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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Familie wohlbehalten auf das Rheinbacher Gut gebracht. Es lag etwas außerhalb der Stadt, besaß jedoch eine passable Wehranlage und gutgefüllte Vorratsspeicher, sodass, war es einmal abgeriegelt, die Bewohner vermutlich vor einer Ansteckung von außen sicher waren. Eine Weile hatte er sich auf Frau Juttas Bitten hin ebenfalls dort aufgehalten, doch nach zehn Tagen ritt er zurück zur Mantenburg, um dort nach dem Rechten zu sehen. Zwar ging es seinem Vater gut, diese Nachricht hatte ihn vor zwei Tagen erreicht, doch Johann hielt es für seine Pflicht, in einer solchen Krisenzeit seine Heimatburg aufzusuchen. Auch tat es gewiss not, die Ordnung unter den Lehnsleuten aufrechtzuerhalten.
    Natürlich machte er sich auch um Elisabeth Sorgen, tröstete sich aber damit, dass es bei seinem Fortgehen in Kempenichkeinerlei Anzeichen für einen Ausbruch der Pest gegeben hatte. Doch in der Herberge bei Ahrweiler, in der er Rast machte, erfuhr er, dass auch in den Dörfern ringsum und in der Eifel die tödliche Krankheit grassierte. Obwohl es bereits später Abend war, beschloss er, sich auf direktem Weg nach Kempenich zu begeben.
    ***
    Elisabeth hörte Hedwigs Hilfeschrei die Wendeltreppe heraufschallen und schrak aus ihrer Lethargie auf. «Was ist da los?» Sie wechselte einen kurzen Blick mit Luzia, dann sprangen beide gleichzeitig auf und eilten in das untere Stockwerk.
    «Frau Hedwig, o Gott, was ist geschehen?» Entsetzt rannte Elisabeth auf die heftig schluchzende Burgherrin zu. Im gleichen Moment tauchte von unten Simon auf.
    «Was geht hier vor?», wollte er wissen.
    Hedwig hatte beide Hände vors Gesicht geschlagen, nun deutete sie verzweifelt auf die Kemenate. «Da drinnen», weinte sie. «Rasch, so helft ihm doch!»
    Simon drängte sich an ihr vorbei und betrat die Kemenate, Elisabeth folgte ihm auf dem Fuße. Noch bevor sie sein lautes Fluchen hörte, sah sie selbst, was Hedwig so aus der Fassung gebracht hatte. Auf dem Boden lag der kleine Craft, Simons Page. Offenbar war er bewusstlos. Seine Schwester Gertrud kniete neben ihm, hielt seinen Kopf im Schoß und versuchte, ihn durch leichte Schläge auf die Wange wieder aufzuwecken.
    «Er hat die gesäuberten Reitstiefel gebracht», schluchzteHedwig und wollte sich nun ebenfalls neben Craft knien. Elisabeth hielt sie jedoch zurück und führte sie zu einem Stuhl. «Er hat sie abgestellt, und dann ist er einfach umgefallen. Gott, er ist so blass, Simon! Sag mir, dass er sie nicht hat! Bitte, er hat doch nicht die Pest, oder?» Ihre Stimme überschlug sich fast; sie war ganz offensichtlich einem hysterischen Anfall nahe.
    Simon ging nun seinerseits neben Craft in die Hocke, berührte seine Stirn und schob dann den Kragen seines Wamses beiseite, um seinen Hals zu untersuchen. Dann richtete er sich wieder auf – seine Miene drückte Betroffenheit aus. «Wir bringen ihn in seine Kammer», sagte er mit schwankender Stimme. «Holt den Priester.»
    «Nein, o nein!», schrie Hedwig und begann erneut heftig zu schluchzen. «Nicht Craft, nicht der Junge!»
    ***
    «Herrin?» Luzia ließ sich langsam auf die Bettkante sinken. «Muss der Junge jetzt sterben?»
    Elisabeth setzte sich neben sie und lehnte den Kopf verzagt gegen den Bettpfosten. «Ja, Luzia, ich fürchte, das wird er. Bruder Georg sagt, Craft habe sehr hohes Fieber und schon mehrere dieser Beulen.» Sie rieb sich die brennenden Augen. «Eine der Mägde wacht jetzt bei ihm und Gertrud. Sie hat sich geweigert, ihrem Bruder von der Seite zu weichen.»
    Luzia biss sich betroffen auf die Unterlippe. «Und wenn sie auch krank wird?»
    «Daran dürfen wir nicht einmal denken!» Elisabeth umfassteLuzias Hände. «Versprich mir, dass du dich vorsiehst, Luzia. Diese Pestilenz ist tückisch. Ich will nicht, dass du auch noch krank wirst!»
    «Und Ihr auch nicht, Herrin», erwiderte Luzia leise. «Ihr dürft auch nicht krank werden. Ich   …» Sie sprang auf und lief zu den Fenstern. «Ich mache mir solche Sorgen um meine Familie, Herrin. Ich hasse es, hier festzusitzen!»
    «Ich weiß, Luzia.» Elisabeth trat neben sie und legte ihr einen Arm um die Schultern. «Mir geht es genauso.»
    ***
    Luzia lag hellwach auf ihrer Matratze und starrte an die Decke. Heller Mondschein drang von draußen herein und erhellte die Kammer mit fahlem Licht. Vom Bett her vernahm sie die tiefen und gleichmäßigen Atemzüge ihrer Herrin, doch sie selbst fand keinen Schlaf. Ein schmerzender Knoten aus Sorge drückte ihr fast die Luft ab. Sorge um

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