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Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten

Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten

Titel: Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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nichts zurückschrecken.
    Und hör auf, nach Mutter zu suchen. Einer von ihnen hat sie getötet. Mitten in der Nacht. Mitten in den Bauch. Mitten ins Herz.
    Feige aus dem Hinterhalt. Das tun sie immer. Sie locken uns mit allerleckerstem Futter an, dem wir nicht widerstehen können. Und wundern sich dann, wenn wir uns wie wild vermehren. Sie sind nicht stärker als wir, stärker sind nur noch diese schnellen, bunten, rollenden Kisten. Andere Feinde haben wir nicht mehr. Die haben die Grünen auch schon alle vernichtet. Jetzt sind wir dran.
    Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie sie es anstellen. Es gibt keinen ehrlichen Kampf, in dem Kraft und Klugheit entscheiden, sie berühren uns nicht einmal, sie sind zu weit weg dafür. Es knallt und donnert und stinkt nach Feuer, und einer von uns hat im gleichen Augenblick ein großes Problem.
    Verwundet. Tot. Na ja, das hat Mutter dir sicher auch schon alles erzählt, bevor … jedenfalls, dieses Mal hat sie es voll erwischt.
    Als dieser Grüne danach von seinem Ausguck herunterkletterte, ist er erst herumgetorkelt und dann der Länge nach hingefallen. Ich sag’s dir, das kommt davon, dass sie nur auf zwei Beinen gehen, als wären sie etwas Besonders. Das können wir auch, oder Vince, aber wozu soll das gut sein?
    Wie er da so lag, bin ich hingetrabt und aus lauter Wut so lange über ihn hinweggetrampelt, bis er sich nicht mehr rührte. Mir standen die Borsten zu Berge. Ich hätte ihn auch mit meinen Hauern aufschlitzen können, habe ich aber nicht. Wirklich nicht. Aber ich wünschte, ich hätte es getan. Verdient hätte er es.
    Weil plötzlich eine ganze Horde Grüner durch den Wald kam, habe ich mich sicherheitshalber verkrümelt und aus dem Unterholz mitansehen müssen, wie sie Mutter und den Mörder mitgenommen haben. Keine Ahnung, was sie mit Mutter anfangen wollen. Werden sie sie fressen? Ich bin nur froh, dass sie keinen anderen von uns gefunden haben. Und vor allem nicht dich, Vince.
    Denn du wirst jetzt gebraucht. Du kennst das Gesetz. Du weißt, was nun passieren muss. Deine Aufgabe ist es jetzt, der Reihe nach alle Bachen in unserer Rotte decken. Mutter kann dich nicht mehr hindern. Viel Spaß! Ich beneide dich! Ich hätte das auch gerne gemacht.
    Das gibt wieder jede Menge Frischlinge im Sommer! Ha! Dann regen sich die Grünen wieder richtig auf. Das ist unsere Rache.
    Sie kennen uns und unsere Gesetze nicht. Woher auch? Uns gibt es ja auch erst seit hunderttausend Jahren. Stümper! Und dieser eine, der Mutter auf dem Gewissen hat, erst recht.
    Wahrscheinlich konnte er nicht erkennen, dass er ausgerechnet unsere Chefin tötete. Weil es Nacht war, kein Schnee lag, der Vollmond sich hinter Wolken versteckte. Ich frage mich, ob er vielleicht krank war. Wegen dem Torkeln, meine ich. Außerdem roch er so komisch aus dem Hals, nach verbrannter Erde. Aber nein, ich nehme an, er hatte einfach genug vom Warten und schoss auf das Größte, das sich bewegte.
    Und das war sie, unsere Mutter.
    Sie hat nur nach Willy gesucht, Vince. Und dabei alle Vorsicht vergessen. Der Kleine war wieder mal ausgebüchst. Aber macht ihm bloß keine Vorwürfe. Er kann nichts dafür. Er ist noch ein Frischling. Dass unsereins die Rotte über alles geht, hat der Grüne schamlos ausgenutzt. Ich wünsche ihm die Pest an den Hals!
    Ich bleibe in der Eifel, Vince, das ist Ehrensache. Hinter dem großen Wasser, den Hügeln, wo früher die riesigen Raupen rollten, dem Turm aus Stein und dem besten Komposthaufen der Welt. Mach dir um mich keine Sorgen, ich komm schon durch. Irgendwie.
    Und du, sperr die Lichter und Teller auf und halte dich fern von Feldern und Siedlungen. Sag das auch den anderen. Seid vorsichtig und wenn euch der Gestank der Grünen vor den Wurf kommt, dann macht’s wie ich, nehmt die Hammer in die Hufe.
    Das alles sagt dir dein großer Bruder
    Wuuddy

Ritterspiel
    Die letzte Ferienwohnung, die frei war.« Peter wedelte mit der Buchungsbestätigung. »Ohne Garantie. Hoffentlich taugt sie was.«
    Anja fiel ihm um den Hals.
    »In Reifferscheid. Weißt du überhaupt, wo das ist?«
    »Nein! Aber das ist mir auch egal.« Anja wäre überall hingefahren, Hauptsache, sie kam mal zuhause raus. Peter hatte vor fünf Jahren seine Selbstständigkeit als Steuerberater begonnen, seitdem waren sie nicht mehr gemeinsam in Urlaub gewesen. Kein Wochenende ohne Arbeit.
    »Und wann?«
    »Morgen.«
    »Schon? Das ging aber schnell. Ich müsste noch waschen und einkaufen und ...«
    »Wir lassen einfach

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