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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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weit fort von der rauchenden Stadt und auch von unseren Lagerfeuern so weit entfernt, dass einige sich Sorgen um den Rückweg machten. Ich wusste natürlich, dass wir nicht zurückgehen würden.
    Im Halbdunkel hoben die Thrall eine große Grube in der Form eines Schiffes aus und legten die Toten hinein, denn nach den vielen Toten, die wir schon verbrannt hatten, war nicht mehr genug Holz für einen Scheiterhaufen da.
    Es war eine düstere und stumme Zeremonie, der Wind heulte und die Thrall arbeiteten schwer atmend mit den Schaufeln. Hild hockte in der Nähe und sah in ihrem dunklen Kleid wie eine große Krähe aus. Die Knie bis zu den Ohren hochgezogen, die Hände vor sich gefaltet, saß sie da wie ein Götzenbild und überwachte das Geschehen.
    Ich faltete Ruriks Hände auf der Brust über dem Griff seines Schwerts und bat den Allvater im Stillen, ihn zu begleiten. Die Thrall, die inzwischen nervös wurden, füllten so schnell sie konnten die Grube wieder mit Erde, denn es wurde dunkel und sie bekamen es mit der Angst zu tun.
    Ihre Angst war berechtigt. Denn nachdem sie die kopfgroßen weißen Steine abgeladen hatten, die wir den griechischen Handwerkern abgebettelt hatten, um damit den Umriss des Grabes zu markieren, ließ Ketil Krähe sie festnehmen.
    Illugi Godi stimmte die Totenklage an und dann wurde einem nach dem anderen die Kehle durchgeschnitten. Sie wurden in einem Kreis hingelegt, mit dem Kopf zum
Grab. Als der metallische Blutgeruch über die Steppe zog, rührte Hild sich.
    »Sind wir hier endlich fertig?«, krächzte sie mit rauer Stimme, und alle drehten sich unwillig zu ihr um, aber der kalte Blick, mit dem sie einen anstarrte, ließ die Männer verstummen.
    Diese hastige Beerdigung hier im Dunkeln war ein armseliger Ersatz für die würdige Feuerbestattung, die angemessen gewesen wäre. Ich schloss meinen Frieden mit Rurik, denn es war unwahrscheinlich, dass ich hierher zurückkommen würde – oder dass die Raubtiere viel von ihnen übrig lassen würden. Aber wenigstens waren sie jetzt alle sicher über die Regenbogenbrücke gelangt.
    Erst danach hatte Einar den Männern seine Pläne eröffnet: Er wollte nach Nordosten gehen, um die Festung herum, dann dahinter zum Fluss zurück und von dort weiter, bis sie schließlich den größten Silberschatz erreichen würden, den sie jemals gesehen hatten.
    Dreißig von ihnen waren sofort dabei. Nach und nach erklärten sich noch weitere acht Männer bereit, allerdings nur widerwillig, weil, wie sie leise bemerkten, eigentlich alles gegen diese Unternehmung sprach.
    »Glaubt ihr denn, dass einem eine solche Beute in den Schoß fällt?«, fragte Einar sie, aber eigentlich meinte er uns alle.
    »Nein«, erwiderte einer von denen, die sich weiterhin weigerten – alles getaufte Christus-Anhänger, wie ich feststellte. »Aber ich hatte auch nicht erwartet, dass ich dafür mit meiner Seele bezahlen müsste.«
    »Deine Seele?«, fauchte Ketil. »Was ist denn das? Etwa das Leben im Christen-Walhall? Das scheint mir ein ziemlich erbärmlicher Ort zu sein, voller Schwächlinge
und Götter, die für einen starken Arm nichts als Verachtung haben.«
    Der Mann, ein Däne aus Hedeby namens Aslaf, ließ sich von Ketil nicht einschüchtern und zuckte lediglich mit den Schultern. Er hatte dem nichts entgegenzusetzen, denn sein Christentum hing noch wie eine neue Tunika an ihm, fremd und steif, und hier und da kniff sie noch etwas.
    Dennoch wollten er und seine drei Rudergefährten nicht nachgeben, sie blieben fest. Zwar scharrten sie verlegen mit den Füßen, doch ihr Blick blieb wachsam und sie hatten die Hand am Schwert.
    »Ihr habt einen Schwur getan«, erinnerte Illugi sie und bei diesem Argument sah Aslaf ihn unbehaglich an. Doch er war mutig, dieser Däne, und er ging noch einen Schritt weiter.
    »Den haben wir nicht vor dem Gott abgelegt, dem wir folgen«, sagte er trotzig. Dann fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und sah Einar fest an. »Und im Übrigen bin ich nicht der Erste, der diesen Schwur bricht. Auf keinen Fall werde ich einer Verrückten in das Grasmeer folgen, um einem Ammenmärchen nachzujagen.«
    Das Echo dieser Worte hing in der Luft, niemand sprach.
    »Ihr verdammten Nichtsnutze«, brummte Ketil schließlich mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ich hasse diese verdammten Christenmänner, es lohnt sich nicht mal, sie umzubringen.«
    Hild lachte. Es klang hoch und schrill wie eine gesprungene Glocke, und ich merkte, dass die Hälfte derer, die

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