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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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gekennzeichnet war?
    Ich sah, wie sie in aufrechter Haltung vor den beiden Steinen und der Spalte saß, die wie eine dunkle Einladung in den Körper einer Frau aussah. Die ganze Nacht saß sie dort, und am Morgen sah es aus, als habe sie sich die ganze Nacht nicht bewegt.
    Sie rührte sich nicht, bis die Reiter uns überfielen.
    Vernünftigerweise hatte Einar uns geteilt. Die Hälfte von uns stand in vollständiger Rüstung Wache, während die anderen mit nacktem Oberkörper arbeiteten und einen Tunnel ausschachteten. Einer der Wagen war zerlegt worden, um mit dem Holz die Wände abzustützen, denn wir hatten keine Ahnung, wie weit wir graben mussten.
    Das Hufgetrappel ließ alle aufschrecken. Die Erdarbeiter gingen unter den Wagen in Deckung und die Wachen brachten ihre Waffen in Anschlag. Von uns zwanzig konnte etwa die Hälfte mit dem Bogen umgehen und legten Pfeile an. Aber wir trugen unsere Rüstung und hatten dicke, gepolsterte Arme, mit denen das Zielen und Schießen zum Albtraum wurde.
    In einer riesigen Staubwolke kamen die Reiter in die Balka geprescht. In vollem Galopp kamen sie die Böschung herunter, für die wir eine Ewigkeit gebraucht hatten, und schon aus dieser Entfernung schossen sie auf uns.
    Ich hörte die Pfeile um mich auf den Boden schlagen, einer pfiff über meinen Kopf hinweg. Ein weiterer traf dröhnend auf meinen Schildbuckel und fiel zu Boden.
    Sie waren echte Steppenkrieger, in Schaffellen und
Wollmützen und auf ihren kleinen Pferden so geschmeidig wie Katzen. Sie ritten sie weniger, als dass sie auf ihnen herumturnten und dabei ihre kurzen Pfeile abschossen, bis sie nahe genug heran waren, um ihre leichten Schwerter zu ziehen. Mit denen gingen sie wie mit scharfen Zungen von der anderen Seite ihrer Pferde blitzschnell auf uns los und waren schon wieder weg, ehe wir mit unseren Schwertern überhaupt reagieren konnten.
    Sie schwärmten aus, verschwanden, dann sammelten sie sich unter lautem Geschrei wieder, um erneut in einer Staubwolke zu erscheinen und anzugreifen, bis uns schwindelig wurde und unsere schweren Äxte und Schwerter hilflos ins Nichts hieben.
    Eine Gestalt trat aus unseren Reihen und schritt vorwärts.
    »Halt!«, schrie Einar. »Geh nicht so weit vor, dass sie dich erreichen können!«
    Aber es war Großnase, und ihm war jetzt alles gleichgültig. Er legte an, zielte, schoss und ein Mann fiel vom Pferd. Er ging weiter, legte erneut an, zielte, schoss, und wieder schrie ein Reiter auf.
    Dann hatten sie ihn erspäht und die Pfeile hagelten nur so. Er bekam zwei in die Brust, was ihn taumeln ließ. Aber er ging weiter, legte an, zielte …
    Er trug kein Kettenhemd und keine gepolsterte Kotte, denn er war ein Bogenschütze und stolz darauf. Er traf immer und wollte nichts auf dem Leib tragen, was seine Pfeile oder seine Bogensehne behindern könnte.
    Doch Großnase war bereits tot, obwohl seine Beine und sein Herz es noch nicht wussten und er noch immer laut etwas rief, selbst als er fiel.
    Wir hörten nicht auf Einar – schließlich war es Großnase
– und liefen zu ihm hin, wild entschlossen in die Staubwolke hinein. Aber inzwischen hatten auch die Reiter sich unter Hufgedonner verzogen und wir konnten nichts mehr tun, als den Leichnam, der mit Pfeilen gespickt war, zurückzuzerren.
    »Wie ein Igel«, sagte Flosi traurig. Doch draußen auf der Böschung der Balka lagen sechs weitere Tote, jeder von ihnen von einem einzigen Pfeil getroffen.
    »Was hat er denn da geschrien?«, fragte Valknut, der mit den anderen gegraben hatte.
    »Er hat nicht geschrien«, sagte Einar leise. »Er hat noch Verse gemacht, über seinen eigenen Tod. Ein gutes Lied, aber nur er kennt es.«
    »Bei Odins Eiern«, brummte Valknut und schüttelte den Kopf. »Das war ein hoher Preis, um sie zu verjagen.«
    »Ob es eine Probe war?«, überlegte Ketil Krähe und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. »Ich meine, um zu sehen, wie gut wir sind?«
    »Dann wissen sie es jetzt«, sagte Krummnacken und zuckte mit dem Kopf. »Sechs für einen.«
    »Hoffen wir, dass sie den Preis auch zu hoch finden«, sagte ich.
    Natürlich war das nicht der Fall. Aber sie warteten bis zum nächsten Tag, ehe sie beschlossen, uns endgültig zu erledigen.
    Wir arbeiteten fieberhaft bis in die Nacht und wechselten uns ab mit dem Graben und dem Wachestehen, sodass niemand eine anständige Nachtruhe hatte. Valknut und Illugi Godi gruben wieder einmal ein Schiffsgrab. Hild saß auf einem Wagen und sah uns zu, wie immer die Knie

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