Die Eifelgraefin
wollte sie sich wieder zurückziehen, dabei streifte ihr Rock jedoch einen leeren Eimer, der scheppernd über den Steinboden kratzte.
Sie verharrte erschrocken. Johann fuhr zu ihr herum und maß sie mit giftigem Blick.
«Verzeihung.» Sie bemühte sich, seine grimmige Miene zu ignorieren.
«Sucht Ihr jemanden?», fragte er barsch und zurrte den Gurt des Sattels fest, den er dem Hengst kurz zuvor aufgelegt hatte.
«Nein, ich sehe mich nur im Stall um», antwortete siemöglichst würdevoll. Sie sah ihm zu, wie er das Tier am Zügel nahm, und folgte ihm dann hinaus. «Ihr habt die Bank umgeworfen», sagte sie kühl.
Johann blickte sie ausdruckslos an. «Stellt sie wieder auf.»
«Ich?» Verblüfft starrte sie zurück.
Er zuckte mit den Schultern. «Wenn sie Euch stört.»
«Also das ist ja wohl …» Vor Empörung fehlten ihr die Worte. Sie schnappte nach Luft.
«Du liebe Zeit.» Sichtlich entnervt ließ Johann die Zügel los, ging zu der Bank und stellte sie wieder auf. «Besser so?» Er schnappte sich die Zügel und saß auf. Erst jetzt bemerkte sie, dass er sein Schwert umgegürtet hatte. Hinter dem Sattel hatte er ein zusammengerolltes Bündel befestigt.
«Ihr reitet für länger fort?»
«Mache ich Euch damit eine Freude?» Er nahm die Zügel auf. «Ich muss für eine Weile zur Mantenburg wegen … Verschiedenem», setzte er hinzu.
Elisabeth trat einen Schritt zurück, um ihn besser ansehen zu können. «Dann hoffe ich, dass Eure Stimmung bei Eurer Rückkehr besser ist als heute.»
Er warf ihr einen langen Blick zu. «Da dürftet Ihr vergeblich hoffen, edle Jungfer.» Mit einem Schnalzen trieb er den Hengst an und war Augenblicke später durch das Burgtor verschwunden. Das Klappern der Hufe schallte durch den Zwinger und war wenig später verklungen.
Elisabeth ging zu ihrem Sitzplatz beim Kräutergarten zurück und nahm ihre Stickerei wieder auf. Der Schmetterling wollte ihr jedoch nicht recht gelingen, und so war sie froh, dass sich wenig später Herzelinde und Gertrud zu ihrsetzten. Das fröhliche Geplauder der Mädchen lenkte sie von ihrer nachdenklichen Stimmung ab.
***
«Wenn wir hier an den Seiten jeweils ein Stückchen Stoff einsetzen – keilförmig, das müsste hübsch aussehen –, sollte es gehen», meinte Elisabeth, während sie die Seitennähte des braunen Kleides auftrennte.
Luzia stand daneben und hielt noch immer das Band in Händen, mit dem Elisabeth bei ihr Maß genommen hatte. «Und was macht Ihr jetzt?», fragte sie neugierig, als Elisabeth eine weitere Naht zu öffnen begann.
Elisabeth blickte zu ihr auf. «Ich trenne den Rock vom Oberteil», erklärte sie. «Dann kann ich ihn oben einkürzen.» Auf Luzias ratlosen Blick hin erklärte sie: «Wenn ich ihn unten am Saum kürze, gehen die hübschen Stickereien verloren. Das wäre doch schade. Mit den Ärmeln machen wir es genauso.»
«Aber das ist doch so viel Arbeit, Herrin. Ihr braucht Euch doch für mich nicht diese ganze Mühe zu machen», wandte Luzia ein.
Elisabeth blickte sie ruhig an. «Überlass es ruhig mir, womit ich mir Arbeit mache. Ich wünsche, dass meine Magd gut gekleidet ist. Außerdem benötigst du noch ein paar Unterröcke, Beinlinge und mindestens einen Schal, besser noch einen Mantel. Der Herbst kommt, auch wenn es noch nicht so aussieht. Und du willst doch sicherlich nicht frieren.»
«Ich bin es gewöhnt …»
«Sagtest du nicht, dass du noch niemals auf einer Burg warst?», fiel Elisabeth ihrem zaghaften Widerspruch ins Wort. «Dann weißt du auch nicht, wie lausig kalt es in diesem Gemäuer wird, wenn es draußen stürmt und schneit.»
«Aber …»
«Was ist nur mit dir los?» Mit leisem Unmut ließ Elisabeth das Stück Stoff sinken, das sie gerade in das Oberteil hatte einpassen wollen. «Ich bin sicher, die anderen Dienstboten würden frohlocken, wenn ich ihnen neue Kleider schenkte. Kann es sein, dass du ein wenig undankbar bist, Mädchen?»
Luzia machte ein erschrockenes Gesicht. «Aber nein, Herrin, ich bin nicht undankbar. Im Gegenteil. Noch nie hat mir jemand etwas so Schönes geschenkt. Aber Trudi sagt …»
«Trudi?»
«Die, äh, die Küchenmagd.» Luzia biss sich auf die Lippen und senkte den Kopf.
«Und was hat die Küchenmagd dazu zu sagen?», hakte Elisabeth interessiert nach.
«Sie, äh, sie sagt, wenn einem eine Grafenjungfer so etwas schenkt … also dann, … das …»
«Seit wann stotterst du, Luzia?» Elisabeth bemühte sich nach Kräften, sich
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