Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
keinen.«
    »Was war mit Gudleif? Oder mit Bjarni? Oder mit Gunnar Raudi?«, wollte ich wissen. Ich war erstaunt, dass niemand bereit gewesen war, ihm zu helfen. Mein Vater lachte leise.
    »Gudleif und Bjarni hätten nie gegen Stammkel Partei ergriffen. Nicht gegen das Großmaul Stammkel, der nur herumschrie und brüllte. Nicht mal nach ihrem Raubzug in Dyfflin, wo sie mit ihm zusammen waren. Sechshundert Männer fuhren los und vierhundert davon kamen nie zurück. Die Geschichte hatte Stammkel fast ruiniert, und das war der Hauptgrund, warum er den Hof zurückhaben wollte.«
    Er schwieg und zuckte mit den Schultern, dann rieb er sich den Stoppelbart. »Ich glaube, Gudleif und Bjarni wollten ihm nicht im Weg stehen, vielleicht dachten sie auch, sie hätten auf dieser Unternehmung irgendwie versagt.«
    »Es war doch nur Gunnar Raudi zu verdanken, dass sie überhaupt zurückkamen«, sagte ich, denn ich erinnerte mich daran, was Halldis mir erzählt hatte. »Hat er dir nicht geholfen?«
    Mein Vater zuckte zusammen, als habe ihn jemand in die Rippen gestoßen. »Ach«, sagte er leise, und es klang wie ein Windhauch, »Gunnar Raudi. Der war so lange
fort, dass alle dachten, er und die anderen seien längst tot …«
    Wieder schwieg er. Dann sagte er: »Wusstest du, dass Gudrid Stammkelsdottirs Haar die Farbe von reifem Weizen hatte, und dass sie es rundum in ihren Gürtel stecken konnte?« Bei der Erinnerung musste er den Kopf schütteln. »Sie war wie Gold. Golden und leuchtend und schlank wie ein Weizenhalm – und alle wollten sie haben. Aber schließlich bekam ich sie. Sie kam zu mir, als ihr Vater aus Dyfflin zurückgehumpelt kam und seine Eier zu Haselnüssen geschrumpft waren, weil man ihn für den Tod dieser vielen Männer verantwortlich machte.«
    Er verlagerte sein Gewicht ein wenig und seufzte tief. »Sie hatte eine so schlanke Hüfte – und ein zu schmales Becken, wie sich herausstellte. Aber sie wollte mich, und Stammkel musste den Hof übergeben, aber das konnte er sich eigentlich nicht leisten, solange er nach wie vor darauf bestand, sein Haus nicht zu unterteilen.«
    Wieder trat eine Pause ein.
    »Aber was war mit Gunnar Raudi?«, fragte ich, und mein Vater starrte stumm ins Feuer.
    »Gunnar nahm beim Thing meine Partei und der Fall wurde für mich entschieden«, sagte er so schnell, dass ich mich wunderte, denn ich hatte eine ganz andere Geschichte erwartet. Das war eigentlich dumm, denn mein Vater hatte mir ja erzählt, dass er den Hof verkauft hatte, als er mich Gudleif in Pflege gab.
    Aber das kann doch noch nicht alles sein, dachte ich, und das sagte ich auch.
    »Nein«, gab mein Vater zu, »das ist noch nicht alles. Stammkel hatte Gunnar Raudi schon vorher gehasst, und jetzt riss er sich erst recht am Bart und ließ alle wissen,
dass er den Hof schon wieder zurückbekommen würde, ganz gleich wie. Er heuerte zwei üble Burschen an, Ospak und Styrmir, die behaupteten, Berserker zu sein. Die schickte er, zusammen mit zwei Thrall, um mich fertigzumachen. «
    Er schob ein Stück Holz mit dem Fuß ins Feuer zurück und sah zu, wie die Funken stoben.
    »Warum hat Stammkel Gunnar Raudi denn so gehasst? «, fragte ich, und mein Vater sah mich von der Seite an.
    »Das tut nichts zur Sache«, erwiderte er. »Auf jeden Fall kamen diese Männer eines Abends zu mir, wie sie es angekündigt hatten, alle vier schwer bewaffnet, und ich stand ihnen ganz allein gegenüber.«
    Ich sah ihn erwartungsvoll an. Als nichts kam, wurde ich ungeduldig. »Und dann?«
    »Sie brachten mich natürlich um«, sagte er und grinste über mein verblüfftes Gesicht, aber dann merkte ich, dass ich dem ältesten und schlechtesten Witz der Märchenerzähler aufgesessen war. Ich grinste zurück und mir wurde warm ums Herz.
    »Nun«, fuhr er fort, »genau das wäre passiert, wenn Gunnar Raudi nicht zufällig dazugekommen wäre. Er erkannte die Lage sofort. ›Hallo, Jungs‹, sagt er zu den vieren. ›Hier gibt es nichts mehr für euch zu tun, denn Rurik hat sich entschlossen, den Hof aufzugeben.‹ Das war natürlich Unsinn und muss denen auch komisch vorgekommen sein, denn ich stand da, den Sax in der einen und die Holzaxt in der anderen Hand, also nicht gerade wie jemand, der im Begriff ist aufzugeben.«
    Er schüttelte den Kopf und lachte. »Er war schon ein kluger Kopf, der Gunnar. ›Hört zu, Jungs‹, sagte er. ›Jetzt
begießen wir das, und dann trennen wir uns in aller Freundschaft. Ihr könnt Stammkel sagen, er soll übermorgen

Weitere Kostenlose Bücher