Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert

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Wasser, Junge.«
    »Lass das Zeichen stehen«, sagte ich, »es ist für meinen Vater.«

    »O nein«, stöhnte Krummnacken betroffen. »Der alte Rurik? Tot?«
    »Ein Verlust, den wir sehr spüren werden«, sagte Einar ernst, »wenn wir wieder den Wind im Rücken und Wasser unterm Kiel haben. Wie sollen wir jetzt unseren Kurs finden?«
    »Auf der Straße der Wale ist jeder Kurs recht«, gab ich gepresst zurück.
    Einar nickte und versuchte, mir beruhigend auf die Schulter zu klopfen, als sei ich nur erschöpft, aber ich sah ihn mit meinem dreckigen Gesicht wütend an. Da trat Illugi zwischen uns und verhinderte, dass sich die Situation weiter aufheizte.
    »Hast du sonst noch jemanden fallen sehen?«, fragte er.
    Ich sah von Einar weg in Illugis zerfurchtes Gesicht. »Skarti«, sagte ich. »Es war ein Pfeil.«
    »Durch den Hals«, bestätigte Valknut, der mit gekreuzten Beinen dasaß und versuchte, seinen verklebten Bart und sein Haar durchzukämmen.
    »Ich sah Eindridi«, murmelte Ketil Krähe. »Wenigstens glaube ich, dass er es war, denn ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Sein Kopf brannte.«
    »Ein Feuerpfeil erwischte ihn am Hals«, sagte Krummnacken. »Ich sah, wie es passierte, aber er rannte weg, ehe ihm jemand zu Hilfe kommen konnte.«
    »Wir müssen unsere Toten einsammeln«, sagte ich und die anderen brummten zustimmend. Einar nickte, sah in die Runde und dann in die Staubwolken. Von Verwundeten sprach niemand, denn inzwischen würde es keine Verwundeten mehr geben. Wer den Weg vom Schlachtfeld bis jetzt nicht zurückgeschafft hatte, dem hatten Plünderer längst die Kehle durchgeschnitten.

    »Wartet, bis die Lage sich beruhigt hat, sonst irrt ihr da draußen herum und erreicht gar nichts«, sagte Einar. »Bald gibt es Wasser und etwas zu essen. Ruht euch aus und kommt erst mal wieder zu Kräften, dann könnt ihr die Toten ehren.«
    Das war vernünftig und keiner widersprach. Für den Rest dieses heißen, staubigen Tages ruhten wir uns aus, während in nicht allzu großer Entfernung die großen Maschinen weiterhin donnerten und die Kranken und Verwundeten stöhnten und schrien.
    Das Essen wurde gebracht. Es war von den Frauen zubereitet worden und einige von ihnen weinten und trauerten aufrichtig um die Gefallenen. Zum ersten Mal hatten wir reichlich zu essen, denn die Zuteilung war für mehr als hundert Leute gedacht, während nach Illugis letzter Zählung nur noch dreiundvierzig von uns übrig waren.
    Der Staub legte sich nie ganz, aber doch wurde es klar genug, um zu sehen, wie die Sonne hinter einem violett und blutrot gefärbten Horizont langsam versank. Mit nacktem Oberköper gingen wir in der Abendhitze mit dem Wagen los, auf dem uns das Essen gebracht worden war.
    Darauf luden wir die Toten, die wir identifizieren konnten, und brachten sie zu einem Platz am Fluss, wo die Frauen sie unter Wehklagen wuschen, so gut es ging, denn auch der Don war rötlich vom Blut, außerdem kamen jetzt in der Dämmerung auch wieder riesige Wolken von Mücken.
    Ich fand Rurik, den die Horden plündernder Jungen noch nicht angerührt hatten. Denn jetzt sammelten sie keine Pfeile mehr, sondern beschränkten sich darauf, die
Toten auszurauben. Skarti jedoch hatten sie bereits bis aufs Hemd ausgezogen.
    Wir hoben ihn aus der getrockneten Blutlache, die von Fliegen wimmelte, und der Pfeil in seinem Hals löste sich mit einem leisen Geräusch aus der Wunde. Der Pfeil in seinem Oberschenkel saß so fest, dass ich ihn abbrechen musste, was mit einer verletzten Hand gar nicht leicht war.
    Und die ganze Zeit fühlte ich die Augen des toten Mannes auf mir ruhen, der auf dem Wagen lag und den ich für meinen Vater gehalten hatte. Und in mir stieg Wut auf. Wut darüber, dass er dieses Geheimnis so lange für sich behalten hatte, und dass es mir nicht vergönnt gewesen war, einen richtigen Vater zu haben.
    Skartis pockennarbiges Gesicht fiel zur Seite, als ich ihm die Augen schloss und dabei wieder seine Stimme hörte: »Aber du wirst niemals eine Katze auf einem Schlachtfeld sehen«, und auch ihn legten wir auf den Wagen.
    Wir nahmen auch Eindridi mit – zumindest waren wir uns ziemlich sicher, dass er es war, denn wir erkannten seinen Schild und seine Waffen, doch selbst seine eigene Mutter würde die verbrannte Wüste, die sein Gesicht gewesen war, nicht erkannt haben.
    Wir fanden auch Hrut, der mehr Rätsel gewusst hatte als Großnase, und Kol Otryggsson, der mit seiner Ahle so schöne Muster auf Leder zaubern konnte, und