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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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bis zum Kinn hochgezogen.
    Valknut war der Erste, der auf etwas stieß. Er fand es mit
dem letzten Schwung seiner Hacke, mit der er Erde aus dem Loch wuchtete, das wir zwischen den beiden Steinen gegraben hatten.
    Er hielt seinen Fund hoch und kratzte die Erde ab, und in dem roten Feuerschein glänzte etwas. Er spuckte darauf und rieb es ab, es sah aus wie Silber. Wir hielten die Luft an.
    Einar nahm es ihm aus der Hand und drehte es nach allen Seiten. »Eine Schale«, vermutete er. »Vielleicht auch ein Teller, flachgedrückt und verbogen. Aber ausgezeichnete Handwerkskunst.«
    »Es ist tatsächlich Silber«, flüsterte Valknut und wäre sofort wieder hineingegangen, doch der Gang musste erst noch gestützt werden und dazu war es jetzt zu dunkel.
    Der Tunnel, den wir gegraben hatten, war sechs Fuß lang und drei Fuß hoch und es regnete darin lose Erde, denn wir mussten mit Holz sparen, wir brauchten schließlich die Wagen für den Abtransport unserer Beute.
    Der Fund beschäftigte die Männer die ganze Nacht, immer wieder drehten sie ihn in den Händen, polierten ihn und bestaunten ihn, besonders als sie den fein gravierten Rand entdeckten, mit Blättern und Früchten, kleinen fliegenden Vögeln und sogar Bienen, alles aufs Genaueste dargestellt.
    Auch Sighvat sah sich die Schale eingehend an, dann sagte er: »Das sind die Träume der Vögel.«
    »Du und deine Vögel«, brummte Valknut. »Wovon träumen die denn?«
    »Meistens vom Singen«, gab Sighvat ernsthaft zurück, dann drohte er Valknut mit dem Finger. »Wenn wir die Weisheit der Vögel und überhaupt aller Tiere verachten, schaden wir uns selbst.«

    »Was für eine Weisheit?«, fragte Krummnacken, der mit dem Schleifstein in einem gleichmäßigen Rhythmus über die schartige Klinge seines Schwerts fuhr.
    »Nun ja«, sagte Sighvat nachdenklich. »Die Bienen, zum Beispiel, wissen im Voraus, wenn ein Feuer kommt und schwärmen dann. Hornissen und Wespen wissen genau, welchen Baum Thors Hammer treffen wird. Und ein Frosch ist ein besserer Frosch als jeder Mensch.«
    Darüber mussten wir lachen, aber Sighvat fuhr schulterzuckend fort: »Oder könntet ihr den ganzen Winter nackt in einem Teich sitzen und überleben?«
    »Und was noch?«, fragte Krummnacken, denn jetzt, wo wir Großnase und seine Geschichten nicht mehr hatten, war dies ein guter Ersatz.
    »Meine Mutter konnte mit Vögeln und verschiedenen anderen Tieren sprechen«, sagte Sighvat, »aber sie konnte es mir nie beibringen. Sie sagte, Igel und Bienen würden nie jemanden verraten, aber Spechte und Stare könne man überreden, alles zu erzählen. Und Falken hassen den Herbst.
    »Warum?«, fragte Einar, der plötzlich Interesse zeigte. »Ich habe mit einem Falken gejagt, aber im Herbst hat er nie gut gearbeitet und ich habe mich immer gefragt, warum.«
    »Du hättest halt jemanden wie mein altes Mütterchen kennen müssen«, erwiderte Sighvat. »Dabei ist es eigentlich ganz einfach. Der Falke ist ein Vogel, der in der Luft schwebt und nach der winzigsten Bewegung auf der Erde Ausschau hält, denn das könnte sein Mittagessen sein. Und plötzlich fliegen da Tausende von Blättern herum.«
    Einar strich sich gedankenvoll über den Schnauzbart und nickte.

    Valknut machte eine wegwerfende Handbewegung: »Das ist doch bloß gesunder Menschenverstand.«
    »Und doch hast du es nicht gewusst«, entgegnete Sighvat ihm und Valknut ärgerte sich, denn dem konnte er nichts entgegensetzen.
    »Und man wird auch nie eine Katze auf einem Schlachtfeld sehen«, sagte ich schon halb im Traum.
    Eine erstaunte Stille trat ein, dann grinste Sighvat. »Genau – du scheinst auch etwas davon zu verstehen, junger Orm.«
    »Und ich weiß, dass das hier« – Valknut hielt seine zerbeulte Silberschale hoch – »ein Beweis dafür ist, dass dort in dem Berg ein großer Schatz liegt.«
    »So ist es«, sagte Einar mit einem angedeuteten Lächeln, »und jetzt sage ich dir auch etwas, worüber du nachdenken kannst: Schätze sind wie Pferdeäpfel.«
    Wir sahen uns an. Einige zuckten mit den Schultern. Niemand verstand, was das heißen sollte.
    Einar grinste. »Sie stinken, wenn sie beim Nachbarn auf einem Haufen liegen, aber wenn man sie verteilt, machen sie alles fruchtbar.«
    Wir lachten, und in dem Moment fühlten wir beinahe wieder die alte Kameradschaft, wie wir da so ums Feuer saßen und auf das Morgenlicht warteten, damit wir weitergraben konnten.
    Aber als der Morgen graute, hatten wir kaum Zeit, um der Glut wieder Leben

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