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Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten

Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten

Titel: Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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auf den Inhalt der Schränke. Es war alles da. Gläser, Töpfe, Pfannen, Besteck. Alles blitzsauber, alles in ausreichender Anzahl. Sie öffnete die Fenster, lehnte sich hinaus, sah nichts, schloss sie wieder. Peter brauchte lange, fand sie.
    Sie setzte sich in einen der Sessel und studierte die Prospekte, die ihr aufmerksamer Vermieter bereitgelegt hatte. Als sie den Schlüssel in der Haustür hörte, rief sie: »Endlich! Ich hab einen Hunger.«
    Sie bekam keine Antwort, hörte nur schwere Schritte, nicht das Knistern der Brötchentüte, und sah auf. Im gleichen Augenblick erschien Johann in voller Größe in der Wohnzimmertür. Anja bedeckte mit dem Prospekt ihre nackten Beine und schluckte.
    »Guten Morgen!«, rief er, aufgeräumt und als wäre es völlig selbstverständlich, da zu stehen. »Gut geschlafen?«
    Anja nickte. »Mein Mann ist beim Bäcker«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    »Er muss jeden Moment kommen.« Sie spürte, dass ihre Stimme zitterte.
    »Soll ich Ihnen die Burg zeigen?«
    »Jetzt?«, fragte Anja entsetzt.
    Er lächelte, eine Spur verächtlich. »Sagen wir mittags, um zwölf Uhr?«
    »Wir kommen gerne.«
    »Ich erwarte Sie am Café.«
    Peter fand es ausgesprochen nett, dass sich ihr Vermieter um sie bemühte. »Wenn er von hier ist, weiß er mehr als jeder Prospekt. Du wirst sehen.«
    »Das mag sein. Ich meine ja auch nur sein Auftauchen. Weißt du, wie sehr ich mich erschreckt habe?«
    »Das Haus hat keine Klingel.«
    »Er hätte klopfen können.«
    »Vielleicht hat er das getan. Das Radio lief. Du hast es nicht gehört.«
    »Und wie er aussieht! Und sein Name! Jedenfalls fahre ich morgen mit zum Bäcker.«
    Die Besichtigung der Burg Reifferscheid fand ohne Peter statt. Er hatte gerade eine Lücke in einer Kalkulation gefunden, die, wenn er sie jetzt auf sich beruhen ließe, innerhalb von Stunden zu einem unüberwindbaren Graben heranwachsen würde. Allein wollte Anja zunächst auch nicht gehen.
    Aber ihre Bedenken waren unangebracht. Johann entpuppte sich als kundiger Fremdenführer. Mit Feuereifer erläuterte er die Burganlage bis ins Detail. Verliese gab es reichlich, halb unterirdisch eingelassen und mit Eisengittern und Schlössern gesichert. Er sprang von einem Bereich in den nächsten und gab dabei einen kurzen historischen Abriss der Geschichte, die immerhin schon vor neunhundert Jahren begonnen hatte. Immer wieder fielen Ritternamen, Gerhard, Heinrich, Philip, sogar Johann. Anja registrierte es.
    Als sie unbedingt auf den Burgfried klettern wollte, hielt er sie ab. Heute nicht. Es sei zu diesig für eine gute Sicht. Ein anderes Mal. Eine letzte Runde durchs Dorf am Friedhof und der Kirche vorbei, und sie verabschiedeten sich.
    Kein Mal war er Anja zu nah gekommen. Es war eher ein bisschen andersherum. Sie hatte es nicht vermieden ihm zu nahe zu kommen, natürlich nur, wenn es sich ergab. Er hatte eine Art, durch sie hindurch und gleichzeitig nirgendwohin zu sehen, wie es normalerweise nur Kurzsichtige vollbringen. Seine Augen waren grün. Sie hätte ihn gern nach seinem leeren Haus gefragt.
    »Wie war’s?«, fragte Peter ohne hochzusehen.
    »Er hat eine hohe ... Identifikations ... schwelle.« Manchmal wählte sie solche Worte, um zu sehen, ob er zuhörte.
    »Aha.« Aha bedeutete, er hörte nicht zu.
    Am Abend vor dem Fernseher, in einer Werbepause, brachte Anja das Gespräch vorsichtig auf ihre Zukunft.
    »Hast du noch mal drüber nachgedacht?«
    Nur schwer trennte Peter sich von dieser AXA-Reklame.
    »Worüber denn?« Als er keine Antwort bekam, sah er sie verwundert an. »Du meinst doch nicht etwa schon wieder die Kinderfrage?«
    »Warum nicht?«
    »Nicht schon wieder. Anja, hab doch ein wenig Geduld. Wir machen es, wenn es passt. Das hab ich dir doch versprochen.«
    »Was passt?«
    »Alles. Die Umstände, die Zeit, das Gefühl ...«
    »Und die Gesetzeslage«, unterbrach Anja ihn.
    »Aber nein, ich mache doch mein Lebensglück nicht davon abhängig. Komm her!«
    Er schaltete den Fernseher aus, nahm sie in den Arm, küsste sie und tat, als ob nun alles wieder gut sei. Dabei konnte er doch nicht vergessen haben, dass sie schon von Scheidung gesprochen hatte, wenn er nicht bald nachgab.
    Am nächsten Morgen, als Anja Peter wieder vor seinem Laptop vermutete, war er schon zum Bäcker gefahren, obwohl er sie doch mitnehmen sollte. Das Auto stand nicht vor der Tür.
    Sie machte Frühstück, ging wieder auf und ab, schaltete das Radio ein, öffnete und schloss die Fenster und studierte

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