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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Arbeit zu, nämlich dem Abkratzen und Auskochen von Rinderfellen, um Leim für den Bau der Angriffstürme herzustellen, die wir benutzen würden.
    An dem Abend saßen wir um unsere Kochfeuer, aßen Fladenbrot und tranken eine gute Fleischsuppe. Wir ertrugen
die Insekten und unterhielten uns über unsere Lage.
    »Es gibt keinen Platz zum Scheißen«, beschwerte sich Bersi.
    »Ich habe es satt, egal wo man hintritt, überall tritt man in die Haufen.«
    Das war richtig. Über die Größe dieses Heeres hörte man Zahlen von sechzigtausend bis zu einer Million Mann, und beides konnte stimmen, obwohl man sich eine solche Zahl unmöglich vorstellen kann.
    Ich wusste nur, dass hier sehr viele Krieger waren, und noch mehr Frauen und Kinder und Tiere. Selbst für uns, die wir in Kot und Morast groß geworden und nicht gerade empfindlich waren, ging das hier über das Erträgliche hinaus.
    Illugi Godi sagte, das werde Unglück bringen, die Menschen würden krank werden. Einar sagte, morgen würde er einen Platz dafür bestimmen und eine Grube ausheben lassen, dann dürfe jeder nur noch dort sein Geschäft verrichten.
    »Versucht es aber nicht, wenn ihr betrunken seid«, warnte Krummnacken, der behauptete, er habe das schon einmal erlebt, »oder ihr fallt rein und stinkt eine Woche lang. Das heißt, wenn ihr überhaupt wieder rauskommt. «
    Aber es war Ketil Krähe, der eines Abends die Frage ansprach, die uns alle beschäftigte. »Wann kommen wir von hier weg?«, knurrte er Einar an. »Ich hoffe, deine Antwort ist: Ehe wir an diesen Mauern abgeschlachtet werden oder an der Scheißkrankheit sterben.«
    Einar strich seinen Schnauzbart. »Wir müssen das gut planen.«

    »Was planen?«, wollte Valknut wissen, der so braun gebrannt war, dass er aussah wie ein schwarzer Mann aus dem Süden der Welt. Im Dunkeln sah man nur das Weiße seiner Augen und seine Zähne. »Wenn du weißt, wo wir hinmüssen, worauf warten wir dann noch?«
    »Natürlich«, erklang Hilds Stimme aus der Dunkelheit, »wenn ihr wisst, wo ihr hingehen müsst.«
    Sie trat zu uns ans Feuer, und es war wie ein kalter Luftzug, der durch eine Tür weht. Ketil Krähe bedachte sie lediglich mit einem verächtlichen Seitenblick und spuckte ins Feuer. »Wissen wir denn, wo wir hingehen müssen?«, fragte er. »Mir will es jedenfalls gar nicht gefallen, blindlings hinter einer besessenen Finnin herzulaufen.«
    »Denkst du, ich führe euch in die Irre?«, fragte Hild herausfordernd. Sie hockte sich ans Feuer und ihre Knie waren fast in Höhe ihrer Ohren, ihr Kleid hing herab und gab ihre zierlichen nackten Füße frei.
    Niemand sprach. Ketil Krähe sah von ihr zu Einar, der schweigend unter seiner schwarzen Haarmähne ins Feuer starrte.
    »Die anderen mögen sich vor dir fürchten«, sagte Ketil Krähe, »aber ich nicht. Wenn du uns an der Nase herumführst, werde ich dich persönlich von einem Ende bis zum anderen aufschlitzen.«
    Hild lächelte nur ihr geheimnisvolles Lächeln. »Es ist gut, dass du dich nicht fürchtest, Ketil Krähe«, sagte sie leise. »Ich denke, du wirst deinen Mut gut gebrauchen können.«
    Einar sah auf, sah in die Runde. Er schüttelte den Kopf. »Es geht nicht nur darum, den Weg zu finden«, sagte er.
    »Das sagst du«, sagte Krummnacken mürrisch, »aber in dieser Sache gebe ich Ketil Krähe recht. Wie ich es sehe,
sollen wir von einem einfältigen Mädchen in die Steppe geführt werden. Ich habe noch nie einer Frau getraut, und das hat sich immer bewährt.«
    »Alter Mann, deine Tage sind gezählt und du wirst dein Leben nicht als reicher Mann beschließen«, sagte Hild plötzlich mit einer Stimme, die ihrer normalen Stimme so unähnlich war, dass alle erschraken. Der Wind pfiff und drückte das Feuer nieder. Krummnacken zog den Rotz hoch und spuckte verächtlich aus.
    »Ihr zankt euch wie Weiber«, sagte Illugi Godi. »Was hat Einar denn zu all dem zu sagen?«
    Ich dachte, wenn Einar etwas zu sagen gehabt hätte, dann hätte er es schon längst getan. Ich fragte mich, ob Hild ihn mit einem Zauber belegt hatte, dass er darüber nicht sprechen konnte – aber er reckte sich, wie ein Mann, der aus einem Traum aufwacht.
    »Wir werden den Weg finden«, sagte er so leise, dass die, die hinten saßen, es sich von den anderen wiederholen lassen mussten. »Aber was dann?« Er sah uns herausfordernd an. »Wenn wir dort sind, was machen wir dann? Klopfen höflich an und fragen, ob dieses tote Haus uns Gastfreundschaft gewähren könnte? Vielleicht etwas

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