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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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sich bereits entschlossen hatten, mitzugehen, im Begriff waren, wieder abzuspringen. Dazu gehörte auch ich selbst.

    Für einen Augenblick dachte ich, Aslaf würde alles zunichte machen, denn seine Brauen zogen sich gefährlich zusammen und ich merkte, wie zornig er war. Wenn es zum Kampf kam, würde er sterben, das war sicher.
    Doch dann schien er sich zu beruhigen. Er tat ein paar Schritte rückwärts, bis er außer Reichweite war und kein Messer im Rücken mehr zu fürchten hatte, dann drehte er sich um und ging in die Dunkelheit davon, zurück zu den Lagerfeuern. Die drei anderen sahen sich kurz an, dann folgten sie ihm.
    Einar merkte, wie beklommen wir uns fühlten. »Wenn Jaropolk sie nicht umbringt«, sagte er, »dann tut Swjatoslaw es. Das heißt, falls Starkad sie nicht zuerst erwischt.«
    Die Männer grinsten und brummten in grimmiger Schadenfreude, denn das war schließlich nicht mehr, als diese Eidbrüchigen verdienten. Aber es war das wölfische Grinsen der Verzweifelten.
    Jetzt war nicht mehr viel übrig von dem, was uns aneinanderband. Der Schwur zählte nicht mehr, er war wie ein schlecht gebautes Haus, in dem die Dachbalken nachgeben. Einigen genügte immer noch der Schatz als Lockmittel, doch für die meisten war es die notgedrungene Einsicht, dass sie im schrumpfenden Trupp der Eingeschworenen im Moment noch immer am sichersten waren.
    Und ich? Ich ging nur aus einem Grund mit. Denn ein ermordeter Vater muss von seinem Sohn gerächt werden.
    Wir zogen in der Dunkelheit los, bis die Feuer hinter uns verschwunden waren. Dann wandten wir uns nach Osten, Steinthor ging voraus und Großnase an unserer Schildseite.
    Jetzt, wo die Männer wussten, was wir vorhatten,
schimpften einige, weil sie irgendwelche Habseligkeiten dagelassen hatten. Sie hatten ja fest damit gerechnet, zurückzukommen. Der kurze Eldgrim und Kvasir der Sabberer schimpften laut und wütend, denn sie hatten sich zusammen eine Sklavin gekauft und fast all ihr Geld dafür ausgegeben, nur um sie jetzt zurücklassen zu müssen.
    Die meisten aber reisten, wie die Varjazi immer gereist waren. Sie trugen alles, was sie besaßen, bei sich, wobei Wertvolles entweder im Stiefel oder unter der Achsel aufbewahrt wurde. Es war töricht, etwas zu besitzen, was man nicht in Sekundenschnelle einstecken und mitnehmen konnte.
    Jetzt, da der Morgen graute, trotteten wir also über kurzes Gras, das zwischen den Steinen wuchs, der Wind pfiff scharf über das endlose wellige Land, das von steilen Schluchten und Flussbetten durchzogen war, die zum Teil ausgetrocknet waren, andere waren nur Rinnsale, die fast zugewuchert waren.
    Das Grasmeer trug seinen Namen zu Recht, es war eine riesige wogende Fläche, gesichtslos wie der Ozean. Als die Stadt hinter uns zu einem dunklen Punkt am Horizont geschrumpft war, wechselte Einar die Richtung, sodass wir den Wind im Rücken hatten, und hielt auf den Fluss zu. Ab und zu sprach er leise mit Hild, aber sie sagte kein Wort und niemand wollte in ihrer Nähe gehen, selbst ich nicht, denn dieses Anderssein, das von ihr ausging wie ein Körpergeruch, verursachte einem eine Gänsehaut.
    Wir näherten uns gerade wieder einer der steilen Schluchten, die von den Nowgoroder Slawen Balkas genannt wurden, als wir die erste Staubwolke bemerkten, die der Wind in der Ferne aufwirbelte. Diese Schluchten
waren äußerst ärgerlich, denn wenn sie uns auch Schutz boten, so waren sie derart mit Büschen und verkrüppelten Bäumen zugewachsen, dass wir die Wagen nur mühsam vorwärtsbrachten und oft sogar tragen mussten. Selbst unsere zähen kleinen Ponys wurden langsam müde.
    Einar entschied, dass wir hier unten eine Weile rasten sollten, bis Großnase und Steinthor, die als Späher vorausgegangen waren, zurück wären. Hier waren wir vor dem Wind geschützt und hatten Wasser und Feuerholz, also zündeten wir zwei Feuer an und ein paar von uns, die eine Ahnung vom Kochen hatten, brachten mit Fleisch und Gerstenschrot eine sättigende Suppe zustande, dazu gab es frisch gebackenes Fladenbrot.
    Großnase tauchte auf. Wie ein müder Hund brach er durch das Unterholz und legte Bogen und Köcher hin, dann tat er einen langen Zug aus dem Trinkhorn, das ihm jemand reichte. Er verzog angewidert das Gesicht und spuckte aus. »Scheiße, das ist ja Wasser!«
    Die Männer lachten. Großnase war wirklich herzerfrischend. Er war der Einzige, der es wagte, den Göttern eine Nase zu drehen und der nie daran zweifelte, dass das, was er tat, genau das

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