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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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bergauf ging. Doch dann ließ der Menschenstrom nach, hörte schließlich ganz auf und wir traten aus dem Schatten der stillen Häuser, die sich
eng an die Befestigungsmauer schmiegten, durch das Haupttor der Festung.
    Innen erhob sich wuchtig und schmucklos das dunkle Gemäuer des Borg, hier und da von einem Lichtschein erhellt. Eine kleine Tür mit einem Eisenring, dahinter eine Treppe, dann standen wir in einem gepflasterten Burghof, wo auf der gegenüberliegenden Seite eine steile Wendeltreppe zu einer weiteren Tür führte.
    Durch die stolperte ich jetzt hinter den anderen her, wie trunken, und befand mich im blendenden Licht mehrerer Fackeln, die in Wandhalterungen steckten und in deren Helligkeit die Laterne unseres Führers wirkte, als sei sie erloschen.
    Der Raum war mit kostbaren Teppichen behängt, glitzernd von Goldfäden und mit Bildern bestickt, die im flackernden Schein der Fackeln wie lebendig aussahen. Ich erkannte nicht, was auf ihnen dargestellt war, außer einer Jagdszene, aber mehrere davon zeigten diese Leute mit den runden goldenen Hüten, daraus schloss ich, dass sie etwas mit dem weißen Christus zu tun haben mussten.
    Selbst der Fußboden, der aus poliertem Holz war, schien zu glänzen und ich empfand meine groben Stiefel darauf wie eine Beleidigung.
    Ein Fremder erschien. Er nickte dem Führer zu, und nachdem er Einar freundlich und mich eher fragend angelächelt hatte, begrüßte er schließlich Illugi mit kühler Höflichkeit.
    Es war ein kleiner Mann. Seine braune Kutte war mit einer hellen, sauberen Schnur zusammengehalten, dazu trug er weiche Lederpantoffeln. Sein Gesicht hatte etwas von einer Maus, spitze Nase, kleiner Mund, aber es wirkte aufgeweckt, es war glatt und sauber rasiert. Die Augen
waren schwarz und sein braunes Haar ringsherum auf die gleiche Länge gestutzt. Das Licht der Fackel beleuchtete seine Glatze in der Mitte des Kopfes – nein, keine Glatze, stellte ich plötzlich fest, es war ausrasiert. Und wie man an dem sprießenden Flaum erkannte, bereits vor einiger Zeit.
    »Martin der Mönch«, sagte Einar und nickte bekräftigend. »Also hat Brondolf Neuigkeiten?«
    »Ja, unser Herr hat euch etwas mitzuteilen«, antwortete der Mönch leise, dann wandte er sich an Illugi Godi. »Noch immer ein Heide, wie ich sehe, Meister Illugi? Ich hatte gehofft, der Herr würde so kurz vor Ostern ein weiteres Wunder tun.«
    »Ein weiteres Wunder?«, erwiderte Illugi. »Hat es denn schon eins gegeben?«
    »In der Tat«, antwortete Martin fast fröhlich. »Mein eigener Bischof, Poppo, hat Harald Blauzahn von der Macht Gottes und seines Sohnes überzeugt, der für unsere Sünden gestorben ist. Er zog einen glühenden Eisenhandschuh an, um es zu beweisen. Also gehört Blauzahn jetzt zur Schar der Kinder Gottes und erfährt seine Barmherzigkeit.«
    »Wo ist Brondolf?«, wollte Einar wissen. »Er ist auf dem Weg hierher«, erwiderte Martin, ohne zu zögern. »Er hat mich gebeten, euch ein guter Gastgeber zu sein – bitte, kommt ans Feuer. Und wer ist dies?«
    Einar deutete mit dem Daumen auf mich und zuckte die Schultern. »Orm, der Sohn von Rurik, meinem Steuermann. Er ist noch nicht viel herumgekommen und hat nichts gesehen, deshalb dachte ich, ich nehme ihn mit, damit er so was hier kennenlernt.«
    »So, so«, sagte Martin nachdenklich. »Ich sehe, du bist
bereits vom Licht des Herrn erleuchtet und in Gottes Gnade aufgenommen.«
    Verblüfft merkte ich, wie er das Kreuz auf meiner Brust ansah, und ich war entsetzt, dass er mich für einen Christus-Anhänger halten konnte. »Das ist von jemandem, den ich getötet habe«, platzte ich ohne nachzudenken heraus. Einar lachte leise. Martin, der nicht recht wusste, ob ich einen Scherz gemacht hatte, schwieg und führte uns an einen Tisch mit Bänken, wo wir uns zum Essen setzten.
    Frauen glitten herein, auch sie in weichen Pantoffeln, die auf dem Boden nur flüsterten, und brachten entgrätete Seitenteile vom Fisch, gefüllt mit Sardellen und Kapern; Muscheln, die wir mit silbernen Haken aus der Schale lösten; Lammrippen, halb roh und so stark mit wildem Knoblauch gewürzt, dass sie auf der Zunge zergingen. Dazu gab es Wein, was ich noch nie getrunken hatte.
    Welch eine Mahlzeit. Bei uns hatte das Essen immer die Farbe von Schlamm, braun oder gelb oder rot – und alles schmeckte nach Fisch, selbst das Fleisch, da wir das Vieh mit Fischresten fütterten. Der Anblick und der Duft dieser Tafel raubten mir fast den Atem.
    Und Martin redete

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