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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Haarlaugs Kopf, der schlaff zur Seite fiel, hatte sich eine große Blutlache gebildet.
    Einar stand auf. »Zieht ihn schnell aus, dann gehen wir. Ottar, Vig, zieht dem Anführer dort das Kettenhemd aus und nehmt ihm ab, was er sonst noch Wertvolles hat – er
trägt einen Halsring, der wie Silber aussieht. Finn Rosskopf, hol eins der Pferde und setzt Harald darauf. Und macht schnell.«
    Innerhalb von Sekunden, so schien es mir, und noch ehe ich zurück auf den Berg getrottet war, war Haarlaug nichts weiter als ein trauriger, bleicher Umriss auf dem rotbraunen Hügel. Er lag ordentlich auf dem Rücken, die Hände um den Griff des Messers, das auf seiner Brust lag. Das Messer mit dem Griff aus Hirschhorn war das Einzige, was man ihm gelassen hatte. Die anderen schleppten sich müde den Hügel hinauf und trugen sein Hemd, die Hose und die Stiefel – selbst die Wollsocken hatten sie ihm ausgezogen. Ottar und Vig kamen keuchend oben an, einer schleppte ein Kettenhemd, der andere ein Schwert und einen zweiten Schild. Ottar blickte zurück, zog den Rotz hoch und spuckte aus. »Einen von uns so zurückzulassen – das ist keine Art«, sagte er. »Wir hätten ihn anständig begraben sollen.«
    Ich sah hinüber zu den anderen Toten, die so zusammengesunken dalagen, und hätte nicht einmal mehr sagen können, welchen von ihnen ich getötet hatte.
    »Vorwärts«, knurrte Einar und klopfte mir im Vorbeigehen auf die Schulter. »Gut gekämpft, Junge. Weiter so.«
    Und das war’s. Zwanzig Minuten später hatten wir das Waldstück hinter uns gelassen und rannten und stolperten keuchend über den nassen, dunklen Kiesstrand, dorthin, wo abfahrbereit die Fjord Elk lag.
    Ich weiß noch, dass ich mehr Angst hatte, sicher an Bord zu kommen, als vorher im Kampf, denn das Schiff lag weit draußen und wir mussten bis an die Brust ins Wasser waten. Wenn sie nicht eine Planke heruntergelassen hätten, wäre keiner von uns an Bord gekommen.

    Und so landete ich, zwischen Regen und Seewasser, wieder auf Deck, unglücklich, nass, wund, zitternd und erschöpfter, als ich jemals im Leben gewesen war. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass einer von uns auch nur einen Finger würde rühren können, aber die Männer, die eben noch gekämpft hatten, ließen ihre Waffen fallen, warfen die Kettenhemden ab, ergriffen die Riemen und brachten die Elk hinaus in den Wind, wo wir Segel setzten und auf und davon fuhren.
    Und immerzu sah ich die Augen des Jungen vor mir, die vom Regen gefüllt waren wie von Tränen, ich spürte Einars Hand auf meiner Schulter und hörte wieder, wie er sagte: »Gut gekämpft, Junge. Weiter so.«

KAPİTEL 3
    Wir verbrachten den Winter in Skirringsaal, an der Südspitze von Norwegen, denn es war zu spät, um noch nach Birka zu segeln, das weiter östlich lag und schon vom Eis eingeschlossen war. Skirringsaal war günstig gelegen und bot alles, was die Eingeschworenen brauchten: Essen, Trinken und Frauen, auch wenn der Markt, ein Bjorkey, nur im Sommer stattfand und es im Winter in der Stadt ruhiger wurde.
    Einar war unzufrieden. Viel lieber hätte er sich irgendwo bei irgendeinem Jarl eingenistet, der sich geschmeichelt gefühlt hätte, wenn sechzig Krieger in seinen Fjord gesegelt wären, denen er im Winter Gastfreundschaft hätte gewähren können.
    Stattdessen musste er Hacksilber rausrücken und sich damit abfinden, dass seine Männer über die ganze Stadt verteilt wohnten und die Einheimischen, die gern Besucher von außerhalb beherbergten, für Unterkunft und Kost bezahlen mussten.
    Dank der Vorausplanung der ansässigen Händler hatte Einar selbst Unterkunft in einem kleinen Bootshaus gefunden, in dem er sogar einen improvisierten Thron mit seinen Stevenköpfen zu beiden Seiten hatte, wo er sich wie ein Jarl benehmen konnte, denn es wohnten immer noch eine ganze Reihe seiner Eingeschworenen bei ihm. Die anderen kamen jeden Tag vorbei, um sich das Freibier
schmecken zu lassen und an Speisen das, was zufällig gerade im Topf war.
    Fast jeder kaufte sich sofort eine Sklavin – zur Erleichterung der Händler, die schon befürchtet hatten, die Mädchen den ganzen Winter durchfüttern zu müssen –, und so war das Haus ziemlich voll. Es gab nichts weiter zu tun, als die Ausrüstung auszubessern und endlos zu würfeln oder Hnefatafl zu spielen und hinterher darüber zu streiten, wer gewonnen hatte.
    Aus Spielen, Trinken, Bumsen bestand nun mal der Winter, so sahen es die Eingeschworenen.
    Weil mein Vater als Steuermann

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