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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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weiter, weil die Männer laut ihre Begeisterung zum Ausdruck brachten, über ein besonders gelungenes Wortspiel, das Geir in seine Verse eingebaut hatte (irgendetwas mit »schauen« und »hauen«). »Ist ganz gut, dass Ulf bewusstlos ist«, fügte er dann hinzu, »ihn würde es nur ärgern.«
    »Er hat auch seinen Teil dazu beigetragen«, bemerkte ich. »Zum Schluss hat er mir Rückendeckung gegeben, mit nichts weiter bewaffnet als einem glühenden Stück Schmiedeeisen.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass Großnase es nicht zu erwähnen vergisst«, lachte mein Vater. Und an Geir gewandt, der gerade einen weiteren Zug aus seinem Trinkhorn nahm, rief er: »Gut gemacht, Großnase. Jetzt, wo König Hakon tot ist, hat sein Skalde, dieser alte Nachmacher, in Norwegen nichts mehr zu melden. Da wäre man über einen neuen Hofdichter bestimmt froh.«
    Geir hob zum Dank sein Horn und wischte sich den Mund, dann steckte er es mit der Spitze in den Boden und fuhr fort, seine Verse vorzutragen.
    »Sei den Göttern dankbar, dass es nicht Egil Skallagrimsson ist«, fügte mein Vater hinzu und ich machte schnell das Zeichen gegen den bösen Blick. Egil war
ein berühmter Dichter, aber man erzählte sich, er sei ein Mann mit blutunterlaufenen Augen und einem großen Elchkopf mit buschigen Augenbrauen. Es hieß, man könne ihm Thors Hammer an den Kopf werfen, ohne dass er auch nur eine Beule davontrüge. Er war ein Krieger und wild wie ein verwundeter Keiler – kurz, er war ein Mann, den man beim Biertrinken besser nicht anrempelte.
    Das brachte mich wieder zu unserem Problem zurück, und zu meinen Fragen. »Wer ist Starkad? Und dieser Vigfus? Und …?«
    »Eins nach dem anderen«, sagte mein Vater, wobei er näher heranrückte und seine Stimme senkte. Er zählte sie an seinen schwieligen Fingern mit den abgebrochenen Nägeln auf. »Starkad Ragnarsson ist einer von Blauzahns besten Männern, ein Mann, von dem es heißt, dass Frauen ihn lieben und Männer ihn fürchten. Er ist vermutlich der einzige Mensch, den auch Einar fürchtet, also sollten wir ihn ebenfalls fürchten. Man sagt, er sei wie ein guter Schweißhund, wenn der einmal zugebissen hat, lässt er nicht mehr los, bis er sein Opfer zur Strecke gebracht hat.«
    Während ich noch darüber nachdachte, hob mein Vater den zweiten Finger.
    »Vigfus – den nennen alle nur Skartsmadr Mikill, den großen Kleidernarr, was er hasst. Man sagt, dass er sich wahrscheinlich im Dunkeln anzieht, weil die Farben seiner Kleider alle durcheinandergewürfelt sind. Er kleidet sich noch bunter als Skapti Halbtroll. Die Eingeschworenen sind ihm früher schon begegnet … auf jeden Fall kennen wir ihn. Er umgibt sich immer mit einer Anzahl von Getreuen. Meist ziemlich brutale Typen, denen man nicht trauen kann.«

    »Wie Einar?«, fragte ich ironisch, aber mein Vater zog die Brauen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Nein, Junge. Einar steht immer zu seinem Wort. Vigfus ist bösartig wie eine Schlange, die glaubt, man habe auf ihren Schwanz getreten.« Er seufzte und rieb sich das Kinn. »Ach, aber bei diesem Spiel gibt es schon zu viele Mitspieler«, meinte er düster.
    »Was für einem Spiel?«, wollte ich wissen. »Wir wissen doch gar nicht, worum es geht.«
    »Das ist allerdings wahr«, pflichtete mein Vater mir bei, dann sah er mich verstohlen von der Seite an. »Einar hält dich für einen großen Denker«, fuhr er fort. »Was hältst du denn von der ganzen Sache?«
    Ich überlegte. Dieser König Blauzahn hatte gehört, dass es da etwas gab, für das er zwei Schiffe voll mit bewaffneten Männern loszuschicken bereit war. Er hatte auch gehört, dass die Eingeschworenen etwas mit der Sache zu tun hatten, von denen wusste er, dass sie tapfere Kämpfer waren.
    Er musste auch erfahren haben, dass die Eingeschworenen nach Björnshafen gesegelt waren, um mich zu holen. Ein Ereignis, das mir eine Ewigkeit her zu sein schien, ein Ereignis aus einer anderen Zeit, einem anderen Leben. Im Geiste blickte ich zurück und sah einen Jungen, der in seiner geschürzten Tunika Möweneier sammelte, und obwohl ich wusste, dass ich dieser Junge war, war er mir doch ganz fremd geworden. In dieser kurzen Zeit war ich zum Mann geworden. Zu einem Mann, der andere getötet hatte.
    Ich erzählte meinem Vater, wie ich die Sache sah.
    Mein Vater nickte. »Ja, wir waren in Hedeby bei den Dänen, da bekam ich die Nachricht von Gunnar und wir
fuhren nach Björnhafen und holten dich. Es lag ja auf dem Weg nach Strathclyde.

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