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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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irgendwann sicher eine hübsche Summe beisammen. Falls   …» Sie hielt inne, als ihr eine Idee kam. «Würdest du es denn lernen wollen?»
    «Was, das Sparen?» Luzia kicherte noch immer.
    «Nein.» Elisabeth schüttelte mit ernster Miene den Kopf. «Lesen und schreiben. Ich könnte es dir beibringen.»
    Luzia verstummte und sah Elisabeth verblüfft an. «Wozu sollte ich lesen und schreiben lernen, Herrin?»
    «Aus keinem besonderen Grund», antwortete Elisabeth. «Es fiel mir nur gerade ein, weil du es erwähntest. Ich dachte, es würde dir vielleicht Freude bereiten.»
    Luzia stand auf und ging zum mittleren Fenster, das halb offen stand, und sog die kalte Winterluft ein. Dann drehte sie sich wieder zu Elisabeth um. «Ihr meint das ernst, ja? Ihr würdet mir lesen und schreiben beibringen?»
    «Wenn du es möchtest.» Elisabeth nickte. «Ich frage Bruder Georg nach einer Wachstafel und einem Griffel, dann könnten wir noch heute damit beginnen.»
    «Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe.» Luzia verschränkte die Arme vor dem Leib, doch ihre Augen glänzten freudig. «Aber wenn Ihr es wirklich ernst meint, werde ich gerne lesen und schreiben lernen.»
    ***
    «Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen?», tobte Bruder Georg, nachdem Elisabeth ihn noch am selben Tag um Griffel und Wachstafel gebeten hatte. «Ihr wollt einer Magd – einem Bauernmädchen! – lesen und schreiben beibringen? Wozu um alles in der Welt? Soll sie aufsässig werden und anfangen, Ränke zu schmieden?»
    «Das ist doch lächerlich», wies Elisabeth seinen Einwand ab. «Weshalb sollte sie aufsässig werden?»
    «Weil Ihr dem Mädchen jetzt schon sehr viele Freiheiten einräumt. Ihr schenkt ihr gute Kleider, lasst sie in Eurem Bett schlafen. O ja, ich weiß das! Ihr erlaubt, dass sie mit diesem Gaukler herumturtelt   …»
    «Nur unter meiner Aufsicht!»
    «…   und nun wollt Ihr ihr auch noch zu einem Wissen verhelfen, das selbst in bürgerlichen Kreisen nicht selbstverständlich ist», fuhr der Benediktiner unbeirrt und aufgebracht fort. «Was tut Ihr, wenn sie sich irgendwann einmal gegen Euch wendet?»
    «Warum sollte sie das?», gab Elisabeth unbeeindruckt zurück. «Luzia ist ein kluges, aufgewecktes Mädchen. Sie ist fleißig, macht ihre Arbeit gut und ist loyal und verschwiegen. Ich mag sie sehr gern, Bruder Georg.»
    «Das mag ja alles sein», gab er zu. «Aber müsst Ihr deshalb gleich   …»
    «Ist es verboten, einer Magd lesen und schreiben beizubringen?»
    «Nein, aber   …»
    «Dann gebt mir jetzt bitte Wachstafel und Griffel. Oder muss ich Simon danach fragen?»
    Bruder Georg seufzte tief und sah sie resignierend an. «Ich vergesse immer wieder, wie dickköpfig Ihr sein könnt», brummelte er. «Das haben Euch selbst die vielen Jahre strenger Erziehung nicht ausgetrieben.» Er schüttelte den Kopf, musste jedoch über ihre hochgezogenen Augenbrauen lächeln. «Also gut, hier.» Er übergab ihr die Schreibutensilien, die er in einer kleinen Truhe in seiner Schlafkammer aufbewahrt hatte. «Versprecht mir aber, für den Unterricht nur erbauliche Texte zu verwenden.»
    «Selbstverständlich werde ich das.» Zufrieden lächelnd klemmte sich Elisabeth die Tafel unter den Arm und ging zurück in ihre Kammer.
    ***
    «Ein braves Weib tut gut daran   … gut daran, seine Zunge stets zu   … hüten und   … sich dem   … Urteil des Mannes zu unter   … unterwerfen», las Luzia konzentriert und noch etwas stockend. Dann blickte sie Elisabeth an. «Ich glaube, ich kann das nicht.»
    «Aber Luzia, du liest doch schon recht gut», antwortete Elisabeth lächelnd. «Erstaunlich gut sogar nach so kurzer Zeit.»
    «Nein, das meine ich nicht.» Verlegen rieb Luzia mit dem Daumen über den Einband des schmalen Büchleins, aus dem ihre Herrin sie die Passage hatte vorlesen lassen. «Ich meine das mit dem Zungehüten und so. Meine Mutter hat immer gesagt, ich sei entsetzlich vorlaut.»
    Elisabeth lachte. «Davon habe ich aber noch nicht sehr viel bemerkt, Luzia. Mir gegenüber hast du dich doch immer sehr gut betragen.»
    «Aber das muss ich doch!», erwiderte Luzia aufgebracht. «Ihr seid meine Herrin und gut zu mir und   … Aber alle anderen sagen, ich hätte ein loses Mundwerk. Thea auch, weil ich ihr gesagt habe, dass die Hafergrütze angebrannt geschmeckt hat. Aber das war die Wahrheit!»
    Wieder lachte Elisabeth. «Ich denke, in diesem Fall war deine Ehrlichkeit verzeihlich. Die Grütze war wirklich angebrannt. Aber

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