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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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pausenlos, von den Stürmen und den Nachrichten von der Insel Stord und wie schrecklich es war, dass Hakon nicht wie ein Christ begraben worden war, wie es sich gehört hätte, aber zweifellos würde Gott die heidnischen Bräuche übersehen und ihn trotzdem zu sich nehmen.
    Worauf Illugi Godi eine ablehnende Antwort gab und die beiden sich in eine hitzige Diskussion verstrickten, bei der Einar und ich außen vor blieben. Ich hörte mit halbem Ohr zu, als Illugi zu erklären versuchte, dass die Wanen nicht dasselbe sind wie die Asen, dass sie ältere
Gottheiten seien und dass man einige von ihnen, zum Beispiel Ull, nicht mehr sehr verehrte.
    Einar. Ich merkte, wie er mich beobachtete. Ich stellte fest, dass er den Wein in seinem teuren Silberbecher kaum angerührt hatte. Unwillkürlich sah ich mich, wie er mich sah: den Mund vollgestopft mit Lammbraten, Soße, die am Kinn herunterlief – ich war wie trunken von der Sinnlichkeit dieser Tafelfreuden.
    Ich schluckte beschämt. Einar grinste und ich folgte seinem Blick zu den Streithähnen.
    Illugi spottete über die Geschichte von Bischof Poppo und seinem rot glühenden Handschuh, während Martin nur überlegen lächelte und mit sanfter Stimme seine Antworten gab.
    Und plötzlich erkannte ich, als sei ein Vorhang zur Seite gezogen worden – und ich wusste, dass Einar es ebenfalls wusste –, dass Martin nur Zeit gewinnen wollte. Der Wein, das Essen, selbst das Streitgespräch – all das war eine Finte, wie wenn ein Mann nach einer Öffnung unter einem Schild sucht.
    »Wo ist Brondolf?«, fragte Einar unvermittelt.
    Es trat eine Stille ein, als hätte er den silbernen Becher mit Wein auf den polierten Holzboden geschleudert. Martin sah sich um, blinzelte, dann seufzte er tief.
    »Ich hatte gehofft, er würde hier sein und es euch selbst sagen, aber es scheint, dass seine Geschäfte ihn aufgehalten haben«, sagte er mit seiner leisen, vornehmen Stimme. »Es geschehen so viele Dinge in der weiten Welt – denkt nur an die Sache mit Blauzahn –, um die er sich kümmern muss.«
    »Was war in dem Kasten des Heiligen?«, fragte Einar leise.

    Martin zuckte die Schultern. Er schwieg einen Moment, ehe er antwortete. »Knochen. Einige Schriftstücke, aber nicht das, was ich gehofft hatte.« Er stand auf und ging zu einer kleinen Truhe, öffnete sie und nahm einen Stoffbeutel heraus, der leise klirrte. »Ich fürchte, ich habe Brondolf enttäuscht«, fuhr er mit ironischem Lächeln fort, das sein Gesicht für einen Augenblick fratzenhaft entstellte. »Er sucht jetzt nach … realistischeren … Methoden, um Birkas Wohlstand wiederherzustellen, da meine bescheidenen Versuche nichts gebracht haben.«
    »Und was für bescheidene Versuche waren das?«, fragte Einar und beugte sich vor, so dass sein schwarzes Haar sein blasses Gesicht umrahmte, wodurch es mit den tief liegenden dunklen Augen noch blasser aussah. Ich musste an Eyvind denken, der Odins Raben gesehen hatte.
    Martin breitete ratlos die Arme aus und lächelte. »Ich dachte, ich hätte eine wichtige Christus-Reliquie gefunden, die eine Kirche hier in Birka zu einer Pilgerstätte für Christen aus der ganzen Welt gemacht hätte. Es scheint, dass ich mich geirrt hatte.«
    »Was für eine Reliquie?«, wollte Illugi wissen. Einar wandte seine dunklen Augen nicht von Martins Gesicht ab und der Priester gab sich Mühe, noch breiter zu lächeln. In dem Augenblick wusste ich, dass er log, und bei dem Gedanken an einen großen Berg Silber, Attilas Schatz, tat mein Herz fast einen Sprung. Vielleicht gab es ihn doch.
    Martin breitete seine Hände mit den schlanken Fingern aus – sie schienen Brandnarben zu tragen – und hob die Schultern. »Es ist nicht so wichtig, Illugi«, sagte er sanft. »Du weißt ja, wie viele es gibt. Es war eine Fälschung, wie so viele andere. Wenn man alle Fingerknochen
des heiligen Otmund zusammensetzte, würde man auch ein Wunder erleben. Denn dann hätte er mindestens vier Hände haben müssen.«
    Lächelnd trat er zu Einar und legte den Stoffbeutel auf den Tisch, der leise klirrte. »Brandolf dankt euch für eure Mühe. Ihr seid frei zu fahren, wohin ihr wollt.«
    Es war ganz still, niemand rührte sich. Es schien, als seien wir alle erfroren und je länger es anhielt, desto mühsamer wurde es, sich zu bewegen.
    Dann stand Einar auf, so plötzlich, dass wir alle erschraken, und griff nach dem Beutel. Jetzt war alles in Bewegung, als wären wir von einem Zauber erlöst worden. Ohne ein Wort schritt

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