Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
nun zurück zu unserer Übung. Nimm dieSchreibfeder, ich werde dir den letzten Satz nun diktieren.»
    Luzia griff gehorsam nach der Feder und strich das bereits mehrfach abgeschabte Pergament vor sich auf dem Tisch glatt.
    «Weiß der Burgherr darüber Bescheid, was Ihr hier treibt?»
    Die beiden jungen Frauen fuhren erschrocken herum und erblickten Johann, der in der Tür zur Steinkammer lehnte und sie mit vor dem Leib verschränkten Armen offenbar schon eine Weile beobachtete.
    «Was wir hier treiben?», echote Elisabeth, nachdem sie sich von dem ersten Schreck erholt hatte. Ihr Herz hatte bei seinem Anblick einen heftigen Satz gemacht, den sie liebend gerne ignoriert hätte. Doch auch nachdem sie ihn nun etwas mehr als drei Monate nicht mehr gesehen hatte, reagierte sie noch genauso heftig auf ihn wie bei ihrem letzten Zusammentreffen. «Was glaubt Ihr denn, was wir hier treiben?»
    Johann trat näher und nahm das Büchlein auf, das vor ihnen auf dem Tisch lag. «Nun, es sieht ganz nach einer Lektion in Lesen und Schreiben aus», antwortete er amüsiert. «Eine fortgeschrittene Lektion dazu, will mir scheinen.
Rathgeber für das treffliche Eheweib
», las er. «Sehr passend. Also gedenkt Ihr Euch alsbald zu vermählen und auch Eure Magd dem Ehestand anzuempfehlen?»
    «Wie könnt Ihr es wagen!» Elisabeths Miene verfinsterte sich schlagartig. Wut stieg in ihr auf. «Ihr wisst sehr genau, dass mein Verlobter vor Monaten verstorben ist.»
    Johann sah sie weiter unverwandt an. «Das ist mir bekannt,und wir sprachen auch schon darüber. Ihr seid weniger blass als noch Ende November. Ich vermute also, Ihr seid über den Verlust inzwischen hinweggekommen? Meine Frage bezog sich im Übrigen auf einen möglichen neuen Bräutigam. Sicher will Euer Vater Euch trotz des Unglücks baldigst unter die Haube bringen.»
    Elisabeth funkelte ihn erbost an. «Wenn Ihr schon zugebt, alles zu wissen, so dürfte Euch auch bekannt sein, dass mein Vater im Januar nach Böhmen abgereist ist und deshalb noch gar keine Gelegenheit hatte, sich um meine Heirat zu kümmern. Ich bitte Euch also, mich nicht mit derlei Anfragen zu belästigen. Abgesehen davon geht es Euch wohl kaum etwas an, ob ich meiner Magd das Lesen beibringe oder nicht. Und ich wünsche auch Euer Urteil darüber nicht zu hören.»
    «Ich hatte auch nicht die Absicht, ein Urteil darüber zu fällen», gab Johann kühl zurück. «Eher bringe ich Euch noch weiteres Übungsmaterial.» Er reichte ihr einen Brief, der mit dem Siegel der Küneburger verschlossen war. «Der Bote traf mit mir zusammen hier ein», erklärte er auf Elisabeths fragenden Blick hin.

23.   KAPITEL
    Traud Bongert schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie ihre Tochter auf dem Rücken einer kleinen braunen Stute und in Begleitung mehrerer hoher Herrschaften erblickte. «Jesus, Maria und alle Heiligen!», rief sie überwältigt und rannte ins Haus. «Hein, Hein, komm und sieh dir deine Tochter an! Eine Dame ist sie geworden. Es ist unglaublich. Und auf einem Pferd reitet sie. Komm schnell, Hein!»
    «Was redest du da, Weib?» Hein, der gerade dabei gewesen war, seine Stiefel anzuziehen, eilte aus dem hinteren Zimmer herbei. «Wo ist eine Dame? Heilige Muttergottes!» In dem Moment, da er aus der Haustür trat, hielt die kleine Reisegruppe im Hof, und Luzia, die das Reiten nicht gewöhnt war, ließ sich von dem Knappen Friedel aus dem Sattel helfen.
    Auf etwas wackeligen Beinen ging sie auf ihre Eltern zu. «Vater, Mutter, wie geht es euch?»
    «Mein Kind! Mein Kind ist wieder da!» Traud rannte auf Luzia zu und zog sie in ihre Arme. So fest sie konnte, drückte sie sie an sich. «Luzia, mein Kind. Fast glaubten wir schon, du hättest uns vergessen!» Wieder drückte sie sie an sich, dann trat sie einen Schritt zurück und musterte Luzia ausgiebig. «Lass dich ansehen, Kind. So hübsch bist du geworden! Dieses edle Kleid und der Mantel. Aber was hastdu mit deinem Haar gemacht? Diese Löckchen hier an der Stirn, das schickt sich doch nicht. Willst du die Mannsbilder verrückt machen?»
    «Nein, Mutter, bestimmt nicht.» Luzia tastete unsicher nach ihrem Kopf. So ganz hatte sie sich selbst noch nicht an die neue Haartracht gewöhnt. «Meine Herrin meinte, so würde ich vorteilhafter aussehen.» Sie drehte sich zu Elisabeth um, die inzwischen mit Bertram Aurichs Hilfe ebenfalls aus dem Sattel ihres Reittieres gestiegen war und nun näher trat. Luzia winkte ihrem Vater, ebenfalls nach vorne zu treten.

Weitere Kostenlose Bücher