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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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aßen.
    Sie legten sie unter die Sättel, wo sie vom Pferdeschweiß weich und saftig wurden – sie schworen, dass es bei Stuten am besten schmeckte –, doch diesen Luxus hatten wir nicht, und bei der dritten Baumgruppe, der wir an diesem Tag begegneten, hörte ich auf, darauf herumzukauen und entschied, dass es besser wäre, sie zum Flicken von Stiefelsohlen zu verwenden.
    »Gib her«, rief einer der Gruppe, ein pockennarbiger Halbslawe namens Skarti. »Ich steck’s in meine Hose für dich. Dasselbe Prinzip, nur anderer Schweiß.«
    Sie lachten, eine schwitzende, übel riechende Horde. Sie hechelten wie Hunde und füllten ihre Lederflaschen mit Flusswasser, weichten ihr Brot und das Fleisch im Fluss auf, ehe sie es aßen, stöhnten vor Hitze auf ihren Lagern aus Kiefernnadeln – und konnten trotzdem noch Witze machen.
    Einar hatte viele eifrige Kandidaten abweisen müssen, als er seine Pläne bekanntgab und dass er sechzig gute
Männer brauche, um Hild zurückzuholen. Er hatte Swjatoslaw mitgeteilt, dass die Männer von Prinz Wladimirs Druschina ihren Eid gebrochen hatten und in die Steppe geflohen waren, wobei sie eine Sklavin Einars mit sich führten, und dass er sie alle zurückbringen werde. Er hoffte, damit gleichzeitig seine eigene Abwesenheit zu entschuldigen.
    Einars ruhige Selbstsicherheit war verschwunden Er strich unaufhörlich seinen Schnauzbart und zeigte alle Anzeichen eines Mannes, den das Glück verlassen hatte.
    Die sechzig Männer hatten sich nach Nordwesten aufgemacht und folgten den Zeichen, die Großnase und Steinthor hinterließen, die wie zwei Spürhunde der Spur von Vigfus und seinen Leuten folgten, auf dem Weg zu dem geheimnisvollen Grab von Seesturm.
    »Wer oder was beim Odin ist dieser Seesturm?«, hatte Einar Illugi Godi gefragt, nachdem er Männer in alle Richtungen losgeschickt hatte, um die verschiedensten Dinge für ihren Marsch zu beschaffen.
    »Das ist in dieser Gegend kein Geheimnis. Denghizik, genannt der Seesturm, war ein Herrscher der Hunnen«, erklärte Illugi. »Den Namen kennt man hier. Es heißt, er war Attilas Sohn.«
    Illugi sah ihn erstaunt an.
    »Vielleicht gibt es dort ja einen Hinweis auf Attilas Schatz«, schlug ich vor. »Vielleicht ist dort sogar Attilas Schatz und sie führt sie hin.«
    Der Blick, mit dem Einar mich ansah, war wie schwarzes Eis. Ich kam mir vor wie ein kleiner Junge, der sich in die Gespräche Erwachsener eingemischt hatte.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Illugi nachdenklich. »Dieses Hunnengrab kennt jeder und es ist bestimmt längst
ausgeraubt. Der Ort von Attilas Schatz ist unbekannt, das weiß auch jeder.«
    »Ja, genau«, sagte ich, von Illugis Worten ermuntert. »So gut versteckt, dass sogar eine Verrückte weiß, wo es zu finden ist.«
    Einar schwieg und beschäftigte sich mit seiner Ausrüstung, doch Illugi runzelte die Stirn, um mir zu signalisieren, ich solle aufhören, aber ich tanzte jetzt auf dem Rande des Vulkans, furchtlos und übermütig.
    »Schwer zu sagen, wer verrückter ist«, fuhr ich fort, ohne jemanden anzusehen. »Die mit ihren verdrehten Augen und dem Zittern und ihrer festen Überzeugung, genau zu wissen, wo der Schatz versteckt ist, oder wir alle, weil wir ihr blindlings folgen.« Dann sah ich Einar direkt an und sagte: »Vielleicht ist sie dein Verderben. Von Odin geschickt, der etwas gegen Eidbrüchige hat …«
    Weiter kam ich nicht, denn seine Hand war an meiner Kehle und seine schwarzen Augen so dicht vor meinen, dass ich die Wimpern auf meiner Wange spürte. Ich bekam keine Luft und wagte nicht, mich zu bewegen.
    »Du bist noch nicht lange bei uns, Ruriks Sohn, aber ich bedaure bereits, dass ich deinem Vater nachgegeben habe.«
    Sein Griff wurde noch fester und ich fühlte meine Augen vorquellen wie bei einem Frosch.
    »Einar«, sagte Illugi warnend, und ich hörte die Sorge in seiner Stimme. Die Finger aus Stahl drückten noch ein bisschen fester zu.
    »Eine Meinungsverschiedenheit?«, war jetzt eine weitere Stimme zu vernehmen. Ich bekam schon eine geraume Zeit keine Luft mehr. »Oder bietest du ihm gerade den Friedenskuss, wie es die Christenmänner tun, wenn sie sich die Freundschaft anbieten?«

    Die Finger lockerten sich etwas und Einars Stimme dröhnte mir in den Ohren, obwohl er leise fauchte: »Das ist nicht deine Angelegenheit, Gunnar Raudi.«
    Ich versuchte, Gunnar anzusehen, aber Einars Augen hielten meine noch immer gefangen, wie tiefe schwarze Tunnel, die zu Zwergenhöhlen führten.
    »Dann werde

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