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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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allmählich seine gute Laune. »Wovon haben die Biester bloß gelebt, ehe wir kamen?«, fragte er und schlug wütend um sich.
    »Schade, dass Skapti nicht bis hierher gekommen ist«,
sagte Kvasir im Schatten seines Zeltes. »Dann hätten sie sich den ganzen Tag mit ihm beschäftigen können und wir wären fein raus.«
    Als die Sonne unterging, kamen Frauen, um die Feuer anzuzünden, darüber hängten sie Kessel an die Dreibeine. Der Geruch des Holzrauches weckte wehmütige Erinnerungen an frühere Feuer, und der beißende Qualm war ein geringer Preis dafür, dass die Mücken endlich abzogen.
    Allmählich wich die Hitze aus dem steinharten Boden und die Eingeschworenen rückten näher an die Feuer, schöpften neue Kraft und fanden zurück zu ihrem alten Kameradschaftsgeist. Ich wusste, dass es allen wieder gut ging, als Finn Rosskopf sich neben mir niederließ und mir eine Münze unter die Nase hielt. »Was ist das, Orm, mein Junge? Du kennst dich doch mit Münzen aus wie Stallburschen mit Pferden.«
    »Er kennt sich auch mit Pferden aus wie ein Stallbursche«, erinnerte Ketil Krähe ihn, was Finn mit einer Handbewegung bestätigte. Ich sah mir die Münze an.
    Sie war aus Gold und stammte aus der Großen Stadt. Bei den Griechen hieß sie Nomisma und auf Latein Solidus. Sie trug die Köpfe von Konstantin VII. und Romanus I., denn die Griechen, die sich in der Großen Stadt Römer nannten, hatten fast immer zwei Herrscher, auch wenn das nicht sehr klug war.
    »Man muss sich wundern, dass es diese Griechen schon so lange gibt«, sagte Eindridi.
    »Sie haben starke Mauern«, meinte Valknut.
    »Es muss noch einen anderen Grund haben«, widersprach Eindridi, »denn starke Mauern kann man bezwingen. «

    »Viele Soldaten«, schlug Großnase vor. »Und zwar sind das keine Bauern, die nur gelegentlich Soldaten sind, sondern sie sind es immer.«
    »Genau«, pflichtete Eindridi bei. »Aber es muss noch einen Grund haben, außer den Mauern und den Soldaten.«
    »Das hier«, sagte ich und warf die Münze hoch, sodass sie sich drehte und im Feuerschein rot und golden blitzte und alle Blicke auf sich zog.
    Finn fing sie aus der Luft auf und das brach den Bann. Er runzelte die Stirn.
    »Tja«, seufzte Eindridi. »Solche Münzen sind eine große Hilfe, wohl wahr.«
    »Ist sie denn was wert?«, wollte Finn wissen. »Ich hab sie dort draußen einem Toten abgenommen, aber ich habe noch nie geprägtes Gold gesehen.«
    »Sie hat das volle Gewicht«, erklärte ich ihm, »und damit ist sie zwölf silberne Miliarensen wert, und das ist ungefähr so viel wie ein arabischer Dirham. In der Großen Stadt werden Goldmünzen geprägt, und sonst machen das nur noch die Araber in Serkland. Man erkennt den Unterschied, denn auf den Münzen von Serkland sind keine kleinen Menschen, nur so merkwürdige Schriftzeichen.
    »Richtig«, flüsterte Finn, und die anderen reckten die Hälse. Er hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte sie hin und her.
    »Sind in Attilas Schatz auch solche Münzen?«, fragte Krummnacken, aber mir entging der Spott in seiner Stimme nicht, und die Frage war wohl auch mehr an Einar gerichtet, der etwas abseits im Dunkeln saß.
    »Nein«, sagte ich verächtlich. »Du hast Glück, Finn, denn diese Münze wurde erst vor etwa zehn Jahren geprägt.
Die Münzen des neuen Kaisers Nikephorus sehen genauso aus, aber sie enthalten weniger Gold und die Händler nehmen sie nicht gern. Solche wirst du in einem Schatz aus der Zeit der Wälsungen aber nicht finden. Wahrscheinlich gibt es da gar kein Gold, sondern nur Silber. Und silberne Miliarensen haben immer das volle Gewicht und sind rein. Aber sie sind in letzter Zeit rar geworden. Der Schatz von Attila wird reines Silber sein, denn das ist ja der Wälsungenschatz, den Sigurd dem Drachen Fafner abnahm. Allerdings«, fuhr ich fort, stolz auf mein Wissen, »ist der Begriff ›rein‹ hier vielleicht nicht angebracht, denn er ist ja verflucht …«
    Ich verstummte, denn plötzlich wurde ich mir bewusst, auf welch gefährliches Gelände ich mich begeben hatte. Alle schwiegen, nur das Knistern und Zischen der Feuer und das leise Brodeln in den Kochtöpfen war zu hören.
    »Bei Odins Arsch, Orm«, sagte Finn schließlich voller Bewunderung, »du kennst dich wirklich aus, für so was kann man dich gebrauchen.«
    Auf der anderen Seite des Feuers sah ich Einars Augen, die mich beobachteten, während Finn sein kostbares Beutestück herumzeigte. Er starrte mich unverwandt an, bis die

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