden oder für Tage vermietet. Wer sich ihrer bediente, mußte zunächst einmal einen Ausweis vorweisen, seinen Namen und seine Dienststellung nennen. Ein täglich ausgewechseltes Codewort war die vorletzte Hürde und die letzte eine persönliche Einzelheit, die nur der Berechtigte wissen konnte, aus seinem eigenen Lebenslauf, von Fall zu Fall programmiert.
    Man hatte mir im Haus ein eigenes Büro zur Verfügung gestellt, auf meinen Schreibtisch einen Monitor etabliert, der selbst dicke Mauern durchsichtig machte. Ich saß am Schreibtisch und verfolgte vorwiegend die Szene auf der Universator-Station.
    Miriam war gerade angekommen, allein im Raum; sie nannte Namen, Firma, Geburtsdatum, Codewort.
    Und dann kam das Kreuzverhör durch den Computer: »Waren Sie schon einmal verlobt?« fragte eine Geisterstimme.
    »Ja.«
    »Wie lange hielt die Verbindung?«
    »Sieben Monate«, erwiderte Miriam.
    »Wie hieß Ihr Verlobter mit Vornamen?«
    »Georg.«
    Bei der letzten Antwort flammte eine grüne Lampe auf und zeigte an, daß automatisch die Sperre aufgehoben war.
    Miriam konnte sich des neugierigen Elektronengehirns bedienen.
    Überraschend kam ihr Chef zu einer Stippvisite aus München. Noske wirkte deprimiert, ein Mann, der wohl besser einen Arzt aufgesucht hätte, statt hier nach dem Rechten zu sehen.
    Wir zogen uns mit Generaldirektor Fährmann in einen abhörsicheren Raum zurück.
    »Ich habe soeben eine zweite Warnung erhalten«, berichtete der Luftreeder. »Aus Paris.« Er sprach, als hätte er seinen Text auswendig gelernt. »Aber das ist noch nicht die schlimmste Hiobsbotschaft. Ich habe einen Wink erhalten, daß einer US-Firma bereits unser Universator-System zugespielt worden sein soll.«
    »Ich kann es mir einfach nicht vorstellen«, erwiderte Fährmann. »Glauben Sie noch immer nicht, daß Sie Ihre Zeit in Mainbach bloß verschwenden?« wandte er sich an mich.
    »Die Lösung ist in München zu suchen«, sagte der Hausherr mit Nachdruck und hatte vermutlich damit recht.
    »Sie bekommen von mir jede Vollmacht. Sie können jede Maßnahme treffen«, sagte Noske. »Gegen jedermann.«
    »Gut«, erwiderte ich.
    Vielleicht war es ein sechster Sinn, oder es faszinierte mich zu sehr das kühle Fluidum dieser Denkfabrik, womöglich auch mein Zusammensein mit Miriam – oder alle drei Umstände zusammen. Jedenfalls verlängerte ich eigentlich ohne Grund meinen Aufenthalt in Mainbach noch um einen Tag.
    Miriam suchte mich in meinem Büro auf eine Zigarettenlänge auf. Rauchen war natürlich ebenso verpönt wie Trinken oder auch nur Lachen.
    »Ich muß nach München«, sagte ich. »Es wäre gut, wenn du so rasch wie möglich nachkommen könntest.«
    Ich schaltete den Monitor ein.
    Der

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