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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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und drehte sich suchend einmal im Kreis. Es war kühl im Haus und roch ein wenig merkwürdig. Als sie keine Antwort erhielt, stieß sie die Tür zur Küche auf. Der Raum lag verlassen da; das Kochfeuer schien schon seit langem erloschen zu sein.
    Übelkeit stieg erneut in ihr auf. Sie rannte zurück in die Stube und stieß die Tür zur Schlafkammer ihrer Eltern auf. Doch auch diese war leer, ebenso wie die Kammer ihrer Geschwister.
    «Vater?», rief sie verzweifelt. «Mutter! Anton, Trinchen, wo steckt ihr denn?» Schwer atmend stützte sie sich am Türstock zur Küche ab. «Antwortet doch!» Ihre Stimme klang hohl. «Wo seid ihr?»
    Sie hatte das Gefühl, als wollten sie sämtliche Kräfte verlassen. Dennoch schleppte sie sich zur Hintertür und entriegelte sie. Draußen im Hof lauschte sie angestrengt. Obwohl es immer heller wurde, schien sich im Ort noch immer niemand zu rühren. Lediglich der Hahn von vorhin krähte wieder und wieder.
    Zögernd ging sie zum Stall und schob das schwere Torauf. Intensiver Mistgeruch schlug ihr entgegen und – Stille. Die Schweine waren fort, ebenso die Kuh und die beiden Ochsen. Im Hühnerverschlag raschelten lediglich ein paar Mäuse, ansonsten war auch er leer.
    Neben dem Stall hatte ihre Mutter einen Hausgarten angelegt, in dem Rüben, Kohl, Kräuter und Pastinaken gediehen. Die Reihen waren ordentlich geharkt, das Gemüse wuchs gesund und üppig. Nur hier und da waren Reste von Unkraut und die Schleimspuren von Schnecken zu sehen. Und nur wer wusste, wie penibel Traud Bongert ihr Gemüse pflegte, wäre auf den Gedanken gekommen, dass der Garten vernachlässigt aussah.
    Luzias Kehle schnürte sich zu; sie atmete heftig und lief zur Straße. Dort schlug sie den Weg zur Kirche ein. Der Pfarrer. Sie musste zu Vater Anselm gehen und ihn fragen, was hier geschehen war und wo ihre Eltern hingegangen waren.
    Je näher sie der Kirche kam, desto schneller wurden ihre Schritte, das letzte Stück rannte sie. Als sie die Pforte zum Kirchhof aufstieß, begann die Kirchenglocke zu läuten.

35.   KAPITEL
    Johann streckte sich und zuckte zusammen, als er die verspannten Muskeln in seinem Nacken spürte. Er hatte in der Nacht kaum geschlafen, denn seine Gedanken kreisten abwechselnd um die grassierende Pest und um seine Zukunft. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sein Vater ihn ständig unter Druck setzte – nun hatte auch noch seine Stiefmutter begonnen, auf ihn einzudringen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hatte sie ihm die Namen von potenziellen Gemahlinnen genannt und deren Vorzüge und Nachteile geschildert. Manchmal wunderte er sich, woher Jutta all ihre Informationen nahm. Auch Elisabeths Name war gefallen – sogar mehr als einmal. Zwar war er nicht darauf eingegangen, doch er argwöhnte mittlerweile, dass seine Stiefmutter eine bestimmte Absicht verfolgte, indem sie die Mitgift der anderen Jungfern regelmäßig mit der von Elisabeth verglich.
    Natürlich war auch ihm klar, dass seine Weigerung, sie als Braut in Betracht zu ziehen, fast schon an Torheit grenzte. Sein Vater hatte recht – andere Männer waren nicht so zimperlich. Aber es ging einfach nicht. Er hatte sich ein Versprechen gegeben, und das würde er nicht brechen.
    Obwohl es gerade erst hell wurde, beschloss Johann, hinunterzugehen und sein Pferd zu satteln. Es war besser, sich nicht länger als unbedingt notwendig hier aufzuhalten. Erhatte sich versichert, dass es Elisabeth gutging, das musste reichen.
    Just als er in die kühle Morgenluft hinaustrat, erblickte er Elisabeth, die vor dem Stall auf eine der Mägde einredete und dann mit gerafften Röcken zum Tor hinaushastete. Überrascht runzelte er die Stirn und sah ihr hinterher. Was machte sie so früh schon hier draußen? Ihre Miene hatte besorgt gewirkt. Hoffentlich war nicht noch jemand im Haus erkrankt.
    Langsam setzte er sich in Bewegung. Als er das Tor passierte, vernahm er das Knirschen und Quietschen der Zugbrücke, die gerade geöffnet wurde. Er trat durch den Durchgang zum Viehhof und prallte zurück, da Elisabeth im gleichen Moment auf ihn zugerannt kam und ihn unsanft anrempelte.
    «Verzeihung.» Sie erstarrte, als sie ihn erkannte. «Lasst mich vorbei, ich muss sie finden!»
    Johann, der die Panik in ihrem Blick gesehen hatte, rührte sich nicht vom Fleck, sondern hielt sie an den Schultern fest. «Wen müsst Ihr finden? Braucht Ihr Hilfe?»
    «Luzia!» Sie blickte ihn wild an. «Sie ist fort. Ich kann sie nirgends finden. Sie muss sich in

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