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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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ich weiter nichts dazu sagen«, erwiderte Gunnar ruhig. »Aber vielleicht verstehst du diese Sprache. «
    Ich hörte das leise Geräusch eines Schwertes, das aus der Scheide gezogen wurde, was Illugi mit scharfem Luftholen quittierte.
    »Haltet ein«, sagte er mit tiefer, ernster Stimme, und ich wusste, ohne es zu sehen, dass er mahnend seinen Stab hoch hielt. »Lasst uns friedlich bleiben. Einar, lass den Jungen los. Das bringt nichts als Tod und Verderben für uns alle.«
    Einar ließ mich so plötzlich los, dass ich zu Boden ging. Ich hustete wie verrückt und konnte kaum schlucken. Als ich schließlich aufsah und Illugis Handgelenk ergriff, das er mir hinhielt, zitterten mir die Knie.
    Gunnar Raudi stand da, das rote, grau melierte Haar wie immer mit einem Lederband zusammengehalten, die eine Hand auf dem Schwert. Ihm gegenüber stand Einar, seine Lippen dünn wie eine Narbe, das Gesicht unter der schwarzen Mähne bleich wie ein Wintermond.
    Illugi trat zwischen sie, wie um eine unsichtbare Schnur zu durchtrennen, die sie aneinanderband.
    »Dieser Hunnenherrscher«, fuhr er fort, als sei nichts gewesen, »war, so heißt es, ein Feind der Großen Stadt. Er griff Miklagard, das sie Konstantinopel nannten, an, wurde aber von einem Feldherrn namens Anagest geschlagen.
Dann wurde er in die Steppe zurückgebracht und dort begraben.«
    Die Spannung war verschwunden, wie bei einem Segel, wenn der Wind sich plötzlich legt. Einar brummte etwas und kramte in seinem Lederbeutel. Er trug nur eine Kotte über der Hose wie alle. Trotz der Gefahr hatte niemand eine Rüstung mitgenommen, es war einfach zu heiß.
    »Wie auch immer, eins ist jedenfalls sicher«, sagte Einar mit einem gezwungenen Grinsen. »Unsere Hild führt ihn da draußen in der Steppe ganz schön an der Nase herum.«
    Unsere Hild. Als wäre es seine Schwester. Ich sah zu, wie er einen Kamm aus dem Beutel holte und sein Haar kämmte, um das Gröbste an Nissen und Läusen loszuwerden, dann band auch er es wegen der Hitze mit einem Lederband zusammen. Mein Haar war ebenfalls total verlaust, aber ich wollte es nicht abrasieren, wie einige es taten, denn das war das Zeichen eines Thrall und ich konnte mich nicht dazu überwinden, egal ob es unvernünftig war oder nicht.
    Einar drängte sich an Gunnar Raudi vorbei und ich hätte schwören können, dass sich bei der Berührung beiden die Nackenhaare aufstellten, wie bei einem Wolf. Mein Hals tat weh und ich wusste, dass ich fünf deutlich sichtbare Fingerabdrücke darauf haben würde.
    Unsere Hild. Sie war genauso wenig »unsere Hild«, wie ich Gold furzen konnte, doch Einar dachte offenbar, sie gehöre zu den Eingeschworenen, egal ob sie den Eid abgelegt hatte oder nicht. Er dachte nicht einen Moment daran, dass sie ihn hintergehen könnte und dass Vigfus auf der richtigen Fährte war.
    Illugi Godi sah erst Gunnar Raudi an, dann mich, und
schüttelte den Kopf. »Ihr seid elende Dummköpfe, alle beide. Der eine, weil er ein loses Mundwerk hat, und der andere, weil er glaubt, mit Einar um die Wette pissen zu können.«
    »Wenn du keine nassen Zehen bekommen willst, dann musst du eben Abstand halten«, sagte Gunnar Raudi lachend und ließ uns stehen.
    Auch Einar schien den Streit schon wieder vergessen zu haben. Als Illugi und ich zu den anderen aufschlossen, blickte er grinsend in die Runde, schaute auf seine erschöpfte Schar, die er in das Grasmeer geführt hatte.
    »Wir müssen ganz in der Nähe sein«, rief er und sah auf die Sonne, die sich anschickte, langsam und golden am Rand der Welt zu sterben. »Morgen haben wir sie eingeholt, dann kriegen wir unsere Hild zurück.«
    Die Männer brummten freudige Zustimmung, doch sie waren von der Hitze müde und maulfaul geworden.
    Einar schulterte sein Gepäck und den Schild. »Jetzt geht’s weiter.«
    »Unsere Hild«, murmelte ich wütend, und Illugi sah mich neugierig an, den Kopf auf der Seite.
    »Unsere Hild«, wiederholte ich. »Sie ist bei uns nur rumgeschubst worden. Und das Einzige, was ihr wirklich etwas bedeutete, hat er ihr weggenommen, diesen verdammten Lanzenschaft. Und trotzdem bildet er sich ein, sie sei ›unsere Hild‹«.
    »Unter Vigfus und Lambisson hatte sie es noch schlechter«, sagte Illugi ernst. »Vor denen haben wir sie gerettet.«
    Widerwillig musste ich ihm recht geben und er sah mich durchdringend an, als ich loshinkte.
    »Und vergiss eins nicht«, fuhr er fort. »Einar nennt sie ›unsere Hild‹, weil sie genau das ist. Sie gehört nicht

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