Die Eingeschworenen Raubzug
Ankunft eines griechischen Priesters seine Aufmerksamkeit beanspruchte.
Diese Priester, die Swjatoslaw mitgenommen hatte, damit sie sich um das spirituelle Wohlergehen seiner hochgeschätzten griechischen Zimmerleute kümmerten, verpassten keine Gelegenheit, die christliche Lehre zu verbreiten und die Rus für ihren Gott zu gewinnen.
Dieser, schwarzbärtig und schlicht gekleidet, stellte sich als Theotokios vor und hatte Krüge mit Wein mitgebracht, denn er wusste, wie man sich Zugang zu den Feuern
der Nordmänner verschaffte. Wein war ein seltener Genuss und wir hießen ihn willkommen, genau wie seine Kollegen, wenn sie uns besuchten. Wir tranken seinen Wein und ignorierten seine Versuche, uns zu bekehren.
Als wir gegessen hatten und die Frauen mit Aufräumen beschäftigt waren, zog Finn eine von ihnen auf seinen Schoß und da sie eine Sklavin war, von der keine Widerworte geduldet wurden, gab sie nach kurzem Sträuben nach. Vielleicht zog sie es sogar vor, Finns fettigen Bart im Gesicht und seine Finger zwischen den Beinen zu haben, als das Essensgeschirr an den Fluss schleppen zu müssen, um es dort zu schrubben. Na ja, vielleicht auch nicht.
Theotokios räusperte sich und Finn sah von seiner Beschäftigung auf, nämlich die eine Brust der Frau aus ihrem Hemd zu befreien und mit dem Mund darüber herzufallen. »Was gibt’s denn da zu glotzen?«, knurrte er und Theotokios gab ihm eine Antwort auf Griechisch, die Finn nicht verstand.
Ich hatte genug von der Sprache aufgeschnappt, um ihm sagen zu können, dass Theotokios sich Sorgen um seine sündige Seele mache. Finn lachte und schüttelte den Kopf. »Das ist das Problem mit euch Christus-Anhängern«, sagte er. »Mir scheint, ihr haltet alles für eine Sünde, was euch reizt. Aber warum soll es eine Sünde sein, wenn man doch nichts dagegen tun kann? Ich sage, je schöner eine Frau ist, desto weniger kann ich widerstehen und desto weniger ist es eine Sünde.«
Ich war beeindruckt von dieser Logik, aber Kavsir der Sabberer nicht. Er packte die Frau neben sich und zog sie grinsend zu sich auf den Boden, sosehr sie auch fluchte und sich wehrte.
»Quatsch«, sagte er. »Du hast keine Ahnung davon, was
die Christen mit ihrer Sünde meinen, Finn Rossarsch, wie immer. Du genießt es doch, mit einer schönen Frau zu bumsen, und deshalb ist es eine Sünde. Ich andererseits …« Er verstummte und schubste die Frau näher ans Feuer. Sie war klein, hatte ein zornrotes Gesicht und ihre Augen waren klein vor Wut, außerdem schielte sie. Wer fette Frauen liebte, mochte sie anziehend finden. »Die hier wird kein großer Genuss sein«, erklärte der Sabberer traurig, »also kann es auch keine große Sünde sein. Ja, wenn ich sie mir so ansehe, würde ich sagen, es ist gar keine Sünde. Vielleicht komme ich sogar ins Christen-Walhall für das, was ich jetzt mache.«
Theotokios verstand offenbar mehr Nordisch als gedacht, denn er hatte unser Gespräch verfolgt und schüttelte besorgt den Kopf. »Der Weg in den Himmel führt über die Entsagung«, fing er mit sonorer Stimme an, und er erntete so lautes Gelächter, dass man von den anderen Feuern zu uns herübersah.
»Da kenn ich schönere Wege«, schrie Finn und machte sich daran, ihn zu begehen. Kvasir jedoch warf einen traurigen Blick auf seinen Fang und ließ sie unter dem Gelächter und den Spottrufen der anderen laufen.
»Ich habe heute Abend keine Lust, mich retten zu lassen«, sagte er. »Vielleicht kann Orm ja für mich einspringen, ich habe gehört, dass der zur Not sogar einen Haufen Sägespäne bumst.«
Darauf folgte noch mehr Gelächter und ein paar gutmütige Klapse auf meinen Rücken. Auf der anderen Seite des Feuers hob mein Vater sein Horn und trank mir zu, und für einen kurzen Moment fühlte ich mich so zugehörig zu diesen rauen Gesellen, dass mir sogar Einars Blick fast wohlwollend vorkam.
In der folgenden Nacht starb Bersi im Fieberwahn.
Bis zum Wochenende hatten sich so viele Leichen angehäuft, dass Swjatoslaw befahl, sie zu verbrennen. Dann wurde das Lager verlegt und ein Großangriff vorbereitet, vermutlich wollte er es hinter sich bringen, bevor seine Armee noch stärker geschrumpft war.
Und ausgerechnet Jaropolk, dieser pickelige Bengel, verflucht sei sein Name, bestand darauf, dass seine Ehre es verlange, den Angriff mit seiner Druschina anzuführen.
Mit uns.
Er war auch sehr großzügig gegen uns, denn am Abend zuvor scheute er weder Mühe noch Kosten. Er schickte Bier und samtäugige
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