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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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zurück, ließ das Schwert fallen und presste eine Hand auf die Wunde, als wollte er das auseinanderklaffende Fleisch zusammenhalten. Ich stand da und konnte kaum glauben, dass ich das getan hatte, mein Mund stand offen wie bei einem toten Fisch.
    »Erledige ihn«, knurrte Valknut. Ich sah erst ihn an, dann den verwundeten Mann. Nein, kein Mann. Ein Junge. Er fiel und lag auf dem Rücken und keuchte. Er stöhnte nicht einmal mehr. Dickes Blut quoll aus seiner Wunde, und als ich erneut hinsah, sammelte sich schon Regenwasser in seinen Augen, die jetzt nichts mehr sahen. Er war nicht älter als ich …
    Ich fühlte einen Schlag auf dem Rücken und wirbelte herum, das Schwert erhoben.
    Steinthor hielt beschwichtigend die Hand hoch und lachte. »Langsam, Bärentöter. Das hast du gut gemacht, recht so – aber bewundere dein Werk nicht zu lange, oder du landest neben ihm.«
    Doch die Schlacht war vorbei. Die Fyrdmänner – oder zumindest die, die nicht stöhnend oder reglos auf dem matschigen Boden lagen – rannten und machten sich nicht einmal die Mühe, ihre Ponys mitzunehmen. Ihr Anführer war gefallen, niedergemetzelt gemeinsam von Einar und Skapti. Überall knieten oder standen keuchende Männer, breitbeinig, nach Luft ringend, die Köpfe gesenkt. Einige von ihnen mussten würgen.
    Steinthor befühlte fachmännisch die Leiche neben mir, brummte zufrieden und zog von irgendwoher zwei kleine Stücke Hacksilber und ein Amulett in Form eines Kreuzes aus den Kleidern. Er stopfte das Silber in seinen Stiefel und warf mir das Amulett zu. »Andenken«, grinste er und ging zum Nächsten.

    Einar reinigte sein Schwert. Skapti Halbtroll ging zwischen den Gefallenen umher und sorgte dafür, dass sie auch wirklich tot waren.
    Illugi gab einem von uns etwas aus einer Flasche zu trinken. Der Mann lag zitternd im Regen und hielt sich den Bauch. Zwischen seinen Fingern drang Blut hervor.
    »Wie viele?«, fragte Einar.
    Skapti hielt sich ein Nasenloch zu und rotzte aus dem anderen. »Acht Tote, und ein paar, die erst merken werden, wie schwer sie verletzt sind, wenn die Angst nachlässt und sie langsamer gehen.«
    »Und unsere?«
    »Ein paar Verletzte. Die von Harald Einauge ist ernst, jemand hat ihm den halben Fuß abgehackt, also werden wir ihn tragen müssen. Und Haarlaug hat eine Bauchwunde«, berichtete Illugi.
    »Schlimm?«, fragte Einar. Illugi antwortete nicht, er ging zu dem stöhnenden Mann, kniete sich hin, schnupperte und kam dann zu Einar zurück.
    »Die Innereien sind verletzt, aber es wird wohl noch eine Stunde dauern, ehe wir sicher sein können. Wir müssten ihn tragen, aber das würde ihm bestimmt den Rest geben.«
    Einar strich sich über das nasse Kinn, dann zuckte er die Schultern und ging zu Haarlaug. Überall liefen Männer umher und plünderten die Toten aus, und auf alles tropfte lautlos der sanfte Nieselregen.
    »Haarlaug«, sagte Einar, »du hast eine schwere Bauchverletzung. Illugi Godi hat dir Suppe gegeben, die er schon jetzt riechen kann.«
    Die Worte hingen in der Luft. Der Mann stöhnte, als sei er aufs Neue getroffen worden. Sein ohnehin schon blasses
Gesicht wurde milchweiß und er fuhr mit der Zunge über die trockenen Lippen. Dann nickte er. Er wusste, was es bedeutete, wenn man Illugi Godis Suppe aus dem offenen Bauch riechen konnte.
    »Sorgt dafür, dass meine Frau Thurid meine Sachen bekommt«, bat er. »Und sagt ihr, dass ich wie ein Mann gestorben bin.«
    Einar nickte. Jemand warf ihm einen Sax zu und er nahm ihn und legte ihn in Haarlaugs Hand.
    »Grüß die, die vorausgegangen sind«, sagte Einar. »Und richte ihnen von mir aus: ›Noch nicht, aber bald‹.«
    Die Männer, die in der Nähe standen, murmelten ihre eigenen Gebete. Sie nickten Haarlaug zu und empfahlen ihn Walhall an. Doch jetzt, wo der Moment gekommen war, trat namenloser Schrecken in seine Augen und sein Mund bewegte sich wie im Protest.
    Einar handelte schnell, um Haarlaug keine Gelegenheit zu geben, Furcht zu zeigen und damit seine Würde zu verlieren. Der Sax blitzte auf, fuhr über seinen blassen Hals und hinterließ eine rote Linie. Ein paar Minuten zuckte Haarlaug noch und seine Augen quollen hervor, doch Einar hielt ihn fest, eine Hand auf seinem Mund, wo das Blut seinen Ärmel tränkte.
    Dann war es vorbei. Einar legte Haarlaug die Hand aufs Gesicht und schloss die angstgeweiteten Augen. Einen Moment kniete er noch und ließ seine Hand liegen. Illugi Godi stimmte einen Sprechgesang an, leise, fast flüsternd. Unter

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