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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Vigfus,
nicht Lambisson oder Martin, diesem dreimal verfluchten Mönch. Nein, sie gehört uns, Orm. So wie die Elk uns gehört. Und wie der Silberschatz uns gehört. An deiner Stelle würde ich mich in Einars Gegenwart etwas zügeln. Du bringst ihm … Unglück. Beim nächsten Mal drückt er dir die Kehle wirklich zu.«
    Ich sah ihn an und sah die tiefen Furchen in seinem Gesicht, Furchen, die Sorge und Alter eingegraben hatten, und ich musste wieder an Gunnar Raudis Worte denken. Ich sah, dass die Götter unseren Priester im Moment mit ihrer Gleichgültigkeit ratlos machten, und er wusste nicht, wie er mit ihnen sprechen sollte, sodass sie zuhörten.
    »Ich weiß«, erwiderte ich und schlug auf mein Bein. »Hoffentlich macht mir das nicht noch mehr zu schaffen, sonst müsste er mich am Ende, so leid es ihm auch täte, zurücklassen, was?«
    »Das würde er glatt tun«, sagte Illugi.
    »Ich glaube, das habe ich immer gewusst«, sagte ich ehrlich. »Nur kommt jetzt noch dazu, dass du es ebenfalls tun würdest, Illugi Godi. Ich wäre doch sicher ein gutes Opfer, um die Götter zu besänftigen, die Einar beleidigt hat, nicht wahr, Godi? Besser als ein Kampfhengst, findest du nicht?«
    Ich ließ ihn stehen, erfüllt von meinem grausamen Triumph, und hinkte hinter den anderen her, hinaus in die dämmrige Steppe, die immer noch heiß wie ein Backofen war. Später schämte ich mich, dass ich das gesagt hatte, denn Illugi war immer freundlich zu mir gewesen.
    Als es dunkel wurde und die Sterne herauskamen, beschlossen wir, im nächsten Wald zu übernachten. Wir machten kein Feuer und die Nacht wurde kalt, sodass die,
die sich nicht mit ihren Umhängen hatten belasten wollen, jetzt zitternd dasaßen und nach der Hitze des Tages die Kälte doppelt spürten. Wir teilten uns die Umhänge und verbrachten die Nacht zu zweit und zu dritt aneinandergedrängt unter einem völlig sternklaren Himmel.
    Beim ersten silbergrauen Morgenlicht waren wir wieder auf den Beinen und versammelten uns, hustend, furzend, schniefend, kauend. Die Männer fröstelten, pissten noch einmal und brachten ihr Gepäck in Ordnung. Großnase war in der Nacht mit Neuigkeiten zurückgekommen und beriet sich noch mit Einar.
    Sie hatten das Grab gefunden und Vigfus ebenfalls, der von Hild hingeführt worden war. Steinthor war dort geblieben, um den Eingang zu beobachten.
    Einar hörte zu, nickte und schlug Großnase auf die Schulter, dann sah er in die begierigen, ungeduldigen Gesichter um sich herum, deren Atemwölkchen in die kalte Morgenluft stiegen. Er nickte lächelnd. »Wir befinden uns am Rande eines großen Waldes«, sagte er. »Er wird von vielen Wasserläufen durchzogen, die bisweilen in ziemlich steilen Schluchten fließen. Der Boden ist dicht mit Gestrüpp bewachsen, also passt auf beim Gehen. Unser Feind ist weniger als eine Stunde entfernt von hier, dort gibt es anscheinend eine Art Treppe, die zu einem Eingang führt, der sich hoch oben an einer Seite der Schlucht im Felsen befindet. Wenn wir Glück haben, können wir die Falle zuschnappen lassen und sie ausräuchern.«
    Er sah mich an und sein Grinsen wurde noch breiter, sodass man seine gelben, glänzenden Reißzähne sehen konnte. »Wie auf der Bärenjagd, nicht wahr, Orm?«
    Die anderen lachten pflichtschuldigst. Einar hatte sie mit der Aussicht auf einen leichten Sieg, zu dem ihnen
das Glück des Bärentöters verhelfen würde, in dieses Unternehmen gelockt. Man musste ihn wirklich bewundern.
    Großnase hatte recht gehabt mit den Wasserläufen und dem Gestrüpp. Ich hatte mir im Stillen gratuliert, dass ich trotz meines verstauchten Knöchels bisher mit den anderen mitgehalten hatte, aber dieses letzte Stück endete an einer sehr steilen Schlucht, in der unten der Bach rauschte. Als Großnase lautlos das Zeichen zum Anhalten gab, setzte ich mich dankbar hin. Mein Knöchel schmerzte, als würde er mit einem glühenden Eisen durchbohrt.
    Ich hätte ihn mir gern angesehen, aber ich wagte nicht, meinen Stiefel auszuziehen oder auch nur die Wickel aufzumachen, denn dann würde er anschwellen wie der Bauch eines toten Schafes und das wär’s dann. Stattdessen stellte ich mich in den Bach, wo das kühle Wasser in meinen Stiefel drang und den Schmerz etwas linderte.
    Vögel flogen auf und Insekten summten, während wir dem Bach folgten, immer geradewegs auf etwas Dunkles zu, das wie eine senkrechte Felswand vor uns stand. Der Bach schlängelte sich seitlich um sie herum und in der Ferne hörte ich

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